Willich Neue Altstadt für den Ortskern

Ein Kölner Büro hat den Wettbewerb zur Neugestaltung des Brauereigeländes gewonnen.

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Willich. Der Sieger steht fest: Das Kölner Architekturbüro Reinhard Angelis hatte im Gestaltungswettbewerb für das ehemalige Brauereigelände in Willich klar die Nase vorn. „Einstimmig“, betont Christian Pakusch, Vorsitzender des Planungsausschusses, entschied sich das Preisgericht unter Vorsitz von Professor Rolf Egon Westerheide, Architekt und Stadtplaner aus Aachen, für die Idee eines fast mittelalterlich anmutenden Ortskerns mit neuen, vernetzten Gassen und Innenhöfen sowie einer deutlichen Aufwertung des bisherigen Rewe-Geländes.

„Es gab sehr interessante, vielfältige Entwürfe“, berichtete die Technische Beigeordnete Martina Stall vor der Presse. Allerdings wurden vielfach die festgelegten Vorgaben nicht eingehalten. Vor allem der Erhalt der 180 ebenerdigen Parkplätz ist für Rewe, wichtigster Ankermieter im Plangebiet und mit 25-Jahres-Vertrag ausgestattet, ein Muss. Dies galt es unbedingt zu beachten — wer das nicht tat, hatte keine Chance auf den Sieg. Und auch ein „Willichhattan“, wie Christian Pakusch spöttelte, mit entsprechenden Großbauten wird es nicht geben.

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Der Kölner Entwurf bedeutet aus Sicht der Jury den besten Kompromiss für das 2,8 Hektar große Areal. Kleinteilige Laden-, Gastronomie- und Gewerbeangebote sollen entstehen, die den Markt mit dem Rewe-Areal verbinden. Die Brauereipassage und die benachbarten Stadtwerke werden zugunsten neuer Wohn- und Geschäftsgebäude abgerissen, nur das alte Hannen-Gebäude auf der Ecke der Passage bleibt erhalten.

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An der Ecke Grabenstraße/Brauereistraße ist ein allein stehender, großer Neubau mit Parkdeck vorgesehen — aus Sicht von Martina Stall „eine charmante Idee“. Die einstige Abfüllhalle der Brauerei, ein hässlicher Zweckbau, in dem sich heute der Rewe-Markt befindet, soll mit einem Vorbau-Foyer aufgehübscht werden und „den öffentlichen Gegenpol zum Kirchplatz“ bilden.

„Die Lust, die verborgenen Geheimnisse der Blockinnenbereiche zu erkunden, bildet die Grundlage dieser städtebaulichen Neuinterpretation“, heißt es in der fast poetischen Entwurfbeschreibung des Architekten. David A. Spinne, der als Geschäftsführer der Corvis-Unternehmensgruppe den Eigentümer des Rewe-Komplexes vertritt, bringt es auf einen etwas einfacheren Nenner: „Es liegt in unserem Interesse, die Attraktivität des Ortskerns zu steigern.“ Die (schrittweise) Umsetzung müsste aus Sicht von Spinne deshalb „lieber heute als morgen“ angepackt werden — was Christian Pakusch erkennbar gerne hörte. „Frühestens 2020/21“ rechnet Stall damit, dass die Bagger rollen können.

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Das Ergebnis des Wettbewerbs liefert zunächst einmal eine Grundlage, mit der man auch das Gespräch mit den verschiedenen Eigentümern suchen könne, so Martina Stall. Mit im Boot als mögliche Investoren sind bisher neben der Stadt nur Christian Paschertz (Brauereipassage) und David Spinne für den Rewe-Komplex. Beide saßen auch in der Jury.

Martina Stall geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Sie hofft, dass bis dahin eine Rahmenplanung abgeschlossen werden kann. Dazu werde man sich bald mit dem Kölner Büro zusammensetzen.

Noch sind viele Fragen offen. So sei die Freiraumplanung bisher nicht zufriedenstellend gelöst, sagt Stall. Die Grabenstraße mit ihren geschützten Bäumen müsse breiter werden. Auch der vorgeschlagene Veranstaltungssaal in der 1000 Quadratmeter großen Halle oberhalb von Rewe ist aus ihrer Sicht nicht umsetzbar: Der damit verbundene Verkehr sei den Anwohnern nicht zuzumuten.

Wie Christian Pakusch berichtet, können auch gute Ideen aus anderen Entwürfen im Rahmenplan aufgegriffen werden. Er selbst ist zum Beispiel sehr angetan vom Vorschlag, oberhalb des Rewe-Marktes ein Café mit Dachgarten anzulegen. Ein Sportstudio mit Außenspielfeld könnte sich ein anderer Wettbewerb-Teilnehmer dort vorstellen.