Gelungene Theater-Premiere in Schloss Neersen
Mit dem Familienstück „Pünktchen und Anton“ trifft das Ensemble der Schlossfestspiele den Nerv der Zeit. Die Dialoge sind an die heutige Jugendsprache angepasst.
Neersen. Sozialkritische Themen ansprechen und gleichzeitig Kinder und Erwachsene zum Lachen bringen — dieser Spagat gelingt dem Ensemble der Schlossfestspiele Neersen mit seinem Familienstück „Pünktchen und Anton“. Die Inszenierung feierte am Sonntag Premiere und bildet gleichzeitig den Auftakt der Spielzeit. Intendantin Astrid Jacob eröffnete die Festspielsaison auf der Freilichtbühne vor dem Schloss.
Das Stück entführte die Zuschauer in die Welt der Kinder Luise, genannt Pünktchen, und Anton. Pünktchen ist die Tochter des reichen Sockenfabrikanten Pogge, Anton stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Trotzdem sind beide beste Freunde. Die Inszenierung basiert auf Erich Kästners Roman „Pünktchen und Anton“ aus dem Jahr 1931. Die angesprochenen Probleme sind aktueller denn je. Pünktchen leidet darunter, dass ihre Eltern nie Zeit für sie haben, da sie den Verpflichtungen der höheren Gesellschaft nachkommen müssen. Anton muss betteln, um den Lebensunterhalt für sich und seine kranke Mutter zu finanzieren. Er kritisiert die Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten: „Es gibt arme und reiche Menschen. Das ist doch gemein.“ Sprachlich hat Regisseur R. A. Güther einige Dialoge der heutigen Jugendsprache angepasst. So beschimpft Pünktchen den lästigen Wegelagerer Klepperbein als „Vollpfosten.“
Das spartanische und funktionelle Bühnenbild erlaubt schnelle Ortswechsel. Liebevolle Details und Requisiten, aber vor allem die Mimik und Gestik der Schauspieler genügen, um die Stimmung der verschiedenen Schauplätze zu transportieren. Viele lustige Slapstick Einlagen sorgen für Abwechslung. Pünktchen versucht tatsächlich Handgreiflichkeiten zwischen Anton und Klepperbein zu beenden, indem sie mit ihrer Handtasche auf beide einschlägt.
Besonders gut kommt die Haushälterin der Pogges, die Dicke Berta, bei den Zuschauern an. Mit kessen Sprüchen sorgt sie regelmäßig für Aufruhr — wie hier mit einem Kommentar zur Migräne von Frau Pogge: „Migräne ist Kopfweh, wenn man keins hat und sich vor allem drücken möchte.“
Ausgelassen wird die Stimmung, sobald die Kinder in das Stück eingreifen dürfen. So sollen die kleinen Zuschauer Berta warnen, wenn der schmierige Gangster Robert versuchte in das Haus der Pogges einzubrechen. Sobald auch nur ein paar Zentimeter von Roberts Taschenlampe zu sehen waren, standen die Kinder auf ihren Sitzen und schrien laut. Einige versteckte Gags brachten vor allem die Erwachsenen zum Lachen. So wird der „Schlossgarten“ als Prunkstück des Hauses der Pogges bezeichnet.
Die vielfältige und gelungene Premiere wurde von den Zuschauern mit minutenlangem Applaus honoriert. Und auch die Schauspieler bedankten sich beim Publikum auf ihre eigene Art und spritzten mit Wasserpistolen auf die ersten Reihen.
“ „Pünktchen und Anton“ ist noch bis August regelmäßig zu sehen. Informationen und Tickets gibt es unter anderem über die Internetseite.