Outokumpu: Angst vor dem Verkauf
100 Mitarbeiter bangen in Willich um ihren Job. Die Geschäftsführung versucht, zu beruhigen.
Willich. Mit dem simplen Attribut „schlecht“ ist die Stimmung beim Edelstahl-Verarbeiter Outokumpu in Willich nur unzureichend beschrieben. Sie ist mies, am Boden, unterirdisch.
Der Grund: Das Willicher Service-Center soll verkauft werden, die EU will das so. Jetzt bangen rund 100 Mitarbeiter an der Hans-Böckler-Straße in Willich um ihre Zukunft. Sie hätten gerne Job-Garantien. Die will ihnen ihr Unternehmen aber nicht geben.
Hintergrund ist, dass der finnische Konzern Outokumpu den Edelstahlproduzenten Inoxum (früher Nirosta) gekauft hat. Dafür sollen nun ein Werk in Italien mit über 3000 Beschäftigten und eben der Willicher Betrieb abgestoßen werden. 50 der rund 150 Mitarbeiter können nach Krefeld zu Inoxum wechseln, der Rest fühlt sich von der Outokumpu-Geschäftsführung im Stich gelassen.
„Eigentlich kommt nur ein asiatischer Käufer oder sogar ein Hedgefonds infrage. Und ob die ein Interesse am Fortbestand des Werks hier in Willich hätten, da habe ich Zweifel“, sagt der langjährige Betriebsrats-Chef Michael Nau. Er und wohl auch die meisten Beschäftigten glauben, dass Outokumpu sich aus der Verantwortung stehlen will.
„Die wollen mögliche Garantien auf den Käufer verlagern“, sagt Nau. Dabei habe Thyssen solche Job-Garantien gegeben, als es die Edelstahl-Sparte verkauft habe. „Das stimmt“, sagt Gewerkschafts-Sekretär Ralf Köpke. „Dort haben die Betriebsräte eine Beschäftigungs- und Standortgarantie ausgehandelt.“
Viele der Beschäftigten seien schon 30 Jahre und länger im Unternehmen. Es habe immer ein gutes Arbeitsklima gegeben, „wir haben nie zur Einigungsstelle gemusst“, erklärt Betriebsrats-Chef Nau.
Das stehe dieses Mal offenbar an. Seine Einschätzung fällt bitter aus: „Da kauft ein kleines finnisches Unternehmen ein großes deutsches und lässt gleichzeitig seine ursprünglichen Beschäftigten im Regen stehen.“ Gemeinsam mit der IG Metall will der Betriebsrat in den nächsten Wochen Aktionen veranstalten und Druck machen. „6500 Kollegen in Deutschland gucken zu, wie Outokumpu sich verhält“, sagt Köpke.
Die Sorgen der Belegschaft kann Geschäftsführer Cay Nasner verstehen, nicht aber teilen. „Wir müssen erst wissen, wer der Käufer ist. Dann können wir versuchen, Garantien für die Beschäftigten auszuhandeln.“ Vorher sei nichts zu machen. Klar für ihn ist: Von sich aus werde Outokumpu diese nicht geben. Er betont noch einmal, dass der Verkauf von Brüssel gewollt sei, die Firma habe diesen Schritt nur widerwillig vorgeschlagen.
Zuständig für den Verkauf ist Liam Bates. Der Brite sieht keinerlei Anzeichen dafür, dass das Unternehmen zerschlagen werden könnte. „Das Werk Willich ist extrem professionell, es hat eine sehr gute Position am Markt.“ Und auch das Equipment sei hervorragend.
Auch bei diesem Punkt befürchten die Beschäftigten Ungemach: In Willich steht eine Verarbeitungsmaschine (Fini 2000; Anm. d. Red.), die es so nur dreimal auf der ganzen Welt gibt. Damit könne man hervorragende Produkte herstellen. „Die Maschine soll jetzt abgebaut werden. Wir bekommen eine schlechtere“, sagt Michael Nau. „Das ist, als ob sie ein Rennpferd gegen einen Lastenesel tauschen.“