Neersener Festspiele: Gartenlesung

Die traditionelle Gartenlesung bei den Festspielen in Neersen war dem notorischen Junggesellen Wilhelm Busch gewidmet.

Foto: Reimann

Neersen. „Und wie beglückt ist doch ein Mann, wenn er Gedichte machen kann“: Die diesjährige Gartenlesung war Wilhelm Busch gewidmet. Unter der Überschrift „Da ist doch was im Busch“ erfuhren die rund 100 Zuschauer, dass Wilhelm Busch so beglückt gar nicht war, obwohl er die Kunst des Dichtens ja nun wirklich perfekt beherrschte.

Um eines vorwegzunehmen: Das Schloss-Ambiente, die Texte und die Kostüme der fünf Schauspielerinnen beziehungsweise Schauspieler ergaben eine harmonische Einheit, das Wetter passte. Unter diesen Bedingungen fiel es nicht so schwer zu begreifen, dass der Mann mit den pfiffigen Reimen kein so glücklicher war: „Die Damenwelt lag ihm nicht so zu Füßen“, erklärte Susanne Flury.

Busch redete sich sein lebenslanges Junggesellen-Dasein schön, schrieb aber auch Reime, die eine Sehnsucht nach einer Frau offen erkennen ließen. Das hörte sich dann so an: „Selig sind die Auserwählten, die sich lieben und vermählten.“

Christine Csar — sie hatte die Texte zusammengestellt und die Regie übernommen — ließ die Zuschauer nicht nur wissen, dass Wilhelm Busch „eine sperrige Seele“ war: Der Dichter, der am 15. April 1832 als erstes von sieben Kindern geboren wurde, besuchte unter anderem die Kunstakademie Düsseldorf, wechselte aber schon bald zur Königlichen Akademie in München, wurde Zeichner und Karikaturist. Mit 26 Jahren konnte er selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen.

Viel Geld dürfte dabei für Tabak und alkoholische Getränke draufgegangen sein. Die Schattenseiten Wilhelm Buschs wurden nicht ausgeblendet. Sein Hang zum Alkohol und zum übermäßigen Tabakgenuss veranlassten ihn bereits ab dem 50. Lebensjahr, über den Tod nachzudenken. „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben“: Der Alkohol konnte seine Depressionen jedoch nicht verdrängen.

Waren die — auch für Kinder bestimmten — Texte von Wilhelm Busch nicht manchmal ein wenig zu sadistisch? „Auch im Kasperletheater und beim Struwwelpeter ging es nicht gerade zimperlich zu“, erklärte Christine Csar. Und Busch selbst nannte Schneider Böck und andere „Phantasiehanseln, denen das Leiden nicht weh tue“.

Heinz-Hermann Hoff und Thomas Kornmann schlüpften in die Rolle des Dichters, gaben einen Einblick in seine Gedankenwelt. Das Vorbild für viele Satiriker starb mit fast 76 Jahren — zuletzt hatte er bei einem Neffen gelebt. Und den Tod vor Augen, war ihm das Dichten nicht vergangen: „Der Fährmann ruft — ich schwenke meinen Hut.“