Schwitz-Attacken in der zweiten Haut

Es dauert eine ganze Weile, bis die Sams-Darstellerin Isabell Dachsteiner in ihr Kostüm geschlüpft ist.

Neersen. Im Hof des Neersener Schlosses ist es eine Stunde vor Beginn der Vorstellung zu „Eine Woche voller Samstag“ noch ruhig. Noch gibt’s keine aufgeregten Kinderstimmen, die freudig erregt auf Herrn Taschenbier, Frau Rotkohl und natürlich das Sams warten. Allerdings ist das Sams schon da. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geht es für Schauspielerin Isabell Dachsteiner zum ersten Mal in die Maske. Nach und nach wird sie nun durch Kostüm und Co. in das Sams verwandelt.

In einem ersten Schritt dreht Maskenbildnerin Alexandra Vogel die Haare von Isabell Dachsteiner ein, so dass die sonst schulterlangen Haare eng am Kopf anliegen. Auf die „eingeschnekelten“ Haare kommt kurz vor Vorstellungsbeginn noch die Sams-Perücke. Es folgt eine dicke Schicht Makeup. Dann kommt Puder, damit die eben aufgetragene Schicht durch den Schweiß nicht sofort wieder runtergespült wird. Denn schwitzen wird Isabell Dachsteiner wieder mit Sicherheit. Im Schlosshof sind für den kommenden Sonntag 27 Grad und schwüle Wärme angekündigt.

Nach den ersten 20 Minuten in der Maske heißt es dann für Isabell Dachsteiner: Ab ins Kostüm. Durch den Waton, ein mit Watte gefüllten Ganzkörperanzug, gewinnt die schlanke Isabell Dachsteiner an den berühmten Stellen Bauch, Beine und Po bis zu 15 Zentimeter mehr Umfang. Über den Waton kommt die Sams-Haut, abgerundet wird das Bild mit wollenden Handgelenk und Fussstulpen. „Jetzt wird es auch langsam warm“, gibt die 30-jährige Kölnerin zu, für die ihr Arbeitstag bei den Schlossfestspielen eigentlich schon auf der Autobahn begonnen hat: Auf dem Weg von Köln, wo sie wohnt, nach Neersen, absolviert sie im Auto bereits Sprechübungen.

Für die junge Schauspielerin, die 2010 ihren Abschluss an der Kölner Schauspielschule im Theater der Keller gemacht hat, ist es kein Problem, sich so kostümiert zu präsentieren. „Ich mag meine Rolle. Ich mag das Sams, und dafür nehme ich gerne temporär ein paar Kilo mehr in Kauf“, sagt sie schmunzelnd — und nimmt einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche.

Wenn sie alle Kostümteile angezogen hat, geht es für Isabell Dachsteiner ein zweites Mal in die Maske. Jetzt werden ihr die berühmten Wunschpunkte angeklebt, die Perücke aufgesetzt und befestigt und die Sams-Nase angeklebt. An einigen Stellen wie auf Händen und Nacken werden noch mal Makeup und Puder aufgetragen und dann geht es schon los.

Mit ihrer Wasserflasche bewaffnet geht es zum Auftritt. „Vor, während und nach der Vorstellung trinke ich zwei bis drei Liter Wasser“, sagt Isabell Dachsteiner kurz vor Abfahrt der Mülltone auf die Bühne. Sie stellt ihre Flasche da ab, wo sie sich später im Stück zusätzlich zu dem warmen Waton mit Sams-haut auch noch einen Taucheranzug anziehen wird und dann geht es los. Mit lautem Lachen honorieren die Zuschauer ihren Auftritt.

Gelacht wird aber auch, wenn Isabell Dachsteiner und ihr Kollege Peter Lindhorst (Herr Taschenbier) bei den sommerlichen Temperaturen Nordpol spielen müssen, oder sich zusammen unter eine warme Bettdecke kuscheln, weil ihnen „sooo kalt“ ist. Auch Schal und Mütze trägt Isabell Dachsteiner bei diesen Temperaturen zwischendurch mal zusätzlich. „Dank des Sams habe ich ein paar Kilo abgenommen“, gibt eine deutlich erschöpfte aber glücklich wirkende Isabell Dachsteiner nach der Vorstellung von sich.