Tag des Notrufs Was Sie über den Notruf 112 wissen müssen

Vorst · Wer die drei Ziffern wählt, erreicht die Leitstelle und erhält Hilfe in akuten Notsituationen - doch was ist dabei eigentlich zu beachten? Zum Tag des Notrufs gibt ein Feuerwehrmann aus Tönisvorst wichtige Tipps.

Worauf es bei einem Notruf ankommt, erklärt Brandoberinspektor David Bräuning (Foto unten).

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Am Montag ist der 11. Februar. Anders geschrieben: der 11.2.. Streichen Sie die Punkte. Denn an diesem Kalendertag liegt der Fokus auf den drei Zahlen: 112. Im Jahr 2009 ist er zum Europäischen Tag des Notrufs 112 erklärt worden. Wer ihn wählt, erreicht die Leitstelle der Feuerwehr, die je nach Schadenslage Löschzüge, Rettungsdienst und/oder Notarzt alarmiert. Wann muss und sollte man die 112 wählen? Brandoberinspektor David Bräuning vom Löschzug Vorst der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst hat die Antworten.

Also, Herr Bräuning, wann soll der Notruf 112 gewählt werden?

David Bräuning: Immer dann, wenn akute Notfallsituationen auftreten. Wenn es brennt, sich ein Verkehrsunfall mit Verletzten bzw. eingeklemmten Personen ereignet hat oder ein medizinischer Notfall vorliegt. Das wäre der Fall, wenn jemand von der Leiter gefallen und bewegungslos ist oder das Bewusstsein verloren hat.

Ich befinde mich in Vorst und melde einen Notfall. Wohin geht mein Anruf?

Bräuning: Von Vorst aus erreicht er immer die Leitstelle der Feuerwehr Viersen. Von St. Tönis aus gelangen wegen der Vorwahl 02151 manche Notrufe auch in die Krefelder Leitstelle. Die Kollegen leiten dann direkt weiter. Bei jedem Notruf, der die Leitstelle erreicht, entscheiden die Kollegen dort, je nach Schadenslage, darüber, ob ein oder mehrere Löschzüge der Feuerwehr, der Rettungsdienst oder der Notarzt alarmiert werden oder alle gleichzeitig ausrücken müssen. Die Kollegen in der Leitstelle geben auch Sofort-Hilfe, unterstützen bei Bedarf telefonisch den Anrufer, wenn es beispielsweise um die Reanimation eines Bewusstlosen geht.

Der Notruf erreicht die Leitstelle. Was müssen die Kollegen dort wissen?

Bräuning: Die erste Frage der Leitstelle ist: Wo ist was passiert? Dann Ortsteil und Straße nennen. Am Beispiel Grüner Weg wird deutlich, wie wichtig das ist: denn den gibt es in Vorst und in Süchteln. Je genauer die Angaben des Anrufers sind, desto besser. Hausnummer, 1. Etage rechts – präzise Angaben helfen den Rettungskräften, die Einsatzstelle schnell zu finden.

Was wird weiter abgefragt?

Bräuning: Was ist passiert? Dann wird klar: Muss die Feuerwehr ausrücken, weil es brennt? Oder der Notarzt, weil es Verletzte oder schwer erkrankte Personen gibt? Danach entscheidet die Leitstelle, wen sie alarmiert.

Kommt es vor, dass Menschen die 112 wählen, obwohl das gar nicht nötig wäre?

Bräuning: Man muss natürlich immer die jeweilige Situation beurteilen. Aber die 112 ist eine Notrufnummer und nicht bei Bagatellfällen zu nutzen. Ein eingerissener Zehennagel ist keine akute Notsituation.

Zurück zur Leitstelle. Was will man dort noch vom Anrufer wissen?

Bräuning: Wie viele Verletzte sind es? Dabei geht es nicht darum, dass der Anrufer noch einmal genau nachzählt. Die Leitstelle muss aber wissen, sind es einer oder zwei oder doch 15, 16 Verletzte. Meldet jemand einen Bus-Unfall, kann damit ein voll besetzter Linienbus gemeint sein oder ein Unfall eines VW-Busses mit einem Fahrer.

Drei Fragen haben wir. Folgen weitere?

