Lahmes Internet gefährdet Unternehmen

Tönisvorst wartet weiter auf die Anbindung ans Glasfasernetz. Für Unternehmer ein echter Wettbewerbsnachteil. Selbst teure Speziallösungen beheben die Probleme nicht.

Foto: Norbert Prümen

Tönisvorst. Thomas Pegels vom gleichnamigen Landhandel in Unterweiden hat eine Richtfunkantenne, über die er einen schnelleren Internetzugang hat, als es über das normale Kabel in Tönisvorst möglich wäre. Fast 12 000 Euro lässt sich der Unternehmer das im Jahr kosten. Trotzdem funktioniert die digitale Büroarbeit, die seine Firma mit 48 festen Mitarbeitern an drei Standorten mit sich bringt, nur „leidlich“, wie Pegels sagt.

Rainer Rüther, der 500 Meter weiter in der Steinheide gemeinsam mit seinem Sohn das Ingenieurbüro Verbindungs-Techniken-Rüther betreibt, das weltweit agiert, hat eigens Hightech aus den USA bekommen, um mit den Lieferanten dort Multikonferenzen führen zu können. „Über die zwei DSL-Leitungen, die hier liegen, haben wir 6000 Kbit/s, wenn aber an allen fünf PC-Arbeitsplätzen gearbeitet wird, stehen maximal 1000 Kbit/s zur Verfügung“, sagt Rüther. Um 3D-Zeichnungen, Videos oder Ähnliches herunterzuladen, reicht das nicht.

Auch Wirtschaftsinformatiker Jonas Montag, der im Außenbezirk Unterschelthof wohnt und arbeitet, ist in seiner Arbeit stark eingeschränkt, weil er keinen Zugang zu einem leistungsstarken Internet hat. „Ich habe nicht viele Möglichkeiten, von zu Hause zu arbeiten“, sagt der 28-Jährige, der mit seiner Firma „Jobasoft“ Webseiten programmiert und Netzwerkinstandhaltungen anbietet. „Ich muss zum Kunden fahren, weil ich mich vom Büro aus nicht aufschalten kann“, sagt Montag. Das koste Zeit und Geld.

Außerdem würde der Jungunternehmer gerne Mitarbeiter einstellen. „Im Büro ist Platz für vier bis sechs weitere Arbeitsplätze, aber wie soll das gehen, ohne ein wirklich leistungsstarkes Internet?“, fragt der Tönisvorster. Die Lösung, die sich alle drei Unternehmer dringend wünschen, lautet Glasfasertechnik. „Das ist das Modernste und Schnellste, was derzeit auf dem Markt angeboten wird“, sagt Wirtschaftsinformatiker Montag, der gemeinsam mit einigen Vorstern vor zwei Monaten die Bürgerinitiative „Glasfaser für Vorst“ gegründet hat.

Tatsächlich hat die Deutsche Glasfaser Interesse daran, zumindest in Vorst ein leistungsstarkes Netz aufzubauen. Allerdings müssen dafür 40 Prozent der Haushalte im Ortskern wechseln. Bisher haben allerdings erst rund 25 Prozent unterschrieben. Und die Zeit läuft. Die Deutsche Glasfaser hat den 30. Juni als Stichtag für die Nachfragebündelung festgelegt. Bis dahin will die Bürgerinitiative noch kräftig für die moderne Technik werben.

Das Argument, dass die Randbezirke von einem Glasfaseranschluss im Ortskern nicht profitieren, lässt die Bürgerinitiative nicht gelten. „Marco Westenberg, Regionalmanager der Deutschen Glasfaser, hat uns zugesichert, dass Außengebiete wie Hüserheide, Schmitzheide und Kehn eine Chance haben, Glasfaser zu bekommen, wenn die 40 Prozent in Vorst erreicht werden“, sagt Wolfgang Rommel, Sprecher der Bürgerinitiative. Auch die Vorster Grundschule soll dann einen Anschluss bekommen.

Für Ingenieur Rainer Rüther wäre es ein Traum, wenn sein Büro Glasfasernetz nutzen könnte. Bis zu einem Gigabit pro Sekunde soll mit der Technik möglich sein. „Ich bräuchte dann nicht mehr durch die Welt zu reisen, um Kunden zu besuchen, sondern könnte mir die Problematik im Video ansehen und gleichzeitig mit dem Kunden telefonieren“, sagt Rüther. Für seine Firma, die Großkunden wie Airbus und Lufthansa betreut, wäre das ein echter Wettbewerbsvorteil.