Neues Storchennest an der Clörather Mühle
Auf dem Scheunendach der Clörather Mühle thront seit gestern ein Weidenhorst.
Viersen/Willich. Dachdeckermeister Ulrich Kleinschumacher wärmt sich seine Hände an einer Tasse mit warmem Kaffee und stampft mit beiden Füßen fest auf. „Mann, ist das kalt da oben.“ Auch Mitarbeiter André Sinntennis und Zimmermann Alfred Vinken hat der eisige Ostwind zugesetzt. Die Männer gucken verfroren, aber zufrieden nach oben. Zehn Meter über ihnen, auf dem Scheunendach der Clörather Mühle, ist die Arbeit fast getan.
„Klappern gehört zum Handwerk“ — mit diesem beileibe nicht alltäglichen Einsatz haben die Drei die Redensart geradezu wortwörtlich umgesetzt. Seit gestern thront ein neues Storchennest auf dem Scheunenfirst, Luftlinie nur 200 Meter von dem bekannten ersten Nest im Salbruch entfernt, in dem sich seit 2010 jedes Jahr ein Storchenpärchen niederlässt und brütet. Alfred Vinken feixt: „Wenn wir das Nest festgeschraubt haben, setz’ ich mich rein.“
Der Handwerker hält Wort, unterhält damit die Fotografen und Familie Mertens, die trotz der kalten zwei Grad plus vom Hof aus jeden Handgriff verfolgen.
Als Zimmermann Vinken im Nest mit beiden Handflächen lachend die Klapperbewegung von Storchenschnäbeln imitiert, klickt nicht nur die Kamera von WZ-Fotograf Kurt Lübke, auch Ludwig Mertens drückt den Auslöser. „Das war eine Gemeinschaftsidee, ein Nest hier auf unser Scheunendach zu setzen“, sagt er. Entstanden ist sie mit Jack Sandrock vom Nabu (Naturschutzbund) Willich.
Das erste in dem Naturschutzgebiet Salbruch aufgestellte Nest hat die Erwartungen übertroffen. Von der Mühle aus kann man es bestens beobachten. „Die Störche haben sich hier bei uns oft auf dem Dach niedergelassen, als wegen der Jungen kein Platz mehr im Korb war“, erzählt Bernhard Mertens, der seine Beobachtungen im Jahresplaner festhält. Im aktuellen von 2013 hat er am 5.März die Ankunft des ersten Storchs notiert, am 11. kam der Partner. Das Pärchen könnte nun Nachbarn bekommen.
Der neue Metallkorb, den ein Schiefbahner ursprünglich auf seinem Hausdach montiert hatte, ihn dann aber an den Nabu abgab, hat einen Durchmesser von 1, 20 Meter. Susanne Scherzer-Bartzsch hat ihn mit Weidenruten umflochten. Ludwig Mertens hat Ostermontag noch Reisig und Stroh hineingelegt und das Nest mit Kalk bespritzt, damit „es bewohnt aussieht“.
Mertens ist zuversichtlich, dass die erste Wohnungsbesichtigung nach Zimmermann Vinken nicht lange auf sich warten lässt: „2012 haben sich ein Dutzend Störche um das vorhandene Nest gestritten.“ Normalerweise kehren die Vögel im April aus dem Süden zurück. Vielleicht heißt es also noch 2013: Es klappert an der Mühle. . .