Heimatfreunde Schiefbahn berichten über Totenzettel
Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn berichten über Totenzettel.
Schiefbahn. Interessanter Lesestoff nicht nur für laue Sommerabende kommt von den Heimat- und Geschichtsfreunden Schiefbahn: Die aktuelle Ausgabe der „Zeitspuren“ hat als Schwerpunktthema die Totenzettel im Wandel der Zeit.
Im Heimatmuseum gibt es immer etwas zu tun: „Zurzeit isolieren wir die Außenwände des Seiteneingangs und der Toiletten“, sagt Ernst Kuhlen, Vorsitzender des Schiefbahner Vereins. Ziel sei die Einsparung von Heizkosten. Auf der Agenda stehe außerdem eine behindertengerechte Toilette.
Mechthild Zuschlag und Bernd-Dieter Röhrscheid kümmern sich derzeit um die Totenzettel-Sammlung. Der älteste stammt aus dem Jahr 1947. Wilhelm Hörmes verstarb mit gerade mal 26 Jahren, als er einem Nachbarn zur Hilfe eilte und von einer Räuberbande erschossen wurde. Der Leser der „Zeitspuren“ erfährt, dass der Brauch, Totenzettel zu verfassen, Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden aufkam. Sie hatten den Zweck, für die Toten zu beten, ihnen mit Gebeten den Weg durch das Fegefeuer zu verkürzen.
Typisch für die Totenzettel: Er umfasst einen Lebenslauf. Waren die Biografien im 19. Jahrhundert von vorwiegend familiären und kirchlichen Angaben geprägt, wurden die Lebensläufe ab den 1930er Jahren weltlicher. Dabei galt: Über Tote nur Gutes schreiben.
Eine Besonderheit ist unter anderem der Totenzettel von Josef Hören: Es ist der einzige eines Schiefbahner Soldaten, der im deutsch-französischen Krieg in den 1870er Jahren gefallen war. Insgesamt liegen den Heimat- und Geschichtsfreunden derzeit 172 Totenzettel von gefallenen Soldaten vor.
Ab 1960 schrumpfen die biografischen Daten auf Geburts- und Sterbetag. Was geblieben ist, ist die Aufforderung zum Gebet für den Verstorbenen. Röhrscheid hat vor, die Daten der Totenzettel-Sammlung auf der Homepage der Heimat- und Geschichtsfreunde zu veröffentlichen, um Familienforschern die Arbeit zu erleichtern. Geplant ist außerdem, Sammlung und Digitalisierung auf Anrath, Alt-Willich und Neersen auszuweiten. rudi