Stadt Willich Im „Loch“ wohnt sie gerne

Viele Jahre war die Bauruine im Schiefbahner Ortskern ein Schandfleck. Heute ist daraus ein schmuckes Neubaugebiet geworden.

Foto: Kurt Lübke

Schiefbahn. Zur WZ-Serie zum Thema „Sommerloch“ passt das einstige „Schiefbahner Loch“ wie die oft zitierte Faust aufs Auge. Von der symbolischen Faust wollten sich einige Nachbarn Ende der 90er Jahre nicht schlagen lassen. Sie klagten gegen den geplanten Neubaukomplex im Ortskern, ärgerten sich vor allem über die beabsichtigte Vielfach-Nutzung von Wohnungen und Einkaufszentrum. Es kam im August 1999 zum Baustopp, den das Verwaltungsgericht Düsseldorf verhängte. Mehr als zehn Jahre tat sich nichts mehr, war das riesige „Loch“ inmitten des Dorfes ein großer Schandfleck.

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Aufgrund eines Formfehlers und von Abwägungsmängeln im Bebauungsplanverfahren kam damals das richterlich angeordnete Aus. Es passierte dann zunächst einmal gar nichts. Die ersten Fundamente waren schon 1999 gegossen worden. Das Gras wuchs nun zwischen dem Beton und den Moniereisen, die schon Rost ansetzten. Das beabsichtige Hubertus-Zentrum, das dort für rund 7,5 Millionen Euro entstehen sollte, wurde eher eine Heimat für Ratten und anderes Getier als eine Wohnstätte. Anstelle eines Gartens schauten die empörten Anwohner in eine Grube. Derweil sich der Eigentümer mit der Stadt um Schadenersatz-Zahlungen stritt.

Da die ersten Investoren absprangen, begann dann die Suche des damaligen Eigentümers, Herbert Mertens, aufs Neue. Erst Ende 2011 lag die Genehmigung des geänderten und auf eine reine Wohnnutzung abgespeckten Bebauungsplanes vor. Als Investor kam schon 2008 die Paschertz Grundstücks GmbH ins Spiel. Die Neuplanung begann, die alte Erdgrube wurde aufgefüllt. Das Projekt bekam zunächst den Namen Ginkgo-Park, später hieß es Hubertushof.

Im Sommer 2012 wurde mit dem Hausbau begonnen. Es entstanden ausnahmslos Eigentumswohnungen, die entweder die Eigentümer selbst nutzten oder vermieteten. Es entstanden von April 2013 bis Februar 2014 drei Mehrfamilienhäuser, zwei zweigeschossige Einfamilienhäuser und vier Bungalows, alle barrierefrei. Mit dem Straßenausbau im Frühjahr 2015 hatte sich die Sache mit dem einstigen Schandfleck endlich erledigt, konnten endlich die Nutzer in den weißen Wohngebäuden die besondere Lage genießen.

„Ich sag immer noch, dass ich im Schiefbahner Loch wohne“, sagt schmunzelnd Brigitte Gerstmann. Die heute 76-Jährige war vor etwa viereinhalb Jahren eine der Ersten, die in die Bauten mit den weißen Häuserfronten einzog. Sie genießt ihre Eigentumswohnung mit dem kleinen Garten, und die Nähe zur Ortsmitte. „Es ist darüber hinaus ein schönes Gefühl, wenn direkt neben dir die Glocken der katholischen Pfarrkirche läuten“, erzählt die Seniorin, die froh darüber ist, dass ihre Wohnung kein SB-Markt wurde.

Brigitte Gerstmann, die seit über 13 Jahren ehrenamtlich für das Freiwilligen-Zentrum tätig ist, suchte schon in der ersten angedachten Bauphase vor über zwölf Jahren mit ihrem — mittlerweile verstorbenen — Ehemann etwas Überschaubares, Barrierefreies, möglichst auf einer Etage. Und fand genau das Richtige.

„Zentraler geht es ja kaum noch“, sagt ebenfalls ihr Nachbar, Rüdiger Klaus (56). Der Ingenieur, der von Kindheit an in Schiefbahn lebt, wohnt mit seiner Ehefrau in einem anderen Mehrfamilienhaus. Er ist froh, dass ihm seinerzeit die Paschertz Grundstücks GmbH dieses Angebot gemacht hatte. Auch er war einer der Ersten. „Eine Super-Baugebiet“, schwärmt er.