Willich Sie geben der „Flucht“ ein Gesicht

Mit dem Projekt „Wir sind Willich“ möchte Sarah Bünstorf Flüchtlinge und ihre Geschichten vorstellen und so zum Nachdenken anregen.

Willich. Hamza ist 34 Jahre alt. Er stammt aus Syrien. Der 18-jährige Obi kam in Nigeria zur Welt. Delosa (30), Mutter von vier Kindern, ist 2011 aus Tadschikistan nach Deutschland gekommen. Was die drei Flüchtlinge gemeinsam haben: Sie leben in der Stadt Willich — und sie werden von dem neuen Internet-Portal „Wir sind Willich“ vorgestellt.

Foto: Sarah Bünstorf

Das private Projekt wird getragen von Sarah Bünstorf (die auch Ratsfrau der SPD ist) und Christian Lange, von dem die technische Unterstützung kommt. Es soll diejenigen, die neu in Willich sind, mit denen bekannt machen, die schon länger hier leben — und zeigen, welche Kontakte zwischen alten und neuen Willichern, Schiefbahnern, Anrathern und Neersenern es schon gibt.

„Wir sind Willich“ möchte diese Menschen vorstellen und ihre Geschichten erzählen. Wo sie herkommen, warum sie von dort geflohen sind, wo sie jetzt wohnen, was ihre Ziele sind. Welche Erfahrungen sie gemacht haben — in ihrer alten Heimat und hier.

Die Inspiration holte sich Sarah Bünstorf („Ich will keine Eigen-PR betreiben) in Cloppenburg, wo die Facebook-Gemeinschaft „Gib der Flucht ein Gesicht“ ähnliche Ziele verfolgt. „Ich wollte aber die Menschen, die nicht auf Facebook sind, auch nicht ausschließen. Deshalb haben wir zusätzlich einen Internet-Auftritt umgesetzt“, erzählt sie.

Verständnis füreinander fördern und so zur Integration beitragen — das möchte „Wir sind Willich“ erreichen. Zudem soll den vielen fremdenfeindlichen Äußerungen, die vor allem auf Facebook zu finden sind, etwas entgegensetzt werden.

„Wir wollen konkret und authentisch Menschen und Gesichter zeigen. Von denen, die zu uns geflüchtet sind, und denen, die sie hier begleiten“, erläutert Bünstorf auf der Homepage. Dabei gehe es um Information, Einblicke, Verständnis — und vielleicht auch um neue Kontakte oder Perspektiven.

Die Idee entwickelte die Schiefbahnerin seit Anfang des Jahres. Mitte März startete dann das Projekt. Hilfe holte sie sich unter anderem bei Jutta van Amern vom Arbeitskreis Fremde, die zum Beispiel den Kontakt zu ihrem eifrigsten Sprachschüler Obi vermitteln konnte. Außerdem hospitiert Sarah Bünstorf in einem Sprachkurs für Flüchtlinge und konnte so selbst Kontakte knüpfen. „Die Gespräche, die ich bisher geführt habe, waren auch für mich an vielen Stellen ein Aha-Erlebnis“, sagt sie.

Drei Texte sind bisher erschienen, ein viertes Treffen mit einem Flüchtling wurde vereinbart. Die Resonanz ist gut: „Der Artikel über Hamza wurde bis Sonntagabend schon rund 1800-mal gelesen“, berichtet Bünstorf. Die Facebook-Gemeinschaft von „Wir sind Willich“ haben schon mehr als 200 Personen mit „Gefällt mir“ markiert. „Tolle Idee“ kommentiert Patricia Schmitz. „Eine wirklich emphatische Aktion, die einen hoffen lässt!“, so Conny Türk.