Stadtgeflüster aus Willich und Tönisvorst Rotes Sofa und frohe Botschaften
Anwohner haben den Kaiserplatz in Willich verschönert. Zudem gibt es aus Berlin gute Nachrichten.
Willich/Tönisvorst. Seit der Willicher Kaiserplatz neu gestaltet worden ist und im April eingeweiht wurde, reißt die Kritik nicht ab: Zu kalt, zu kahl, zu tot — immer wieder sind solche Urteile zu hören. Mal ganz davon abgesehen, dass sich offenbar niemand mehr an das vorherige Parkplatz-Chaos zu erinnern scheint, haben sich Anwohner des Platzes und Geschäftsleute nun zusammengeschlossen, um dort gemeinsam mit Martin Platzer für mehr Leben zu sorgen. Jeden letzten Montag im Monat um 18 Uhr setzt man sich auf dem Platz zwanglos zusammen. 25 Leute kamen zum jüngsten Treffen, einen Stuhl brachte jeder selbst mit, außerdem machten Baguettes, Käse und Wein die Runde. In dieser schönen Atmosphäre wurden Ideen erörtert. Die ersten davon wurden sogar schon umgesetzt. So sind Nischen an der Wand zum Biergarten der Gaststätte Haus Grootens zu Bilderrahmen umgebaut worden. Darin befinden sich nun Fotos vom Kaiserplatz in früheren Jahren. Außerdem wurden dort Rosenstöcke gepflanzt, deren Betreuung eine Anwohnerin übernimmt. Ein besonderer „Hingucker“ ist das rote Sofa geworden, das Künstlerin Renate Diekmann für die gleiche Wand gefertigt hat. Es lädt förmlich frisch getraute Paare, die das Standesamt verlassen, dazu ein, sich dort niederzulassen — was aber nicht geht, denn das Sofa ist nicht echt.
Da hat sich Hans-Peter Hendrix vom Radsportverein Tönisvorst schon ein bisschen gewundert: Bei einer Ankündigung in der WZ für ein Fahrrad-Training für Flüchtlinge, das die Willicher SPD anbietet, war er radelnd auf einem Foto zu sehen. „Unser Verein hat doch gar nichts mit Politik zu tun“, betont Vorstandsmitglied Hendrix. Tatsächlich war der Fehler in der WZ-Redaktion passiert: Für die Ankündigung des Fahrrad-Trainings war das Foto einer ähnlichen Veranstaltung rausgesucht worden, die der RSV im vergangenen Februar angeboten hatte. Der Hinweis darauf, dass es sich hier um ein Archivbild handelt, war allerdings versäumt worden.
Werner Lessenich, Archivar des St. Töniser Heimatbundes und Sammler von Gegenständen und Accessoires der früheren St. Töniser Brauerei Rixen, glaubte, einen „Schnapper“ gemacht zu haben. Er hatte im Internet einen Kronkorken der Firma Rixen entdeckt, den er noch nicht kannte. Er ersteigerte das Teil, zahlte knapp neun Euro. Als er wenig später entdeckte, dass die Rixen-Brauerei im Allgäu wiederbelebt wurde, sah er auch seinen Kronkorken wieder. Er war in der normalen Produktion in Gebrauch. Für die gezahlten neun Euro hätte er vermutlich bei der Brauerei selbst eine ganze Schubkarre der Korken bekommen.
70 Jahre ist unser Bundesland alt geworden. Das hat WZ-Leser Peter Knedel aus Vorst nicht ruhen lassen. Er hat ein Gedicht verfasst. Und obwohl der Flüsterer derartiger Gebrauchs-Lyrik eher skeptisch gegenübersteht, findet er doch, dass jetzt mal der Zeitpunkt dafür ist. Also, los geht’s: „Wir sind bekannt als das ,Bindestrich-Land’. Das quirlige Rheinland, das sture Westfalen, nein, was waren das für Qualen! Was niemand mocht’ glauben, ist heute wahr — wir feiern 70 Jahr’ Nordrhein-Westfalia.“
Gleich zwei Willicher Chöre hatten vor einer Woche beim NRW-Tag in Düsseldorf die besondere Ehre, Konzerte im Plenarsaal des Landtages geben zu dürfen. Unter der Leitung von Andrea Kautny begeisterte der Großchor Frauenpower ebenso wie das A-Capella-Ensemble Tonköpfe. Trotz schweißtreibender Temperaturen boten die Sängerinnen und Sänger bei toller Akustik ein großartiges Programm und zogen die zahlreichen Zuhörer in ihren Bann. „Am Ende gab es sogar Standing Ovations!“, schwärmt Kautny. Der Vorverkauf für die nächsten Konzerte ist übrigens gestartet: „Frauenpower — Die Achte“ findet am Sonntag, 23. Oktober, ab 17 Uhr in der Jakob-Frantzen-Halle in Willich statt. Das Jahresabschlusskonzert der Tonköpfe findet am 1. Advent (27. November) ab 17 Uhr in der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums statt.
Holla, da hatte der Stadtflüsterer ja mal wieder was losgetreten. Vor einer Woche spöttelten wir an dieser Stelle ganz, ganz milde über die vielen Anträge, die die Willicher CDU in der Sommerpause an die Stadtverwaltung geschickt hatte. CDU-Chef Uwe Schummer twitterte darauf den Satz: „Nicht irritieren lassen. Die Verwaltung muss auf den Prüfstand.“ Woraufhin die SPD wiederum aus allen Rohren auf Schummer schoss und von einer „Diskreditierung der Verwaltung“ sprach. Und was sagt der Flüsterer dazu: „Ist etwa schon Wahlkampf?“
Apropos: In der vergangenen Woche gingen innerhalb weniger Stunden inhaltlich sehr, sehr ähnliche E-Mails aus den Berliner Bundestagsbüros von Uwe Schummer (CDU) und Udo Schiefner (SPD) in der WZ-Redaktion ein. Das Thema war jeweils das gleiche: Im Rahmen des Bundesprogramms „KitaPlus“ hat die Kindertagesstätte Bullerbü in Willich eine Förderung in Höhe von 166 329 Euro erhalten. Mit diesem Programm, das Januar 2016 startete, unterstützt die Bundesregierung erweiterte Betreuungszeiten in Kitas und in der Kindertagespflege. Die Öffnungszeiten können flexibler gestaltet werden. Schummer und Schiefner, deren Parteien in Berlin ja gemeinsam in der Regierung sitzen, lassen dazu getrennt voneinander wissen, dass die sich über die Förderung freuen. Und wir freuen uns mit Ihnen.
„Da läuft eine Riesen-Verwörung. Alle wurden getäuscht.“ Der Mann weiß, wovon er redet: Manni Breuckmann, Radio-Moderatoren-Legende, hat mit WZ-Redakteur Peter Korall eines gemeinsam: Beide sind Schalke-Fans und beide wissen genau, dass sie bei der Vier-Minuten-Meisterschaft im Jahr 2001 getäuscht worden sind. Alle Welt sollte nur glauben, dass die Bayern den Titel geholt haben. Den Schalkern blieb dieser Lesart zufolge nur der Titel „Meister der Herzen“. Sie wissen schon, liebe Leser, das Spiel, in dem in Hamburg so lange nachgespielt wurde, bis die Bayern noch den Ausgleich machten. Ausgetauscht wurde die brandheiße Nachricht am Vorster Markt, als Manni Breuckmann bei der Neueröffnung von Café Oomen zu Gast war.