Neersen Das neue Spielmobil nimmt seine Fahrt auf
Neersen. · Die „Wilde No. 7“ machte bei der Premiere am Niersweg in Neersen Station.
Am Niersweg stehen die in Massivbauweise neu errichteten Flüchtlingsunterkünfte. Hier leben viele Kinder mit ihren Eltern. Der Weg zur Jugendfreizeiteinrichtung No. 7 ist zwar nicht weit, aber die Hemmschwelle mag für den einen oder anderen doch zu hoch sein. Die Stadt kommt diesen Kids jetzt im wahrsten Sinne des Wortes entgegen: Am Montag machte dort zum ersten Mal das neue Spielmobil Station.
Am Anfang schien das neue Angebot, es heißt „Wilde No. 7“, niemanden zu interessieren. Aber dann kamen sie doch: zuerst die Kinder und wenig später auch einige Eltern. Stadtjugendpfleger Thomas Gebel hatte den Anhänger zum Niersweg gebracht. Das wird künftig die Aufgabe von Ina Zinnenlauf sein – der 22-jährigen Sozialarbeiterin fehlt derzeit nur noch der Führerschein – ein Auto mit Anhängerkupplung hat sie bereits. Zusammen mit Silke Hilbrich versuchte sie jetzt, die Mädchen und Jungen bei einer Temperatur von rund 30 Grad zu bespaßen.
Im Spielmobil gibt es unter anderem Waveboards
Lukas Klehr, ebenfalls im No. 7 aktiv, kam mit den Eltern schnell ins Gespräch. Zehra war eine der Ersten, die ihre Scheu überwanden und die Angebote des neuen Spielmobils genauer unter die Lupe nahmen. Was auffiel: Die Neunjährige, die jetzt ins vierte Schuljahr kommt, spricht schon ganz gut Deutsch. Vater Adem fühlt sich in Neersen sicher, das war aufgrund der kritischen Haltung gegenüber dem Staatspräsidenten Recep Erdogan in der Türkei nicht so gewesen. Zuletzt hatte die Familie in Nordmazedonien gelebt. „Ich würde gerne wieder Türkisch unterrichten“, erzählte der Familienvater, während Silke Hilbrich seine Tochter schminkte. Der jüngere Bruder Asim (3) – er besucht den Kindergarten Bengdbruchstraße – hatte sich ein Katzengesicht malen lassen. Das geschah unter einem großen Sonnenschirm. Durch die Hitze platzten sogar einige Luftballons, während die Fähnchen im Wind wehten. Zeynep und Rakan hatten ebenfalls schnell ihre Lieblingsspielzeuge gefunden. An Bord des neuen Spielmobils befinden sich in transparenten Kunststoffboxen jede Menge Utensilien, die zur Bewegung im Freien animieren. Gerrit ist Stammgast im No. 7. Jetzt kletterte er in ein blaues Kunststofffass und ließ sich von Luca über den Rasen rollen. Luca ist 16 Jahre alt. Im nächsten Jahr möchte er eine Ausbildung zum Straßenbauer machen – die Crew vom No. 7 wird ihm beim Bewerbungsschreiben helfen.
Am Montag dachte er nicht an seine berufliche Zukunft, sondern war einfach nur ein Jugendlicher, der sich über das neue Freizeitangebot freute. Balanceteller, Pennyboards, Waveboards, Tischtennisschläger, Pedalos und viele andere bunte Sachen, die zur Bewegung einladen, standen bereit. Ina Zinnenlauf hatte die Beschriftung des neuen Spielmobil-Anhängers entworfen, ein Willicher Unternehmen hatte die Pläne umgesetzt. Der Schriftzug sieht aus wie ein Grafitto, die Farben wechseln wie bei einem Regenbogen.
Jeder, der wollte, bekam einen Button mit seinem Namen geprägt, ein Kunststofffass mit Mineralwasser war mindestens genauso begehrt. Ein Mandala ausmalen oder ein Bild ganz ohne Vorgaben malen? Die Kinder hatten die Qual der Wahl. Viele von ihnen wollen beim nächsten Mal wieder dabei sein.