Willich Mit süßen Grüßen ins Neue Jahr

Willicher Bäckereien setzen weiterhin auf die Tradition, Brezeln und andere „Neujährchen“ anzubieten.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Rudi Tillmanns, Ehrenmitglied der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, erinnert sich: „Am Neujahrstag gab es früher immer Brezeln in allen möglichen Größen.“ Der 90-Jährige hat die mit Zuckerguss und Mandeln bevorzugt. Er hatte die Brezel in Scheiben geschnitten und sie mit Butter bestrichen. Und gerne zusätzlich auch mit Marmelade. „Man hat diese Brezeln aber auch an Verwandte und Nachbarn verschenkt “, sagt der Ur-Schiefbahner. Eine Brezel oder ein Kranz, dieses typische Neujahrsgebäck aus Hefe und Weizenmehl, war auch ein Symbol für die Verbundenheit der Menschen. Und dieses Gebäck galt als Glücksbringer.

Claudia Greis von der gleichnamigen Bäckerei an der Kreuzstraße in Alt-Willich

Tillmanns hat zwar festgestellt, dass dieser Brauch an Bedeutung verloren hat. Es gibt ihn aber immer noch. Dafür sorgen Männer wie Jörg Schmitz. Der 54-Jährige hat am 1. Juli die Traditionsbäckerei Schmithuysen an der Schiefbahner Hochstraße schräg gegenüber der Kirche übernommen. Der Ratinger und sein Team haben „Neujährchen“ in allen möglichen Varianten produziert. Egal, ob kunstvoll geflochtene Brezeln oder Berliner: Das traditionsreiche Fettgebäck entsteht ausschließlich in Handarbeit.

„Die sogenannten Neujährchen mit ihrer Symbolkraft haben für viele Menschen immer noch eine große Bedeutung“, ist sich Jörg Schmitz sicher. Die Köstlichkeiten aus seinem Backofen — dazu gehören auch Glücksschweine aus Hefeteig — sind Musterbeispiele der Backkunst. Das gilt insbesondere für die kunstvoll geflochtenen großen Brezeln mit bis zu 20 Strängen.

Fünf Kilometer weiter, an der Kreuzstraße in Alt-Willich, wird ebenfalls die Tradition des Neujahrsgebäcks gepflegt: Thomas Greis ist dabei sehr kreativ. Der 43-Jährige hält für seine Kunden neben Gebäck auch Symbole für Glück wie Schweine, Hufeisen und Schornsteinfeger aus Marzipan bereit — kleine Mitbringsel, von Hand hergestellt.

Claudia Greis (41) weiß über das traditionsreiche Neujahrs-Fettgebäck folgendes: „Das wird in unserer Familie bereits seit 1850 produziert.“ Die Brezel als Glücksbringerin kommt bei den Kunden immer noch sehr gut an. Und: „Alle Brezeln werden von Hand geflochten und gedreht.“ Sie dürften nicht zu eng, aber, um Luftlöcher zu vermeiden, auch nicht zu weit geflochten werden.

Sehr beliebt für den Single-Haushalt ist nach Angaben der Familie Greis das „Neujährchen“ in Form einer Mini-Brezel aus Weißbrotteig. Es gibt die Teigware bei Greis mit und ohne Rosinen. Und natürlich auch genauso, wie Rudi Tillmanns sie immer besonders gern gegessen hat: mit Zuckerguss und Mandeln.