Schwere Zeiten für die Katzen
Der Verein Tierschutz für Willich macht auf falsch verstandene Tierliebe und fehlende Verantwortung aufmerksam.
Willich. Wenn Manuela Mihalic an das Elend von Haustieren denkt, denkt sie nicht automatisch an Länder wie Rumänien oder Spanien. Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Tierschutz für Willich“ muss immer wieder die Erfahrung machen, dass auch in Willich vielen Zeitgenossen im Umgang mit Haustieren jegliches Verantwortungsbewusstsein fehlt. Da werden Tiere zu Wegwerfware und Misshandlungen kämen „am laufenden Band“ vor.
Manuela Mihalic, die im Verein vor allem für Katzen zuständig ist, möchte nicht mehr, dass Landwirte neugeborene Stubentiger mit dem Traktor überrollen, dass es eine Schwemme von Tieren für kleines Geld gibt. Und sie macht sich Gedanken, was das wohl für Menschen sind, die ein Haustier, das sie zehn, fünfzehn Jahre lang treu begleitet hat, einfach aussetzen und sich im Internet schnell wieder etwas Neues besorgen.
„Ich fordere die Kastrationspflicht für Katzen“, sagt die 42-Jährige. Und sie ärgert sich, dass immer wieder die Meinung geäußert werde, eine Katze müsse mindestens einmal im Leben Junge werfen, das sei gut für den Hormonhaushalt. Diese irrwitzige Auffassung vertrete sogar ein örtlicher Tierarzt.
Manuela Mihalic weiß, dass jetzt auf die Katzen schwere Zeiten zukommen: „Gerade um Weihnachten herum werden sie verstärkt ausgesetzt. Sie werden einfach lästig. Oder man will sich was Neues anschaffen. Das muss man nicht verstehen.“ Aber sie hat auch kein Verständnis für die Sammelleidenschaft, für Tierfreunde, die kein Maß mehr kennen, die Tiere in Massen horten.
Wenn Katzen abgegeben werden, wird immer auch ein Grund genannt. „Ich schätze, dass die genannten Gründe zu 80 Prozent erlogen sind. Deshalb interessieren sie uns nicht wirklich“, erzählt Manuela Mihalic. Allergien würden gerne als Grund angegeben, um eine Katze loszuwerden.
Für die Tierschützerin gibt es Grundsätze, die für alle, die Haustiere haben oder die sich ein Tier anschaffen wollen, gelten sollten. Da wäre zunächst: „Wenn ich mit Tieren nicht kann, darf ich mir keine anschaffen.“ Zu beachten sei auch, dass Haustiere auch mal krank werden, die Tierarztrechnungen können dann richtig ins Geld gehen. Und: „Tiere sind keine Spielzeuge.“ Manuela Mihalic hat auch kein Verständnis, wenn Haustiere umzugsbedingt abgegeben werden: „Ich miete keine Wohnung, wenn mein Tier dort nicht geduldet wird.“ Tiere seien kleine Persönlichkeiten, die wie Menschen ihre Fehler und Macken hätten — dessen müsse man sich bewusst sein.
In diesem Jahr hat der Verein rund 240 Katzen kastrieren lassen. Er ist auf Spenden angewiesen, weil die Stadt für die Kastrationen nur 2000 Euro im Jahr bezahlt. Das sei nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.