Ingenieurkammer NRW zu Besuch bei Kolpingschule Willich Schüler bauen Brücken wie Leonardo da Vinci

Willich · Die dritten und vierten Schuljahre der Kolpingschule in Willich sind beim Besuch der Ingenieurkammer NRW unter die Bauherren gegangen. Die Grundschüler haben Brücken gebaut, die ganz ohne Nägel, Schrauben, Kleber oder Seile auskommen.

 Die Drittklässler der Kolpingschule wissen genau, was sie beim Bau der Brücken zu tun haben. Damit sie gelingen, ist Teamwork erforderlich.

Die Drittklässler der Kolpingschule wissen genau, was sie beim Bau der Brücken zu tun haben. Damit sie gelingen, ist Teamwork erforderlich.

Foto: Norbert Prümen

Auf dem Schulhof der Kolpingschule in Willich ist aufgeregtes Stimmengewirr zu hören. Das ist aber nicht der Pause geschuldet, sondern vielmehr steht an diesem Tag der Brückenbau im Mittelpunkt. Drittklässler der Schule werkeln an insgesamt zehn mit Matten ausgestatteten Baufeldern. Schülerhände in Handschuhen halten Balken hoch und schieben Hölzer unter- als auch übereinander, aus denen ein Bauwerk entstehen soll. Die Schülerteams von jeweils fünf Kindern haben sich Städtenamen verpasst: Münster, Castrop-Rauxel, Hamm, Finnentrop oder Bochum.

Die Teams sind intensiv mit 15 Holzbalken beschäftigt. Aus den 1,20 Meter langen und zehn mal vier Zentimeter breiten Hölzern gilt es eine Brücke zu bauen und zwar ohne den Einsatz irgendwelcher Werkzeuge oder mit weiterem Hilfsmaterial wie Schrauben, Nägel, Kleber oder Seile. Einzig und allein ein Konstruktionsplan nach dem Vorbild des Erfinders dieses speziellen Brückenbaus steht den Gruppen zur Verfügung. Leonardo da Vinci ist der Konstrukteur dieses Brückenmodells, das allein entsteht, indem die Balken gezielt ineinander verschränkt und gesteckt werden.

Dabei wird auf Zeit gebaut. Die ersten fünf Teams qualifizieren sich für die nächste Runde, wobei es das Ziel ist, ins Finale zu kommen und gegen das vierköpfige Team der Ingenieurkammer-Bau NRW anzutreten. Die Ingenieurkammer steht hinter dem Angebot, das für einen Vormittag an der Kolpingschule Einzug gehalten hat.

Seit über zehn Jahren bietet die Kammer zur Nachwuchsförderung an Schulen das Brückenbau-Projekt an. „Wir haben es mit weiterführenden Schulen entwickelt und uns dann aufgrund der großen Nachfrage auf die Grundschulen konzentriert. Hier können wir bei den dritten und vierten Klassen einen ersten Kontakt in den Ingenieurbereich herstellen“, sagt Laura Conrath von der Ingenieurkammer-Bau NRW. Es ist ein Grundschulwettbewerb namens „Bauen wie Leonardo“ entstanden, an dem Schulen einen Projekttag mit dem vierköpfigen Fachteam gewinnen können.

Markus Krah, selbst Bauingenieur bei einem großen Düsseldorfer Planungsbüro, das unter anderem deutschlandweit Brücken baut, erfuhr von dem Wettbewerb. „Vor dem Hintergrund, dass mein Sohn die Kolpingschule besucht, entstand die Idee, mitzumachen und auf diesem Weg das Projekt nach Willich zu holen“, berichtet Krah, der sich im Namen der Kolpingschule mit seinen Söhnen Johannes und Christoph sowie Schulfreund Philip bewarb.

Sie trainierten den Brückenbau, drehten ein Video, schickten es ein und holten sich unter den 15 teilnehmenden Grundschulen den dritten Platz. Nun war der große Tag gekommen, an dem das Team von der Ingenieurkammer-Bau NRW mit dem Baumaterial zur Kolpingschule reiste. „Es ist ein fantastisches Projekt, bei dem wir die Möglichkeit erhalten, unsere Dritt- und Viertklässler an die Mint-Fächer heranzuführen. Hier können wir mit einen einfachen Einstieg Begeisterung wecken, sich mit dem Ingenieurwesen zu beschäftigen“, sagt Schulleiterin Pia Rommerskirchen.

Inzwischen nehmen die rund 1,50 Meter hohen und gut vier Meter langen Brückenkonstruktionen Form an. Teamwork ist gefragt. Nur wenn alle in einer Baugruppe zusammenarbeiten, ist es möglich, die Konstruktion so zu erstellen. „Fertig!“, der Ausruf kommt von Lena, die Bauleiterin ihrer Gruppe ist. Krah, der das Team Castrop-Rauxel betreut, drückt auf die Stoppuhr. „Zwei Minuten 39“, informiert er Lena, Pia, Eva, Elif und De Long, die zusammen die Brücke gebaut haben.

Alle fünf blicken voller Stolz auf ihre Brücke und dann zu den anderen Städten, wo noch fleißig gearbeitet wird. „Das hat super viel Spaß gemacht. Wir sind ein tolles Team“, meint Pia lachend. Christoph, der an diesem Tag eigens schulfrei bekommen hat, um das Projekt als Helfer mit zu unterstützen, ist der nächste, der auf die Stoppuhr drücken kann. Sein Team Aachen hat drei Minuten und 15 Sekunden gebraucht. Schließlich sind alle fertig und es steht fest, welche fünf Gruppen ins Finale gehen werden.

Doch zunächst ist Rückbau angesagt, bevor die nächste Bautätigkeit starten kann. Und die zeigt, dass Übung den Meister macht. Mit einer Minute und 35 Sekunden holt sich das Team Münster seinen Startplatz für das Finale. Auch bei den Viertklässlern, die im Anschluss bauen, ist es letztendlich das Team Münster, das gegen die Profis antritt. Spannung im Finale: Conrath, Joeline Ketzer, Christoph Olbrich und Bastian Peiffer von der Ingenieurkammer schaffen die Leonardo-Bücke in 59 Sekunden. Lediglich elf Sekunden langsamer ist das Viertklässlerteam, die Drittklässler kommen auf eine Minute und 35 Sekunden. „Die jungen Bauherren waren sehr gut“, lobt Peiffer. Aber egal, wie flott gebaut wurde, Urkunden gibt es für jeden einzelnen Jungingenieur von der Kolpingschule.