Tönisvorst Schulfrage: Die Lage ist kompliziert

Jetzt sollen die Eltern befragt werden, und am 28. September gibt’s einen Infoabend im Forum.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Zwei Stunden lang hat der Tönisvorster Schulausschuss am Mittwoch getagt. Eine Stunde 50 Minuten ging es um den Antrag der Sekundarschule auf Umwandlung der Sekundarschule in eine Gesamtschule.

Es waren so viele Eltern von Sekundarschülern und Gymnasiasten in den Ratssaal gekommen, dass die Sitzplätze auf der Besucher-Empore nicht ausreichten. Wahrscheinlich waren auch Eltern von Grundschülern dort, um sich über das politische Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt zu informieren. Denn sie stehen demnächst vor der Frage: Welche weiterführende Schule besucht mein Kind? Und wo? Die Wahl betrifft nicht nur die einzelne Familie. Sie ist jetzt von schulpolitischer Bedeutung für die ganze Stadt.

Die 110 Minuten voller Rede und Gegenrede, Fragen und Antworten, Statements und Unsicherheiten spiegeln die komplizierte Gemengelage wider. Die Politik hat von der Verwaltung eine Menge Daten an die Hand bekommen, um sich klarer darüber zu werden, was sie mehrheitlich will und gegenüber der Bezirksregierung vertreten kann: Ja zur Gesamtschule? Oder Nein zur Umwandlung, die die Sekundarschulgemeinde mehrheitlich anstrebt?

Prognosen zu Schülerzahlen der nächsten Jahre liegen vor, der Raumbedarf der Schulen ist umrissen, die Auspendler- und Einpendlerquoten sind bekannt. Nun liegen auch die Stellungnahmen der Schulkonferenzen von Sekundarschule und Michael-Ende-Gymnasium vor (WZ berichtete ausführlich am Montag).

Fehlt (noch) das Meinungsbild in der Elternschaft. Es ist Teil des Verfahrens und erklärter politischer Wille, dass die Eltern aller Tönisvorster Grundschüler nun befragt werden, für welche Schulkarriere ihres Kindes sie sich im kommenden Jahr entscheiden und ob sie eine Angebotsoption vor Ort oder auswärts wählen würden.

Der Schulausschuss hat die Verwaltung am Mittwoch einstimmig aufgefordert, eine öffentliche Informationsveranstaltung durchzuführen und die Elternbefragung vorzubereiten. Der Infoabend wird wahrscheinlich am 28. September im Forum Corneliusfeld stattfinden. Die Stadt als Schulträger soll ausführlich Stellung nehmen zu den verschiedenen Schulformen Sekundar- und Gesamtschule sowie Gymnasium, zu möglichen Abschlüssen, Schulkarrieren, Raumbedarf, zu Prognosen der Schülerzahlen, und zugleich Problempunkte wertfrei ansprechen.

An diesem Abend könnte - wenn der Schulausschuss tags zuvor grünes Licht gibt - der Fragebogen für die Eltern aller Tönisvorster Grundschüler vorgestellt werden. Die Befragung könnte — so der Vorschlag von Bürgermeister Thomas Goßen - eine Woche vor den Herbstferien beginnen und eine Woche nach den Herbstferien enden. Bliebe Zeit genug, die Rückläufer auszuwerten und dem Schulausschuss in der Sitzung Ende Oktober vorzustellen.

100 Anmeldungen muss eine vierzügige Gesamtschule erreichen, um an den Start gehen zu können. Diese gesetzliche Hürde muss sie nehmen — für einen Prognose-Zeitraum von fünf Jahren.

Signalisieren deutlich weniger Eltern als erforderlich, die Gesamtschule als Schulform zu favorisieren, ist das Verfahren der Umwandlung praktisch zu Ende. Reicht die Zahl derer, die sich in der Befragung pro Gesamtschule aussprechen, ist das Votum nur ein Baustein auf dem Weg zur Entscheidungsfindung. Der Elternwille ist nicht allein entscheidend. Die Zukunftsfähigkeit einer Gesamtschule hängt — neben Schülerzahlen und Raumangebot — von weiteren Faktoren ab. Tönisvorst muss in den Nachbarstädten nachfragen: Regional muss ein Konsens über die Umwandlung einer Gesamtschule erreicht werden. Und finanziell muss die Stadt die Umwandlung auch darstellen können.

Für die Sitzung des Schulausschusses Ende Oktober sollten schon einmal genügend Besucherstühle einkalkuliert werden.