Tönisvorst Steht ,Maulwurf’ bald vor Gericht?

Die Ermittlungen gegen den 51-Jährigen aus Tönisvorst sind weitgehend abgeschlossen. Es geht noch um die Schuldfähigkeit.

Beim Bundesamt für Verfassungsschutz war der 51-jährige Tönisvorster bis Ende November beschäftigt.

Foto: dpa

Tönisvorst. Auch in diesen unruhigen Tagen hatte die Geschichte für Furore gesorgt: Der Verfassungsschutz hatte in seinen eigenen Reihen einen sogenannten „Maulwurf“. Einen Mann, der sich zum sogenannten Islamischen Staat bekannt und der Demokratie den Kampf angesagt hatte. Als reiche dies als Blamage alleine noch nicht, saß der Mann innerhalb des Ministeriums auf einem Job in der Bekämpfung der Salafisten-Szene.

Nur einen Tag, nachdem die Sache öffentlich geworden war, sickerte die Nachricht durch: Der Mann ist Tönisvorster. Hatte einen scheinbar völlig normalen Lebenslauf, war in der Stadt und im benachbarten Krefeld durchaus bekannt. Als diese Infos bekannt wurde, war der Tönisvorster bereits in U-Haft. Und da ist er heute noch. „Es läuft derzeit die Untersuchung seiner Schuldfähigkeit“, erklärt Ralf Herrenbrück von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Nachfrage der Westdeutschen Zeitung. Derzeit werde ein psychologisches Gutachten erstellt.

„Ansonsten ist der Sachstand unverändert“, so Herrenbrück. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf eine schwere staatsgefährdende Gewalttat. Angesichts der Faktenlage sei es eine Selbstverständlichkeit, dass der Mann nicht auf freien Fuß komme. Der Mann arbeitete seit April 2015 für den Verfassungsschutz.

„Wir beabsichtigen nicht, ihn zu entlassen“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschat. Die Gründe für eine Haft, etwa Verdunklungs- oder Fluchtgefahr, seien gegeben. Wann ist denn mit der Eröffnung einer Verhandlung zu rechnen? Herrenbrück ist vorsichtig. Aber nach unserer Zeitung vorliegenden Erkenntnissen wird es sicher keine Monate mehr dauern, bis es so weit ist. Alles hängt derzeit lediglich an dem erwähnten Gutachten. Derzeit sitzt der Verdächtige in der JVA Ratingen ein.

Bei dem anstehenden Verfahren wird sicher geklärt werden müssen, wie es dem 51-jährigen Familienvater gelungen war, an diese Stelle innerhalb des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu kommen. Bis etwa Ende 2015 war der Tönisvorster bei einer Krefelder Bank beschäftigt. Aufgefallen war er, weil einer seiner Chat-Partner ein Kollege gewesen war. Diesem war er mit durch islamistischen Äußerungen aufgefallen.

Schockiert zeigten sich viele, die den Mann kannten, darüber, wie perfekt er sein Doppelleben organisiert haben muss. Weder seine Familie noch sein Umfeld hatten offenbar von seiner „neuen Gesinnung“ etwas mitbekommen. Der Mann hatte sogar eine Stiftung gegründet, die sich darum kümmerte, dass behinderte Kinder eine Tier-Therapie bekamen.

Es kamen aber auch Zweifel daran auf, ob die Gesinnung des 51-Jährigen echt ist. So soll er — das hatte unter anderem die Washington Post berichtet — Schwulen-Pornos gedreht und in ihnen mitgewirkt haben. EinUmstand, der sich so überhaupt nicht mit salafistischen Zeilen übereinbringen lässt.