Interview: Rainer Hunolds Gastspiel in St. Tönis
Was der Schauspieler über den Niederrhein weiß und wie es ihm vor dem Gang auf die Bühne geht, hat er der WZ vor seinem Auftritt in St. Tönis verraten.
St. Tönis. Rainer Hunold ist ein ruhiger, besonnener Mensch. Er hat aber ein bewegtes Rollenspiel hinter sich. Der Schauspieler mimte schon Mörder, Zuhälter, einen Seemann oder einen Pastor. Millionen von Fernsehzuschauern ist er als Strafverteidiger Dr. Rainer Franck oder Oberstaatsanwalt Bernd Reuther bekannt. Von Berlin mit dem Flieger angereist, spielte der 63-Jährige am Samstag in der Komödie „Verwandte sind auch nur Menschen“ den Justizrat Klöckner in St. Tönis.
Sie sind in Braunschweig geboren, gibt es zu Ihrer Geburtsstadt noch Beziehungen?
Hunold: Nicht mehr all zu viele. Denn wegen der Liebe bin ich schon früh nach Berlin gezogen. Aber ich habe mich über den Aufstieg der Eintracht in die 1. Bundesliga sehr gefreut.
Kennen Sie den Niederrhein?
Hunold: Nicht so gut, Verwandte oder Freunde habe ich in der Region nicht. Meistens sind es die Tourneen, die mich hierher führen. Oder die Kunst. So kenne ich das Schloss Moyland in Bedburg-Hau sehr gut, will mir in diesem Jahr unbedingt noch die Museums-Insel Hombroich in Neuss anschauen.
Sie kommen sowohl auf der Theaterbühne als auch im Fernsehen sehr authentisch und vertrauenserweckend rüber. Kennen Sie eigentlich noch Lampenfieber?
Hunold: Hören Sie bloß auf. Ich bin vor jedem meiner Auftritte unheimlich nervös und kaum ansprechbar. Auch hier in St. Tönis. Zumal ich in der Komödie erst nach etwa 20 Minuten meinen ersten Auftritt habe. Bis dahin geht die Pumpe unaufhörlich. Dies legt sich erst, wenn ich die ersten Sätze gesprochen habe.
Sie haben die Komödie „Verwandte sind auch nur Menschen“ in den vergangenen Jahren unzählige Male gespielt. Ist das auf Dauer nicht ermüdend?
Hunold: Überhaupt nicht. Jede Aufführung hat etwas Besonderes, verändert sich im Laufe des Spiels und wenn es nur Nuancen sind. Das kann man mit den Rollen im Fernsehen überhaupt nicht vergleichen. Das sind zwei Berufe. In den TV-Produktionen ist vieles zu präzise und abgestimmt, wird eine Szene zwischen drei- und fünfmal gespielt, ehe der Regisseur damit zufrieden ist.
Wie lernen Sie Texte?
Hunold: Ich schreibe mir meine Texte auf, so kann ich sie am besten behalten.
Gibt es ein einschneidendes Erlebnis, das Sie zur Schauspielerei geführt hat?
Hunold: Ich kann mich noch sehr gut an ein Theaterstück in meiner Grundschule erinnern. Damals war ich acht Jahre alt, besuchte die zweite Klasse. Wir spielten für die neuen Schüler einen Sketch, bei dem ich ein Polizist war und mich mit einem abgebrochen Degen gegen einen Angriff zur Wehr setzen musste. Anstelle des Degens hatte ich einen Brieföffner in der Hand. Es gab bei meinem Auftritt viel Gelächter und Applaus. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. So wie meine Komparsenzeit, als ich auf dem Gymnasium war.
Wie lange möchten Sie noch schauspielern?
Hunold: So lange es mir Spaß macht und ich das Lampenfieber behalte. Eine Wunschrolle habe ich nicht. Ich hoffe nur bei jedem Auftritt, dass es nicht das letzte Mal ist, dass ich auf der Bühne stehe.
Letzte Frage: In Neersen gibt es seit langem die Schlossfestspiele. Wäre das was für Sie?
Hunold: Derzeit noch nicht, das ist mit meinem Terminkalender nicht zu vereinbaren. Denn ab Montag nächster Woche gehen zum Beispiel in Wiesbaden die Drehs zu einer weiteren Staffel der Serie „Der Staatsanwalt“ weiter.