St. Tönis Ostküsten-Truppe sorgt für geile Party
Die Billy Walton Band begeisterte im St. Töniser Jugendfreizeitheim. Unter anderem mit einem Streifzug durch die Rock-Geschichte.
St. Tönis. Was für eine Party. Besten Asbury-Sound hatte die Billy Walton Band für ihren Gig im St. Töniser Jugendfreizeitzentrum (JFZ) versprochen - und Wort gehalten. Gleichzeitig unternahm die recht junge Truppe von der amerikanischen Ostküste einen Streifzug durch 50 Jahre Rockgeschichte.
Der Reihe nach: Die aktuellen Songs prägten zunächst das Set: Bass, Schlagzeug, Keyboard und Gitarre, eingerahmt durch die Horns in Gestalt von Trompete und Tenor-Saxofon. Das ist laut, geht ab und lässt kein Bein im Publikum ruhig. Billy Walton in Hochform quält seine Klampfe, um im nächsten Moment Rückkopplungen zu erzeugen, bei wummernden Bässen (großartig: William Paris) und groovenden Beats scheint so etwas wie das psychedelische Erbe der End-60er durchzukommen. Und richtig, gleich im nächsten Moment dominiert das Keyboard, klingt in der spartanischen Spielweise wie die Schweineorgel des legendären Doors-Keyboarder Ray Manzarek.
Am Ende lösen die Bläser die Stimmung wieder auf, es geht weiter mit dem blueslastigen Sound aus New Jersey, immer versehen mit dem eigenen Stempel. Natürlich hat Billy Walton bei Southside Johnny geklampft und natürlich hat dieser Gigant ihn beeinflusst. Trotzdem schafft es die Gruppe, nie wie eine Coverband zu wirken. Das zeigt sich im ersten Teil des Konzerts, als der Song „Green River“ von Creedence Clearwater Revival auf dem Programm steht. Natürlich kann Billy Walton das JFZ nicht so zusammenbrüllen, wie John Fogerty dazu in der Lage wäre, aber gerade dieses Stück mit Bläsern zu unterlegen, passt einfach wunderbar ins Bild. „Ich spiele Klassiker auch deshalb, um den Leuten einen Anhaltspunkt zu geben, mit wem sie es zu tun haben“, sagt er später im Gespräch mit der WZ.
Apropos Bläser: Die beiden Niederländer und der Rest der Band haben sich vor ein paar Tagen das erste Mal gesehen, geübt wurde nach Partitur. Die Chemie stimmt, Walton räumt den Beiden Platz ein, als seien sie originäre Bandmitglieder. Und die goutieren das mit atemberaubenden Soli und gelegentlichen Clown-Einlagen, herrlich. Pause.
Es geht weiter mit den eingangs erwähnten Klassikern der Rockgeschichte, die Billy Walton jeweils als Gitarrenriff spielt, ohne dazu zu singen. So kommt er über Led Zeppelins „Cashmir“ über The Who’s „Pinball Wizzard“ schließlich bei Prince aus, um das legendäre „Purple Rain“ zu performen — mit Gesang und Gitarrensolo. Die Band ist heiß gelaufen, ohne auch nur einen Deut ihrer Präzision zu verlieren. Das Konzert gipfelt in den Southside-Stücken „Talk to Me“, eine Springsteen-Komposition und „Having a Party“. Spätestens jetzt gibt’s kein Halten. Das JFZ bebt. Und am Ende des über zweistündigen Konzert haben alle — Band und Publikum — alles gegeben.
Dafür, dass das Publikum entsprechend eingestimmt wurde, hatten als support act die Shitfaces aus Düsseldorf gesorgt, eine Truppe, die den ruppigen Tönen à la Thin Lizzy nicht abgeneigt ist.