Girl’s Day: So läuft’s im Bundestag

Junge Frauen aus Tönisvorst nahmen auf Einladung der Grünen an Planspielen teil.

Foto: Bischof

Tönisvorst/Krefeld. Bei ihrem ersten Besuch im Bundestag fiel Sharina Göde direkt ein modisches Detail auf. „Die weiblichen Abgeordneten hatten keine hohen Schuhe an, sondern Turnschuhe“, wunderte sich die Germanistik-Studentin aus Tönisvorst: „Es standen namentliche Abstimmungen an, deshalb sind alle hin- und hergerannt. Da haben wir gemerkt: Die Politiker sind richtig viel unterwegs, die sitzen nicht nur auf ihren vier Buchstaben.“

Eine kleine Anekdote, die den gesamten „Girls’ Day“ gut zusammenfasst. Denn sowohl Göde, 25, als auch die Schülerin Marnie Baumeister, 16, spulten bei ihrem Berlin-Besuch auf Einladung der Krefelder Grünen Ende April den einen oder anderen Kilometer ab. Doch es war nicht nur die Hektik, die die jungen Frauen auf ihrem 19-stündigen Trip in die Hauptstadt und wieder zurück beeindruckte. „Ich war überrascht, dass wir uns mit Frau Schauws so locker über alles unterhalten konnten“, sagte Göde weiter.

Die Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws aus Hüls habe den beiden Besucherinnen sehr offen und interessiert geantwortet, hat mit den Eltern der Studentin sogar unbekannterweise gemeinsame Jugendfreunde. Auch der Grünen-Franktionsvorsitzende Anton Hofreiter war „richtig cool“, wie Baumeister berichtete. Und die Abgeordnete Kordula Schulz-Asche sei „total schockiert“ von persönlichen Fällen der Altersarmut gewesen und versprach Göde, sich des Themas anzunehmen.

Im Rahmen des alljährlich stattfindenden „Girls’ Day“ sollen Mädchen Berufe kennenlernen, in denen Frauen derzeit noch stark unterrepräsentiert sind. Also vor allem in den sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Doch auch der Weg in die Politik ist für viele Mädchen nicht selbstverständlich, der aktuelle Frauenanteil von 31 Prozent im Bundestag ist der niedrigste seit 1998.

Deshalb hatten die Grünen mit der WZ zwei junge Frauen gesucht, die gemeinsam mit dem Wahlkreismitarbeiter Karsten Ludwig nach Berlin fahren durften.

Im Reichstagsgebäude nahm Göde an einem Planspiel zum Thema „Faire Kleidung“ teil und merkte, „wie eingeschränkt Politiker oft sind. Stets muss man seine Meinung zurückstellen und an Kompromissen arbeiten“.

Baumeister war in einem Planspiel zum Thema „Wegwerfbecher“ die fiktive Gründerin eines Start-ups. „Ich konnte richtig aktiv teilnehmen, war frei in dem, was ich fordern konnte. Da gab es teilweise richtig hitzige Diskussionen“, sagte die Schülerin des Michael-Ende-Gymnasiums.

Nach einem Speeddating mit Politikern und einem Besuch der Reichstagskuppel führte Ludwig die beiden jungen Frauen noch im Eiltempo zu den wichtigsten Orten des politischen und historischen Berlins: Brandenburger Tor, Mall of Berlin, einige wichtige Botschaften und natürlich das Holocaust-Mahnmal.

„Das war eine Chance, die konnte ich mir nicht entgehen lassen“, zog Göde im Gespräch mit der WZ ein rundum positives Fazit der Reise. Und auch Baumeister bereut den anstrengenden Tag keineswegs: „Wie kann man da Nein sagen?“ Da machten auch 16 Kilometer „Laufstrecke“ nichts, oder die fünf Sicherheitskontrollen, die die beiden jungen Frauen an den Flughäfen und in den Regierungsgebäuden über sich ergehen lassen mussten.