Kein Platz in der Straßenbahn für den Rollator
Die Vorsterin Margret Münch klagt, dass sie mit dem Rollator Probleme hat. Die SWK versprechen Besserung.
Vorst. Um die eigene Mobilität im Alter zu bewahren, sind viele Senioren in der Region auf Bus und Bahn angewiesen. Dies gilt auch für die 76-jährige Vorsterin Margret Münch. Mehrmals in der Woche fährt sie mit den Bus- und Bahnlinien der Stadtwerke Krefeld (SWK), um zum Arzt zu gehen oder um einzukaufen.
Um weite Strecken in der Stadt bewältigen zu können, benötigt sie einen Rollator. „Die Gehilfe erleichtert mir den Alltag sehr“, berichtet Margret Münch. Doch sobald sie Bus und Bahn nutzen muss, wird der Rollator für sie zur Last. Die WZ hat die Rentnerin auf ihrer Fahrt von Vorst nach Krefeld begleitet.
„Es ist ein Horror, mit Bus und Bahn von Vorst nach Krefeld zu fahren. Aber ich bin ja auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen“, sagt die 76-Jährige. Aus ihrer Sicht sind die Busse und Bahnen der SWK nicht seniorenfreundlich. „Für ältere Menschen mit Rollatoren oder Mütter mit Kinderwagen sind die Fahrzeuge des Nahverkehrs nicht gebaut worden“, sagt sie enttäuscht, während sie versucht, ihren Rollator in den Bus zu heben. Später erklärt sie: „Es ist fast unmöglich für mich, ohne Hilfe in Busse und Bahnen einzusteigen. Ich bin froh, wenn mir junge Leute beim Einstieg helfen.“ Leider sei das nicht selbstverständlich. Dann muss sie um Hilfe rufen.
Der zu hohe Einstieg in viele Busse und die älteren Straßenbahnen der SWK (Baujahr 1980) ist ein zentraler Kritikpunkt vieler älterer Passagiere. „Ich musste schon einige der älteren Bahnen sausen lassen, weil mir niemand helfen konnte“, sagt die Rentnerin genervt.
Doch trotz des komplizierten Einstiegs bevorzugt sie die älteren Straßenbahnen. „Der Eingangsbereich ist zwar sehr klein, aber wenigstens kann ich mit meinem Rollator problemlos durch alle Gänge fahren, ohne allen Leuten über die Füße zu rollen“, berichtet Münch.
Genug Platz für Kinderwagen und Rollatoren gibt es im Innenraum der neueren Bahnen (Baujahr 2009), laut Margret Münch nicht. „Hier ist der Einstieg zwar ebenerdig, aber sobald zwei oder drei Rollatoren oder Kinderwagen im Inneren der Bahn sind, wird es problematisch. Mit meinem Rollator kann ich mich nur im Eingangsbereich aufhalten. Die vollbesetzten Gänge sind für die Gehilfe zu eng.“
Das liegt in der Anordnung der Sitze, viele sind in Richtung Gang angeordnet. Somit wird dieser häufig von den Taschen und Füßen der anderen Fahrgäste versperrt. „Wenn ich also durchgehen möchte, müssen entweder alle anderen Leute aufstehen, oder ich rolle ihnen über die Füße. Und selbst wenn Menschen ohne Gehilfe an den Sitzreihen vorbei gehen, wird es eng“, sagt Margret Münch.
„Dass es Senioren mit Gehilfen oder Müttern mit Kinderwagen schwerfällt, ohne Hilfe in Bahnen aus den 80er Jahren zu steigen, ist klar. Aber wir ziehen die alten Bahnen nach und nach aus dem Verkehr“, sagt der stellvertretende Pressesprecher der Stadtwerke Krefeld, Dirk Höstermann. Die Kritik an den seit 2009 eingesetzten Niederflurbahn ist für Höstermann weniger verständlich: „Die modernen Bahnen wurden gemeinsam mit verschiedenen Behindertenverbänden aus Krefeld konzipiert. Sie sind aus unserer Sicht seniorengerecht.“
Dennoch ist den Stadtwerken die Problematik der zu engen Gänge bekannt. „Im Laufe des Jahres nehmen zwölf weitere Niederflurbahnen den Betrieb auf. In diesen gibt es keine Sitze mehr, die quer zu Fahrbahn ausgerichtet sind. Und auch andere Bahnen, die seit 2009 eingesetzt werden, werden umgebaut. Beim Bau unserer Bahnen werde wir mit der Zeit gehen. Barrierefreiheit ist für die Stadtwerke ein wichtiges Thema“, erklärt Höstermann.
Diese Zusage dürfte Margret Münch freuen. Für sie besteht nun wieder Hoffnung, dass die Fahrt von Vorst nach Krefeld bald kein Horrortrip mehr ist.