Kaum noch Platz in den Gewerbegebieten
Die Wirtschaft in Willich „brummt“. Viel zu tun gibt es aber in den Innenstädten.
Willich. Er ist 49 Seiten stark, der Jahresbericht 2017 zur Wirtschaftsförderung und Innenstadtentwicklung. Er enthält erfreuliche Fakten wie diese: Im vergangenen Jahr konnten knapp 8000 Quadratmeter Gewerbeflächen an drei bereits in Willich ansässige Unternehmen veräußert werden. Dort werden insgesamt 36 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.
Auch wenn die Wahrnehmung vieler Bürger, die in den Gewerbegebieten unterwegs sind, eine andere sein mag: Die Leerstandsquote liegt bei lediglich 4,7 Prozent. Münchheide IV ist zu 88,9 Prozent „ausverkauft“, der Gewerbepark Stahlwerk Becker zu 84,8 Prozent. Christian Pakusch (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der Grundstücksgesellschaft, hofft, dass in absehbarer Zeit die Gebiete Münchheide V und VI — sie liegen jenseits der A 44 unweit des Krematoriums — zur Vermarktung zur Verfügung stehen.
Josef Heyes Bürgermeister
2017 standen 472 Gewerbeabmeldungen 518 Neuanmeldungen gegenüber. Positiv ist auch, dass das Konzept „Gründerzentrum“ funktioniert. Wenn es hier mal einen Leerstand gibt, dann meistens nur deshalb, weil die Einheit nach einem Nutzerwechsel kurz renoviert wird. Die Leerstandsquote Ende 2017 lag bei nur 3,3 Prozent oder einer kleinen Büroeinheit.
Die Wirtschaftsförderung kümmert sich aber nicht nur um die Gewerbegebiete, sondern auch um die Innenstädte. In ihrem Jahresbericht hebt sie unter anderem die Eröffnung eines Blumengeschäfts an der Peterstraße in Höhe des Kaiserplatzes hervor: „Der Ansiedlung waren zahlreiche Gespräche mit dem Eigentümer vorausgegangen, der sich bei der Ausgestaltung der Mietkonditionen sehr kooperativ zeigte, um diese Einzelhandelsnutzung im Zentrum zu ermöglichen“, ist in dem Bericht zu lesen. Das ist beachtenswert, weil nicht selten unrealistische Mietpreise gefordert werden. „Die Vermieter meinen, sie hätten mit ihrem Ladenlokal eine goldene Kuh“, kritisierte deshalb Bürgermeister Josef Heyes.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd-Dieter Röhrscheid vertritt die Auffassung, dass zu jedem Ladenlokal der passende Pächter gehört und lobte in diesem Zusammenhang die Wirtsleute in der Traditionsgaststätte „Be dem Bur“ in Schiefbahn: „Zu Altweiber war dort wieder so viel los wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.“ Röhrscheid verlangte, den Nachhaltigkeitsaspekt der Wirtschaftsförderung künftig im Jahresbericht zu berücksichtigen.
Rainer Höppner (CDU) zeigte sich skeptisch bezüglich der personellen Ausstattung der Wirtschaftsförderung, die um eine halbe Stelle aufgestockt wurde: „Ich weiß nicht, ob das ausreicht, damit es ordentlich vorangeht.“ Bei der Aufenthalts- und Verweilqualität in den Ortszentren hapere es „an allen Ecken und Enden“.