Willich Platanen an der Grabenstraße müssen jetzt regelmäßig zum „Friseur“

Die Bäume stehen unter Schutz und bleiben stehen. Anwohner hatten das anders gefordert.

Foto: Lübke

Willich. „Fragwürdig, unsensibel — so kann man nicht mit Bürgern umgehen“, ärgerte sich Karl-Heinz Koch (FDP) im Planungsausschuss. Cornelia Wingerath (SPD) setzte noch einen drauf: „Mir ist glatt die Spucke weggeblieben.“ Es ging um die Platanen an der Willicher Grabenstraße. Anwohner hatten sich beschwert: Durch das Wurzelwerk werde der Gehweg beeinträchtigt, die Äste der Bäume verschatteten nicht nur die Räume, sie berührten auch die Häuser. Sie forderten, die Bäume deutlich zu stutzen oder in Einzelfällen ganz zu entfernen.

Worüber sich die Ausschussmitglieder jetzt ärgerten: Eine Mitarbeiterin der Verwaltung hatte die umstrittene Platanenallee beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zur Aufnahme in das Alleenkataster gemeldet. „Hat sie da nicht ihre Kompetenzen überschritten?“, fragte Cornelia Wingerath. Die Technische Beigeordnete Martina Stall verneinte diese Frage. Ihr Credo: „Die Bäume stehen unter Schutz — jetzt müssen wir gucken, wie man damit umgeht.“

Geschäftsbereichsleiter Thomas Scholemann gab zu bedenken: „Alleen sind per Gesetz geschützt. Das hat nichts mit dem im Aufbau befindlichen Kataster zu tun. Die Anfrage beim Landesamt erfolgte wegen der Lücken, die in der Allee an der Grabenstraße sind.“ Stall versuchte zu besänftigen: „Wenn Schäden an Häusern auftreten, müssen wir agieren. Das Eigentum anderer darf nicht beschädigt werden.“

Daniel Kamper (CDU) sprach von einer „unbefriedigenden Situation“. Er bat, auf eine „Flickschusterei mit Steinen“ zu verzichten und direkt eine wassergebundene Gehwegoberfläche herzustellen. Dafür gab es im Ausschuss eine Mehrheit.

Karl-Heinz Koch kritisierte, dass die Stadt ein Gutachten über die Bäume in Auftrag gegeben hat. Martina Stall konterte: „Eine Gutachterin wurde beauftragt, weil Sie uns offenbar nicht für kompetent genug halten. Dummerweise kommt die Gutachterin zu demselben Ergebnis wie wir.“ Im Frühjahr war ein Kronenrückschnitt um 15 Prozent erfolgt — für viele Anwohner viel zu wenig. Sie werden auch nicht mit der jetzigen Lösung zufrieden sein: Demnach soll in einem Turnus von fünf Jahren eine Kronenkürzung um zehn bis 15 Prozent erfolgen können. rudi