Grenzweg: Die Wogen etwas geglättet

Die Bewohner am Grenzweg haben Angst, dass ihre Immobilien an Wert verlieren, wenn sie zum „Überschwemmungsgebiet“ erklärt werden — jetzt konnte die Bezirksregierung einige Anwohner beruhigen.

Willich. Die Wogen an der Niers haben sich ein wenig geglättet — zumindest, was die Bewohner des Grenzweges in Neersen angeht. Die Bezirksregierung hatte zur beabsichtigten Festsetzung eines Überschwemmungsgebietes zu einem Info-Abend ins Schloss eingeladen. Etwa 150 Interessierte kamen, darunter auch einige Vertreter der Stadt Willich und des Kreises Viersen sowie der Stadt Mönchengladbach.

Norbert Rennen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Grenzweg, sagte im Anschluss, dass nun viele Bedenken der Anwohner entkräftet worden seien. Einige wollen dennoch gegen das Überschwemmungsgebiet kämpfen, fürchten sie doch einen erheblichen Wertverlust ihrer Immobilien.

Zur Vorbereitung eines Hochwasserrisikomanagements der EU muss die Bezirksregierung Düsseldorf Gebiete entlang ihrer Flüsse benennen, in die im Falle eines „Jahrhundert-Hochwassers“ Wasser einfließt. Diese Gebiete sollen als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen werden — so wie der Grenzweg samt bebauter und landwirtschaftlich genutzter Flächen auf Neersener beziehungsweise Viersener Seite der Niers.

Von Gutachtern geprüft, obgleich einige Kritiker einige der zugrunde gelegten Grunddaten anzweifelten, wurde ein Modellbild gezeigt, das dieses hundertjährige Szenario in etwa widerspiegelt. Dabei stehen die anliegenden Felder unter Wasser, nicht aber die Häuser am Grenzweg.

Silke Ohlwein, eine Mitarbeiterin der Landesbehörde, sprach auch nicht von einem Überschwemmungsgebiet am Grenzweg, sondern von dem Gebiet „Überschwemmung Nierssystem“. Sie wollte damit sagen, dass dabei auch die direkte Umgebung der Niers mit den angrenzenden Feldern, Gräben oder Schiebern betrachtet worden sei und funktionieren müsse, damit das Wasser nicht in das Gewässer, sondern auf die Äcker abfließen könne.

Einige Redner kritisierten den Zustand der Schieber, die bei einer Schließung das Regenwasser davon abhalten, in die Niers und somit bei anhaltenden und starken Niederschlägen auf die direkt angrenzenden Haus-Grundstücke zu fließen. Sofort reagierte darauf der Vorstandsvorsitzende des Bodenverbandes der Mittleren Niers, Peter Joppen aus Vorst: Er lud Interessierte zu einem Ortstermin ein, um sich die Schieber einmal anzuschauen: am Donnerstag, 13. November, 14 Uhr, Treffpunkt B 7/Konradkapelle.

„Wir müssen einen Kompromiss finden. Natürlich ist der Hochwasserschutz wichtig, aber es darf nicht so sein, dass wir uns vor dem Abwasser schützen müssen“, brachte es Marco Backus, der seit etwa einem Jahr am Grenzweg wohnt, auf den Punkt.

Verlierer oder Gewinner gab es am Abend nicht, in der Tendenz wurde geäußert: Hochwasserschutz ja, aber nur dann, wenn das komplette Be- und Entwässerungssystem an der Niers funktioniert.