Bräuning: Ja: Welche Art der Verletzung? Bekommt jemand keine Luft mehr, was ist mit Puls und Atmung? Je detaillierter die Angaben sind, desto besser. Der Anrufer sollte auf jeden Fall versuchen, Ruhe zu bewahren. Während des Gesprächs passiert schon die Alarmierung. Es geht keine Zeit verloren. Zum Schluss fragt die Leitstelle, wer der Anrufer ist. Das ist für Rückfragen wichtig, Die kommen manchmal auch direkt im Anschluss an die fünf Fragen. Vor einiger Zeit gab es in Vorst einen Wohnmobilbrand, der zunächst als Pkw-Brand gemeldet wurde. Der Löschzug Vorst wurde alarmiert und rückte aus. Währenddessen ergab die weitere Befragung des Anrufers, dass die Flammen auf ein Haus überzuschlagen drohten. Daraufhin hat der Disponent in der Leitstelle sofort auch die St. Töniser Kollegen alarmiert.

Um Notsituationen gar nicht erst entstehen zu lassen, gibt die Feuerwehr regelmäßig Tipps. Beispiel: brennendes Öl in Topf oder Fritteuse in der Küche. Was ist am besten zu tun?

Bräuning: Auf keinen Fall mit Wasser löschen. Denn: Öl wird viel heißer als die 100 Grad, bei denen sich Wasser in Wasserdampf verwandelt. Man muss wissen: Aus einem Liter Wasser werden 1700 Liter Wasserdampf. Wenn also Wasser ins brennende Öl gegossen wird, verwandelt es sich sofort in Dampf und drückt das Fett explosionsartig aus dem Behälter. Achten Sie einmal darauf: Bei Vorführungen am Tag der offenen Tür schütten wir in der Regel maximal 200 ml Wasser in heißes Öl. Und trotzdem steigt eine beträchtliche Feuersäule auf. Wenn das in einer Küche passiert… Daher: Deckel auf den Topf und das Feuer ersticken. Herd ausmachen. Danach sofort raus und die 112 wählen.

Rauch ist vielfach ein Problem. Was ist da zu beachten?

Bräuning: Bei einem Wohnungsbrand, etwa in der Küche oder im Wohnzimmer, sofort die Zimmertür schließen, damit sich der Qualm nicht ausbreitet, alle Leute mit aus der Wohnung nehmen und die 112 wählen. Andere Bewohner im Haus sind natürlich auch zu warnen. Da noch einmal der Hinweis: Rauchmelder installieren. Wenn in einem Mehrfamilienhaus der Fluchtweg durch das Treppenhaus nicht mehr möglich ist, weil es bereits verqualmt ist, sofort die Wohnungstür schließen und sich an einem Fenster zur Straße oder auf dem Balkon bemerkbar machen.

Was soll ich tun, wenn ich den schrillen Warnton eines Rauchmelders im Nachbarhaus höre?

Bräuning: Den Notruf wählen. Der Anrufer muss keine Befürchtung haben, dass ihm der Einsatz in Rechnung gestellt wird, wenn es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat. Der absichtliche Missbrauch des Notrufs ist allerdings strafbar. Ihm wird nachgegangen.

Haben Sie noch ein paar Tipps? Ich denke daran, dass bald wieder der Obstbaumschnitt im Garten und der Frühjahrsputz im Haus anstehen. Da steigen viele auf die Leiter…

Bräuning: Man sollte nur Leitern benutzen, die geprüft, zugelassen und in Ordnung sind. Wichtig: richtig aufstellen, auf einen festen Untergrund achten und nur die erlaubten Stufen betreten.

Was ist zu tun, wenn ich einen Verkehrsunfall mit verletzten Personen im Auto sehe?

Bräuning: Sofort den Notruf absetzen. Die Insassen nur von vorne ansprechen, nicht am Wagen rütteln oder an der Autotür zerren.

Gibt es zur 112 noch etwas zu sagen?

Bräuning: Der Notruf 112 ist nur für Notfälle – egal, ob es sich dabei um medizinische Notfälle, Brände oder Hilfeleistungen handelt. Dieser ist klar zu differenzieren von der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117. An diesen kann man sich bei allen nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen wenden, wenn die Arztpraxen geschlossen sind.