Manche Rüben sind noch klein

Die Aussaat war bereits Ende März erfolgt. Die Bauern freuen sich, dass es endlich mal regnet.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Theo Heyes schaut skeptisch auf die kleinen Pflanzen zu seinen Füßen: Besonders gut entwickelt sehen die jungen Zuckerrüben nicht gerade aus. Und das ausgerechnet auf einem Feld in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Hof. „Ich habe darüber schon mit einem Berater der Saatgut-Firma gesprochen. Er führt das geringe Wachstum auf Schneckenfraß zurück“, sagt Heyes.

Die kleinen Schnecken haben den Winter offensichtlich putzmunter und hungrig in den Stängeln der Zwischenfrüchte überlebt, die als Bodenverbesserer eingesät wurden. „Das liegt daran, dass der Winter so mild war“, weiß der Willicher Ortslandwirt. Auf anderen Feldern ist er mit der Entwicklung der Rüben viel zufriedener. Etwa auf einem Acker entlang der St. Töniser Straße und der L 26n, auf dem bislang nur einige einzelne Kartoffeln das gleichmäßige Bild der Rübenreihen stören.

„Auch die verdanken wir dem milden Winter“, sagt Heyes, bückt sich und reißt eine der Mini-Kartoffeln aus. Die Kartoffel bildet das wichtigste Standbein des Betriebes auf den Beckershöfen, den er gemeinsam mit Sohn Thomas bewirtschaftet: Auf 50 Hektar werden die Knollen angebaut. Die Zuckerrübe folgt mit einer Anbaufläche von 35 Hektar dahinter.

Lange litten die Willicher Landwirte in diesem Frühjahr eher unter dem geringen Regen. Teils wurden im April schon die Bewässerungsanlagen eingesetzt. „Denn das Getreide hatte schon Trockenstress. Es ist dann anfällig für Pilzkrankheiten wie Gelbrost“, verrät der Ortslandwirt. Gott sei Dank sei in den vergangenen Tagen aber genügend Feuchtigkeit vom Himmel gekommen.

In früheren Zeiten hätte Theo Heyes gerade in diesen Wochen mit der Zuckerrübe besonders viel Arbeit gehabt: „Da robbten wir noch mit ganzen Arbeitskolonnen auf Knien übers Feld, um die Rübe zu vereinzeln.“ Näher als 20 Zentimeter dürfen sie nämlich nicht nebeneinander stehen, um ein vernünftiges Wachstum zu ermöglichen. Heute werde das Saatgut genetisch so gezüchtet, dass es nur noch eine Pflanze pro Korn gebe. Und mehr noch: In die orangefarbene Ummantelung des winzigen Korns ist schon ein Insektizid eingearbeitet. Früher musste frühzeitig gegen Läuse und die Rübenfliege gespritzt werden - das entfällt jetzt. Auch eine Keimstimulation enthalten die etwa 100 000 High-Tech-Körner im Saatgutkarton, der für einen Hektar reicht.

Die Aussaat erfolgte auf dem Heyes-Hof Ende März, Anfang April über einen Lohnunternehmer: Es lohne sich nicht, die teuren Saatmaschinen für einen Einsatz an wenigen Tagen im Jahr selbst anzuschaffen, erzählt Heyes. Etwa zehn Tage nach der Saat wachsen die Rüben aus dem Boden. Leider nicht nur sie: Selbst im Paradefeld unweit der St. Töniser Straße sprießt schon überall das Unkraut empor. „Dagegen spritzen wir ein Herbizid“, berichtet Bauer Heyes. Und auch die Düngung mit einer GPS-gesteuerten Spezialmaschine steht in Kürze an. Doch davon mehr im nächsten Bericht unserer Serie.