Zerschlagung der Sparte Real-Poker: Der Standort Tönisvorst hat keine schlechten Karten
Tönisvorst · Der Verkauf der Real-Kette an ein Konsortium nimmt Formen an. Was bedeutet das für den gut laufenden Standort Höhenhöfe? In Branchenkreisen sieht man eine Supermarkt-Zukunft. Eine Analyse.
Für die Stadt Tönisvorst und das nahe Umland hat der Real-Markt, Höhenhöfe, eine große Bedeutung. Insofern richten sich in diesen Tagen die Blicke gespannt nach Düsseldorf. Denn dort hat Reals Mutter – die Metro AG – am Dienstagmorgen verkündet, dass der Verkauf der defizitären SB-Warenhauskette nun kurz vor dem Abschluss ist. Ein Konsortium um die Investorenfirmen SCP und X-Bricks soll die Kette mit 277 Supermärkten kaufen. Dann soll eine Zerschlagung der Sparte mit 34 000 Beschäftigten folgen.
Die beiden Handelsriesen Edeka und Kaufland stehen als Übernahmekandidaten einzelner Märkte bereit. Metro-Vorstandsvorsitzender Olaf Koch machte am Dienstag aber auch deutlich, dass etwa 30 Filialen dauerhaft geschlossen werden sollen. Ferner soll ein Kern von etwa 50 Märkten weiterhin unter der Real-Flagge laufen – „für mindestens 24 Monate“, wie der Metro-Chef in einem Brief an die Belegschaft mitteilt. An allen Standorten von Real ist die Sorge weiterhin groß. Auch in Tönisvorst. Wie geht es weiter in St. Tönis?
Offizielle Stellungnahmen zur Zukunft einzelner Märkte bekommt man in diesen unruhigen Tagen des Konzerns nicht. Wenn man sich dem Tönisvorster Standort analytisch nähert, stellt man fest, dass die Zukunftsaussichten gar nicht so schlecht sind. Von mehreren Branchen-Insidern erfuhr die WZ, dass der St. Töniser Real-Markt zu den umsatzstärksten im Rheinland gehört. Zudem ist die Lage zwischen Krefeld und anderen Kommunen des Kreises Viersen (vor allem Kempen) gut. Außerdem liegt das Areal an einer viel befahrenen Strecke in Richtung Autobahn 44. Zudem sprechen die Filialen von dm, Deichmann, Takko, Bettenlager und Sport Vosswinkel auf dem Höhenhöfe-Gelände für einen attraktiven Einzelhandels-Standort.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Tönisvorst weitergeht – unter welcher Flagge auch immer“, hieß es am Dienstag aus dem Umfeld der Metro. Der Standort könnte ins Portfolio von Kaufland oder Edeka passen; zudem sind beide Ketten noch nicht in der Stadt Tönisvorst vertreten. Im Fall von Edeka gab es einst Interesse am Standort Maysweg in St. Tönis. Dies wurde wegen des städtischen Einzelhandelskonzeptes verhindert.
In Tönisvorst hat Real einen langfristigen Mietvertrag
Welche Rolle der noch knapp zehn Jahre laufende Mietvertrag von Real mit dem Eigentümer – einem Immobilienfonds – spielt, ist ungewiss. Aus der Branche hört man, dass dies durchaus für eine Fortsetzung einer Supermarkt-Geschichte auf dem Höhenhöfe-Areal spricht. In Gewerkschaftskreisen ist man jedoch eher der Meinung, dass einzelne Mietverträge in diesen großen Überlegungen von klassischen Finanz- und Immobilieninvestoren (SCP und X-Bricks) nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Vor allem mit Blick auf mögliche Übernahmen durch Edeka oder Kaufland spielt auf jeden Fall das Thema Kartellrecht eine Rolle. In diesem Zusammenhang war bereits der erste Verkaufs-Versuch gescheitert, weil Edeka wegen „Doppel-Belegungen“ für seine auserkorenen Standorte kein grünes Licht bekommen hat. Insofern hat der Standort Tönisvorst auch unter diesen Gesichtspunkten gute Karten.
Auf Konzernebene stehen nun Ende der Woche entscheidende Termine an. Die Aufsichtsräte der Metro sollen am Donnerstag grünes Licht für den Verkauf geben. Dann folgt am Freitag eine Aktionärsversammlung. Bis das Schicksal einzelner Filialen offiziell geklärt ist, dürften aber noch einige Monate vergehen. Bei der Regionalvertretung der Gewerkschaft Verdi rechnet man mit der „Mitte des Jahres“.