Laschenhütte: Bürger sind gegen die Bebauung der Gärten
Drei Grundstücke in der Laschenhütte sollen Bauland werden. Die Anwohner setzen sich dagegen zur Wehr.
Tönisvorst. Über die große Unkenntnis der Politiker wundert sie sich, sagt Birgit Oelmüllers-Hoff. Wie könne es denn sein, dass Politiker drei Gartengrundstücke in der Laschenhütte in Bauland umwandeln wollen, ohne sich die entsprechenden Flächen vorher anzuschauen? Das hätten CDU und UWT nämlich erst vergangene Woche getan. Helmut Drüggen, Fraktionsvorsitzender der CDU in Tönisvorst, und Bürgermeister Thomas Goßen waren in der Laschenhütte, um sich über die Gegebenheiten vor Ort zu informieren. Eingeladen hatten die betroffenen Nachbarn.
Die Vorgeschichte: Vor fünf Jahren gab es den Antrag, Flächen in der Laschenhütte zu bebauen. Mit Widerstand der CDU wurde damals im Planungsausschuss beschlossen, dass im hinteren Bereich gebaut werden darf. Bevor der Bebauungsplan TÖ-35 im August 2012 in Kraft trat, wurden alle Anwohner nach möglichen weiteren Bauwünschen gefragt, so erklärt es Hans-Joachim Kremser (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses. Das Ergebnis der Umfrage war eindeutig: Die Anwohner wollten Ruhe und keine weiteren Baugrundstücke. Auf den im Plan TÖ-35 ausgeschriebenen Grundstücken sollten nur Kinder der alteingesessenen Bürger der Laschenhütte bauen dürfen.
Birgit Oelmüllers-Hoff hat mit ihrem Mann eines dieser Grundstücke gekauft. Für viel Geld, wie sie sagt. Im kommenden Mai wollen sie in das neugebaute Haus einziehen. „1952 hat mein Vater sein Haus hier nebenan selbst gebaut“, sagt Oelmüllers-Hoff. Die Familie Oelmüllers besitzt die Parzelle schon seit über 100 Jahren.
Nun soll nach nur anderthalb Jahren der Bebauungsplan geändert werden. Grund dafür ist der Antrag eines Grundstücksbesitzers. Werner Kempfer gehört seit Juni 2013 ein Haus mit Garten. Er selbst wohnt jedoch in Krefeld und vermietet das Haus derzeit. Die Anwohner befürchten, Kempfer wolle aus bloßem Profitstreben dort bauen. Der erklärt jedoch: „Ich möchte auf dem Grundstück einen Bungalow bauen und den in einigen Jahren als Altenteil beziehen.“ Seine Tochter wolle dann in das derzeit vermietete Haus ziehen. Geplant sei das von Beginn an gewesen.
Den Antrag nahm die Politik zum Anlass, zwei weitere angrenzende Grundstücke in die geplante Umwandlung mit einzubeziehen. Nach Angaben der Anwohner, ohne Begründung. Zudem wollten die Besitzer das gar nicht. Jürgen Linke besitzt eines dieser Gebiete. Er sagt: „Ich will gar nicht bauen und mein Sohn hat längst woanders gebaut.“ Der andere Eigentümer hat gar keine Kinder, die dort bauen könnten.
„Wir ärgern uns sehr über die geplante Umwandlung“, sagt Oelmüllers-Hoff. „Erst stimmt die CDU gegen jegliche Bebauung, und kurz danach will sie dann die Gärten bebauen lassen.“ Die Anwohner sprechen von Politiker-Willkür. Das will Fraktionsvorsitzender Helmut Drüggen so nicht stehen lassen. „Wir haben die Bebauung begrüßt in dem Glauben, etwas Gutes zu tun“, sagt er. „Wir haben gehofft, so junge Familien an Tönisvorst binden zu können.“
Er habe jedoch auch gedacht, dass die betroffenen Grundstücke viel offener seien. Zurückrudern ist das falsche Wort, sagt er. Aber man wolle jetzt noch mal darüber nachdenken, ob man dem Bebauungsantrag wirklich zustimmt. Das sachliche Gespräch mit den Anwohnern habe ihn beeindruckt. Und auch die beurteilen das Treffen positiv. „Mein Vater ist direkt betroffen“, sagt Oelmüllers-Hoff. „Wird auf dem Nachbargrundstück gebaut, kommt er aus seiner Haustür und steht direkt vor einer Wand.“ Die anderen Anwohner befürchten vermehrten Autoverkehr und dass die gute Nachbarschaft leide. „Wir verstehen uns hier gut“, sagt Jürgen Linke. „Eine Bebauung bedeutet erhebliche Einbußen der Lebensqualität.“ Der Mann von Birgit Oelmüllers-Hoff, Michael Hoff, fügt hinzu: „Zwei Besitzer der betroffenen Gebiete wollen nicht bauen. Was passiert aber, wenn sie irgendwann verkaufen müssen? Bauen dann die neuen Besitzer?“