Freundschaft über die Kontinente
Marugame in Japan und Willich am Niederrhein haben ihre engen Beziehungen feierlich beurkundet.
Willich. Zwischen Willich am Niederrhein und dem japanischen Marugame liegen 9194 Kilometer — doch seit gestern sind sich die beiden Städte ganz nahe gekommen: Im Ratssaal des Neersener Schlosses haben die Bürgermeister Masaharu Kaji und Josef Heyes im festlichen Rahmen eine Freundschaftsurkunde unterzeichnet.
In dem Vertragswerk erklären beide Kommunen ihre Absicht, „den Austausch von Informationen über die Arbeit ihrer kommunalen Organe, zum Beispiel zur Stadtentwicklung, zur Wirtschaft, zur Kultur, zu entwickeln und zu pflegen und die guten freundschaftlichen Beziehungen aufgrund des gegenseitigen Verstehens zu festigen“. Begegnungen zwischen ihren Einwohnern und Vereinen werden besonders begrüßt. Beide Städte wollen auf diesem Weg einen wichtige Beitrag zu Frieden und Freiheit leisten.
Die Freundschaft über die Kontinente hinweg ist über die vergangenen Jahre stetig gewachsen. Bereits im November 2016 hatte der Willicher Stadtrat beschlossen, ein Freundschaftsabkommen mit Marugame zu schließen. Im Vorjahr folgte das St. Bernhard-Gymnasium mit einer Partnerschaft mit der Fuji-Gakuen-Schule. Dem Festakt gestern wohnten auch Schüler der Stufe 10 bei, die im kommenden Jahr ihre japanische Partnerschule besuchen werden. Wie der Präsident des Japan-Clubs Willich, Yasuo Inadome, zu Beginn der Feierstunde hervorhob, sei dies alles „eine gute Basis für eine zukünftige Städtepartnerschaft“.
Dem schloss sich Bürgermeister Josef Heyes ausdrücklich an. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ — dieses Zitat von Hermann Hesse stellte er seiner Rede voran. Er erinnerte an die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan, die in Marugame besonders deutlich werden: Dort wurde vor genau 100 Jahren erstmals in Japan Beethovens 9. Sinfonie mit der berühmten Schiller-Zeile „Alle Menschen werden Brüder“ aufgeführt — einem Ideal, zu dem man einen Beitrag leisten wolle, so Heyes. Es spielte damals ein Orchester, das aus deutschen Kriegsgefangenen bestand, die in Marugame untergebracht waren. Bis heute wird die Tradition dieser musikalischen Aufführung in der 110 000-Einwohner-Stadt gepflegt. Doch auch ein deutsches Bierfest findet regelmäßig in Marugame statt.
Bürgermeister Masaharu Kaji, der von seinem Büroleiter Yukio Yamaji und vom Stadtratsvorsitzenden Seijo Omae begleitet wurde, stellte seine Heimat den deutschen Gastgebern etwas näher vor. Marugame sei von Geschichte geprägt, die historische Burg mit ihrer 60 Meter hohen Mauer ist berühmt. Industrie und Handel, aber auch ihre wunderschöne Lage prägten die Stadt.
Shinsuke Toda, stellvertretender japanischer Generalkonsul, sagte der Beziehung zwischen Marugame und Willich eine große Zukunft voraus, „weil auf beiden Seiten Menschen zu finden sind, denen die deutsch-japanische Freundschaft wirklich etwas wert ist“.
Gepflegt wird diese Freundschaft schon mit einer gemeinsamen Fahrt zum NRW-Landtag, einer Stadtrundfahrt und einem Besuch des Willicher Schützenfestes. Im September wird Bürgermeister Josef Heyes dann mit einer kleinen Delegation Marugame einen Gegenbesuch abstatten.