Umbau auf dem Kress-Gelände: Wo Bagger das Sagen haben
Seit dem 1. Juli rumst es mächtig in der ehemaligen Fabrik. Alte Teile müssen weg, um Platz für Neues zu schaffen.
St. Tönis. Der alte Schornstein ragt ein bisschen einsam in die Gegend, denn die Bagger haben davor ihr Werk schon gründlich getan: Seit dem 1. Juli wird auf dem früheren Kress-Gelände ein Teil des alten Fabrikgebäudes abgerissen, das für die neue Nutzung aus Brandschutzgründen nicht mehr brauchbar ist.
Aber in zwei Wochen sollen der destruktive Teil beendet sein und der konstruktive beginnen, meint Stephan van der Kooi, Juniorchef von Kooi Immobilien in Kempen. Das Unternehmen stehe dafür, nicht einfach Neubauten zu errichten, sondern Gebäude mit einer Geschichte zu erhalten und zu neuem Leben zu erwecken.
Dafür spricht auch, dass er die vorhandenen Mieter in den Umbau einbindet: So gibt es unter anderem noch drei Firmen auf dem Gelände, die sich mit Textilveredlung beschäftigen und viel Wasser benötigen. Für sie werden der alte Wasserturm und die Wasseraufbereitungsanlagen erhalten. Für das dazwischen liegende offene Wasserbecken hat er eine ganz neue Vision: Das Bassin befindet sich im vorderen Bereich in Richtung Maysweg.
Einige Arbeiter sind gerade dabei, Eisengeflecht für eine neue Seitenmauer zu erstellen, um das Becken zu verkleinern. Über dieses Restbecken wird dann ein Steg laufen, der zu einem Restaurant mit Außengastronomie und Eventbereich führen soll. Das optisch besondere: Der Wasserspiegel des Beckens liegt höher als die Gäste im Restaurant-Bereich sitzen werden, Außen- und Innenbereich des Restaurants trennen bodentiefe Fenster.
Stephan van der Kooi Besitzer und Entwickler des ehemaligen Kress-Geländes
„Wir verhandeln mit zwei potentiellen Betreibern“, schildert van der Kooi den Stand. Er freut sich auch, dass die textile Geschichte des Geländes durch einen anderen Mieter fortgesetzt wird: Ab 1. September ist die alte Vorstandsetage an Girmes Deutschland vermietet, die nach St. Tönis zieht.
In den oberen Teil des sich anschließenden Hallenkomplexes zieht ein Fitness-Studio, „das werden wir noch vorstellen, wenn es soweit ist. Es ist aber keine Fitness-Kette“, sagt van der Kooi. Im Erdgeschoss liegen Produktionsflächen, die bereits vermietet sind.
Weitere Besonderheit: Die rund 1200 Meter große Bodenfläche der jetzt abgerissenen Halle wird zum offenen Platz mit Bänken als Erholungsbereich umgestaltet, „darauf freut sich der Motorradladen hier schon. Die Fahrer können dann samstags draußen sitzen“, so van der Kooi.
Erhalten bleibt ein Teil der Stahlkonstruktion der jetzt abgerissenen Halle, um den Industrie-Charakter weiter zu betonen. Auch die alte Unternehmervilla kann umgebaut werden.
Insgesamt hat das Neu- und Umbau-Projekt drei Stufen: Nach den Abbrucharbeiten wird zuerst der - von der Zufahrt her links liegende vordere Bereich bis zum Schornstein neu- und umgebaut. Danach werden die auf der rechten Seite liegenden Hallen saniert und ertüchtigt.
Viele der Mieter dort hat das Unternehmen aus der Zeit der Insolvenzverwaltung übernommen und sie sollen auch bleiben. Sie seien über die Pläne informiert und erhielten auch künftig immer sofort Informationen.
Im dritten Schritt sollen dann weiter hinten liegende Teile des alten Fabrikgebäudes saniert werden. Das ganze Areal stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, aber „wir tun so als ob und erhalten den Charakter“, sagt der neue Besitzer. Er rechnet damit, dass sich zwischen 75 und 100 neue Betriebe mit unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen ansiedeln werden.
Insgesamt ist das Gelände 54 000 Quadratmeter groß. Es entstehen 24 000 Quadratmeter neue Mietflächen. Das Areal solle „eine gute Mischung aus Arbeit, Leben und Freizeitgestaltung“ bieten. Interessenten für Mietflächen können sich noch melden.