Willich Polizei soll mehr Präsenz zeigen
Nachts und am Wochenende soll die Willicher Wache an der Grabenstraße künftig geschlossen bleiben. Diese Planung ist bei einer WZ-Umfrage bei den Bürgern auf viel Kritik gestoßen.
Willich. Größtenteils auf Unverständnis ist bei einer WZ-Umfrage auf dem Willicher Marktplatz ein Vorhaben der Kreispolizeibehörde in Viersen gestoßen. Diese plant, dass die Polizeiwache in Willich bald nicht mehr rund um die Uhr besetzt ist, sondern nur noch an den Werktagen von 7 bis 22 Uhr (die WZ berichtete).
Viele der Befragten äußerten ihre Ängste, dass dadurch die Präsenz der Polizeikräfte vor Ort weiter zurückgehe. „Das geht gar nicht“, sagt etwa Harald Apel (64).
„Auf keinen Fall darf es aber passieren, dass dadurch die Präsenz der Polizei auf den Straßen minimiert wird“, sagt Willichs SPD-Vorsitzender Dietmar Winkels. Im Gegenteil: Winkler erhoffte sich durch die Veränderungen mehr Polizisten auf der Straße.
Kopfschüttelnd kommt der 64-jährige Jochen Cox zum WZ-Umfrageteam. Mit dabei hat er die aktuelle Lokalausgabe, in der nebenander zwei Artikel stehen. Einmal geht es um die geplanten eingeschränkten Öffnungszeiten der Polizeiwache — und direkt daneben steht ein Bericht über den unaufgeklärten Einbruch in ein Einfamilienhaus. Schon längst fehle es der Polizei am Personal, klagt Cox und macht NRW-Innenminister Ralf Jäger dafür verantwortlich. Die drohende Schließung der Willicher Wache abends, nachts und an den Wochenenden bezeichnete er als „Unding“ - und fährt fort: „Ich fahre doch abends oder am Wochenende nicht nach Viersen, um dort meine Anzeige aufzugeben.“
„Ich fühle mich sicherer, wenn die Polizeiwache abends aufhat“, sagt Melanie Maicher. Gudrun Buchholz pflichtet ihr bei: „Es ist unmöglich, dass dadurch in Willich erst einmal die Präsenz der Polizei zurückgehen wird.“ Und Sibille Blum kommentiert: „Ich wohne etwas außerhalb, auf der Hardt, und ich habe ein schlechtes Empfinden, wenn ich mich bei Bedarf und zu jeder Stunde dann nicht direkt an einen Polizeibeamten im Ort wenden kann.“ Auch sie würde sich dann sicherer fühlen. Aber offenbar würde man Willich weiter ausdünnen, wie dies schon bei der Schließung des Krankenhauses oder bei den Notärzten erfolgt sei.
„Ich wünsche mir jetzt schon eine stärkere Präsenz“, sagt Sieglinde Strothotte. Die Bürgernähe der Polizeibeamten gehe immer mehr verloren. „Vor vielen Jahren kannten die Bezirksbeamten noch ihre Pappenheimer, aber das gilt schon lange nicht mehr“, sagt auch Karl-Wilhelm Hauss. Von Orts- und Bürgernähe könne schon längst keine Rede mehr sein.
„Die öffentliche Hand zieht sich de facto immer mehr von ihren Aufgaben zurück“, stellt Udo Klausnitzer fest. Er bezweifelt gar nicht, dass in Willich nachts die Polizei nur wenige Anzeigen aufnimmt. „Aber was nutzt mir die Statistik, wenn mir dann wirklich was passiert.“ Er selbst habe in seinem Haus den Einbruchschutz schon verstärkt.
Michael Schmitz glaubt, dass die Beamten auf der Wache in Willich nachts tatsächlich nicht so viel zu tun haben. Dass der Landrat die Polizeikräfte bündeln wolle, sei aus seiner Sicht nicht so schlecht. Dem Bürger müsse aber das Gefühl vermittelt werden, nicht allein gelassen zu werden.
Gegen eine drohende Schließung der Polizeiwache Willich „auf Raten“ spricht sich Daniel Kamper aus. „Wenn man den Streifenwagen häufiger sieht, wäre den Leuten schon geholfen“, glaubt er.
Mehr Personal, dies ist für Wolfgang Finke (66) die einzige Lösung. Er hat ein gewisses Verständnis für einen effektiveren Einsatz und sagt: „Die Polizeiwagen werden sowieso von der Viersener Leistelle angefordert. Dabei ist es doch egal, ob die Polizeiwache besetzt ist oder nicht.“ Er fordert ebenfalls mehr Personal und wünscht, dass tagsüber und abends mehr Polizisten auf Streife gingen: „Wenn ich Glück habe, sehe ich einmal in der Woche einen Beamten.“
Thomas Rips (50) bezweifelt, dass es nach dieser beabsichtigten „Reform“ zu mehr Präsenz der Polizeibeamten auf den Willicher Straßen komme. „Die Wache sollte über Nacht besetzt bleiben. Dann muss bei der Polizei eben mehr Personal eingestellt werden“, fordert Dieter Koch.
Angelika Baumbach setzt sich dafür ein, das Sicherheitsgefühl der Willicher zu berücksichtigen. Mehr Präsenz vor Ort, wie von der Polizeiführung angekündigt, könne dazu beitragen.
Nicht persönlich kommen kann der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Bäumges. Sein Statement schickte er deshalb per E-Mail: „Leider bekommen auch wir in Willich jetzt deutlich zu spüren, dass die Polizei in Nordrhein-Westfalen immer älter und weniger wird. Dass wir in NRW immer weniger Polizei haben, ist ein Verschulden der Landesregierung in Düsseldorf. Was die Ankündigung der Viersener Kreispolizeibehörde angeht, künftig sogar mehr „Gesicht zu zeigen“, werde ich mich dafür einsetzen, dass diese Zusage mit Kennzahlen zu den tatsächlichen Einsatzzeiten künftig regelmäßig nachgewiesen wird. Die Dokumentation von Einsatzzeiten ist heute leicht möglich.“
Das sieht der Willicher CDU-Chef Uwe Schummer (MdB) genauso. Mehr Polizeipräsenz auf der Straße sei durch eine entsprechende Einsatzplanung regelbar. Die CDU-Forderung nach einer Ausweitung des kommunalen Ordnungsdienstes solle die Polizei nicht ersetzen.
„Die Sicherheit der Bürger ist — trotz großer Worte — den Politikern egal“, erklärt Eduard Schmidt-Zorner auf der Facebook-Seite der WZ Niederrhein. „Mehr Polizei auf den Straßen ist mir wichtiger als eine unbewegliche Polizeiwache. Allerdings für eine Stadt wie Willich, wo viel eingebrochen wird, sollte das kein Dauerzustand werden“, hält Dagobert Engelhardi an gleicher Stelle dagegen.