Willicher Krankenhaus Hospital: Die letzten Hüllen fallen

Willich · Nun geht es dem ehemaligen Krankenhaus-Gebäude an der Bahnstraße in Willich an die Bausubstanz. Der Long-Front-Bagger nagt an den Etagen. Von der Parkseite aus sind die Abrissarbeiten gut zu beobachten.

Ein Bild für die Stadthistorie: Die Abrissarbeiten am ehemaligen Katharinen-Hospital in Willich haben begonnen. Der Long-Front-Bagger reißt das rückwärtige Gebäude zur Parkseite ab.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Willich am Donnerstagmorgen. Es ist Viertel nach Neun. Der Stemmhammer, mit dem ein Bauarbeiter im vierten Stock des ehemaligen Schwesternwohnheims ins Mauerwerk geht, dröhnt über die Bahnstraße. Eine Passantin bleibt stehen, schaut die Fassade hinauf und sagt ungefragt: „Das ist schon traurig.“ Sie meint den Abriss des Willicher Krankenhauses.

Die Frau wohnt die Bahnstraße weiter runter, hinter dem Kreisverkehr, Höhe Edeka. Beim Gang in die Stadt kommt sie am ehemaligen Krankenhaus-Gebäude vorbei.

Auch wenn dort seit Jahren kein Patient mehr behandelt worden ist, hat das Gebäude mit dem weißen Schriftzug „Katharinen-Hospital“ in und für die Stadt noch eine nicht zu unterschätzende Präsenz. Als Hospital eine Hülle, ohne Funktion, aber da. Das wird sich in den nächsten Wochen ändern. Der Abriss hat begonnen.

Wer bisher lediglich von der Bahnstraße aus einen Blick auf das Innenstadt-Areal geworfen hat, hat den Beginn tatsächlicher Abriss-Arbeiten womöglich noch nicht mitbekommen. Zur Bahnstraße sind bisher nur Entkernungsarbeiten hör- und sichtbar.

Container und Fahrzeuge der Bauarbeiter stehen auf dem Parkplatz, auf dem früher Chefarzt, Klinikleitung und Besucher parkten.

Von dem Krach bekäme sie bei sich zu Hause nichts mit, sagt die Willicherin. Aber vorhin, im Wartezimmer der Praxis einige Meter weiter, habe man nicht immer verstehen können, „wer aufgerufen wird“.

Viele Kunden betonen,
wie traurig sie sind

„Gratis-Hörtest“ bietet Marlene Klever im Ladenlokal Bahnstraße 29 von „Geers – Gutes Hören“ an. Sie ist angesichts der Großbaustelle gegenüber noch entspannt. Bisher, sagt sie, habe es noch keine großen Beeinträchtigungen durch den Lärm gegeben. Fast alle Kunden, die zu ihr kämen, äußerten jedoch ihr Bedauern über das Aus des Krankenhauses, erzählt sie. „Es sind viele, die darum trauern und es auch immer noch nicht verstehen“, sagt sie. Noch kein Kunde habe geäußert, dass er sich darauf freue, wie es in drei, vier Jahren aussieht“.

Klever hofft, dass sich die Beeinträchtigungen in Grenzen halten. „Es geht ja nicht von heute auf morgen.“ Gleichzeitig hofft sie allerdings, dass Parkplatzsperrungen vor ihrer Tür, die kommen sollen, nicht zu lange dauern. Davon hat sie aus der Logopädie-Praxis nebenan gehört. „Manche Kunden sind nicht so gut zu Fuß.“

Ein Schreiben der Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich, wie es gegenüber an mindestens zwei Stellen am Bauzaun angebracht ist, hat Marlene Klever bisher nicht aus dem Briefkasten ihres Fachgeschäfts geholt. „Vielleicht ist es an unsere Vermieterin gegangen. Wir wissen hier nichts.“

In dem Schreiben an die Anwohner berichtet die Grundstücksstellschaft darüber, dass man beabsichtige das ehemalige Katharinen-Hospital zurückzubauen und das Schwersternwohnheim nebst Kapelle abzubrechen. Die Firma P&Z aus Viersen sei mit den Arbeiten beauftragt worden.

Die Entkernung der Gebäudeteile werde „einige Zeit“ in Anspruch nehmen. Bis zum Beginn des maschinellen Rückbaus würden nur kleinere Geräte vor Ort im Einsatz sein.

Auch von dem sogenannten Long-Front-Bagger, der seit einigen Tagen auf der Rückseite des Katharinen-Hospitals am Gebäude nagt, ist die Rede. Bauteil für Bauteil werde abgetragen. „Um eine Staubentwicklung zu minimieren, ist der Long-Front-Bagger mit einem Bewässerungssystem ausgestattet.“

Vom Konrad-Adenauer-Park aus sind diese Arbeiten gerade auszumachen. Auch an diesem Morgen bleiben Spaziergänger stehen. Eine Mutter mit kleinem Kind zeigt auf den Bagger, der mit seiner Schaufel die Metallteile aus dem Schutzberg zieht. Ehe sie weitergehen kann, verspricht sie dem Nachwuchs: „Morgen kommen wir wieder.“

Der Long-Front-Bagger hat da noch Pause. Ein Willicher, der ebenfalls über die Mauer schaut, hat ihn am Mittwoch im Einsatz gesehen: „Ich habe vor 30 Jahren mal bei P&Z gearbeitet. Da gab es solche Maschinen noch nicht“, sagt er. Jetzt wollte er den Bagger mal im Einsatz sehen.

Dass das Krankenhaus nicht mehr da sei, verschwinde, sei „schon eine Schande“, sagt er, ehe er weiterschlendert. Als Willicher kennt er das ehemalige Krankenhaus auch von innen. Am Tag der offenen Tür im Juli, als man sich sozusagen noch einmal von der Herzens-Institution der Stadt verabschieden konnte, war er nicht da. Irgendwie holt er das jetzt wohl nach.

Auf der Parkseite sind die Baustellen-Dezibel lauter als auf der Bahnstraße. Wer sich von der Parkstraße der Abbruchstelle nähert, hört Vogelgezwitscher und die kraftvollen Geräusche der Baggermotoren zugleich. Dann wird’s still. St. Katharina schlägt Zehn. Frühstückspause in Willich. Nur die Kehrmaschine fährt noch über die Zufahrt, um die Staubschicht abzutragen. Die Grundstücksgesellschaft hat versichert, Lärm und Staubentwicklung auf ein Minimum zu reduzieren und um Verständnis gebeten. „Leider gibt es keine Baustellen ohne Staub und eine gewisse Geräuschkulisse.“