Schulleiter aus Tönisvorst bezieht Stellung Zum Krieg in der Ukraine besteht Gesprächsbedarf bei Schülern
Tönisvorst · Die Rupert-Neudeck-Gesamtschule bezieht Stellung: Schulleiter Andreas Kaiser will seiner Lehrerschaft den nötigen Raum für Gespräche der Schüler einräumen.
(ure) Mit einem Rundschreiben wandte sich jetzt Andreas Kaiser, Schulleiter der Rupert-Neudeck-Gesamtschule in St. Tönis, an die Schulgemeinde. So nahm er Stellung zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine und erreichte damit seine Kollegen, Eltern und so auch Schülerinnen und Schüler. „Der Krieg kennt keine Sieger – der Krieg kennt nur Verlierer“, ist seine Botschaft. Kaiser vergaß aber nicht zu erwähnen, dass es nicht „die Russen“ seien – und schon gar nicht die bei uns lebenden Mitmenschen mit russischem Pass oder russischen Vorfahren – die diesen Krieg vom Zaun gebrochen hätten, sondern ausschließlich der russische Präsident Putin und seine skrupellose Machtelite.
Ein grundsätzliches Konzept, wie man diesen Krieg im Unterricht erklären könnte, habe man noch nicht finden können. Am vergangenen Freitag habe keine Schule stattgefunden, Rosenmontag ebenfalls nicht. „Für den Moment überlassen wir es den Klassen- und Fachlehrern und -lehrerinnen, wie sie damit umgehen“, sagte der Schulleiter am Montag.
In seinem Schreiben setzte
der Schulleiter klare Grenzen
Mit seinem Schreiben wolle er vor allen Dingen seine Kolleginnen und Kollegen dafür sensibilisieren, bei Bedarf die nötige Zeit vom Unterricht abzuziehen. Damit spricht er auch die Altersgemäßheit an: „Ein Leistungskurs Erdkunde in der zwölften Klassen ist etwas anderes als eine Klassenlehrerstunde in der fünften Klasse.“
Klar sei, dass die Schülerinnen und Schüler wissen, was in der Ukraine passiert: „Da gibt es bestimmt Gesprächsbedarf“, sagte Kaiser. Er erinnere sich noch gut an den 11. September 2001. Damals habe er ein sehr großes Gesprächsbedürfnis seitens der Schülerschaft festgestellt. „Wir haben schon etwas erreicht, wenn die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihre Ängste und Sorgen herauszulassen.“
Eine wichtige Thematik sei in diesem Zusammenhang, inwieweit die Informationen aus dem Kriegsgebiet überprüfbar sind. Aber in seinem Schreiben setzte der Schulleiter klare Grenzen: Für diesen hinterhältigen Krieg gebe es keine rationale Begründung.
„Gesellschaftslehre, Geschichte und Religion sind meine Fächer“, erklärt Kaiser. Hier könne man gesicherte Informationen aus seriösen Quellen aufbereiten, schon allein, um die Sachfragen zu klären. Er ist sich sicher, dass es in der jetzigen Woche Reaktionen aus der Lehrerschaft zu seinem Schreiben geben werde. „Ich rufe Sie auf, nehmen Sie Stellung, gehen Sie zu Friedensgebeten und Mahnwachen, zeigen Sie Ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und unterstützen Sie die vielen Flüchtlinge mit Spenden für unseren Kooperationspartner Action Medeor“, appelliert Andreas Kaiser.