Herr Maurhut radelt gerne
Die WZ wollte wissen: Wie schnell reagieren Städte und Verbände aus E-Mail-Anfragen?
Willich/Tönisvorst. Erinnern Sie sich an Richard Maurhut? Das ist der junge Familienvater (34, verheiratet, ein Kind), den die WZ erfunden hat. Mit diesem Pseudonym hat unsere Redaktion getestet, ob Städte, Vereine und Institutionen auf E-Mail-Anfragen reagieren, wie schnell sie das tun und wie gut die Infos sind. Gestern haben wir die Reaktionen (und Nicht-Reaktionen) der Parteien vorgestellt. Heute gehen wir der Frage nach, wie die Städte, der Kreis, zwei Wohlfahrtsverbände und die Deutsche Bahn sich geäußert haben.
"Ich arbeite bei einer Landesbehörde in Düsseldorf. Ich trage mich mit dem Gedanken, umzuziehen und für meine Familie ein Einfamilienhaus zu bauen." So hieß das Anschreiben von Herrn Maurhut an die Städte Willich und Tönisvorst. Und der Mann wollte es noch genauer wissen: "Gibt es bei Ihnen Bauland? Können Sie mir ein Grundstück anbieten? Wenn ja, in welchem Stadtteil?"
Von der Willicher Stadtverwaltung kam erstmal keine Reaktion. Jedenfalls keine per E-Mail. Was seinen (nachvollziehbaren) Grund hatte. Wir hatten bei der Anfrage eine fiktive Adresse aus Düsseldorf angegeben. An diese hatte die Sachbearbeitung umgehend Info-Material geschickt. Das natürlich zurückgekommen war. Weil das schon malvorkommen kann, hatte man es gleich nochmal auf den Weg gebracht. Erst als es dann erneut zurück kam, meldete sich die Stadt bei Richard Maurhut und teilte diesem mit, mit seiner Adresse könne was nicht stimmen.
Im Angebot gab’s folgendes: Bauland im Gebiet Wekeln III ab Anfang 2009, ebenso an der Jahnstraße in Schiefbahn. Im Herbst 2009 wäre auch am Bruch in Neersen etwas zu haben. Sobald das Auswahlverfahren losgeht, bekomme jeder Bewerber ein Exposée zugesandt. Übrigens: Für die Zukunft könne man sich vorstellen, eine Mail-Anfrage auf gleichem Weg zu bestätigen. Dann, findet Herr Maurhut, wär’s perfekt.
Von einem solchen Prädikat ist die Stadt Tönisvorst weit entfernt, sehr weit. Ob’s dort Bauland gibt, erfährt der Anfrager nicht. Es gibt keine Antwort. Im Sinne von Kundenorientierung ist das sicher nicht.
Ganz anders die Situation beim Kreis Viersen. Dort hatte sich Herr Maurhut als Leiter einer zehnköpfigen Radler-Gruppe aus Borken/Westfalen gemeldet und nach Material über Übernachtungen, Touren, Radwegenetz usw. gefragt. Die Antwort kam in weniger als einem Tag. "Nennen Sie Ihre Adresse und wir schicken Material", teilte die Sachbearbeitung mit. Auf den Weg hätte sie einen Katalog "Freizeit", einen "Übernachtungen" sowie Info-Broschüren über den Kreis und mögliche Radtouren gebracht. Vorbildlich.
Das kann man von der Arbeiterwohlfahrt in St.Tönis und dem Malteser Hilfsdienst in Willich nicht behaupten. Hier hatte Richard Maurhut seine ehrenamtliche Mitarbeit angeboten. Auch nach einem Monat keine Antwort. Vielleicht braucht man ja keine Ehrenamtler.
Bliebe die Deutsche Bahn. Hier hatte unser Düsseldorfer Familienvater sich über mehrere Verspätungen in Anrath beklagt. Die DB reagierte mit einer automatischen Bestätigungsmail. Der folgte drei Tage später die Erklärung: "Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung und wünschen Ihnen weiterhin gute Fahrt." Zeitlich ein gutes Krisen-Management, inhaltlich gehört es eher in die Fraktion "windelweich".