Stadtentwicklungskonzept Tönisvorst weiß, was die Bürger wünschen

Tönisvorst. · Die digitale Bürgerbeteiligung am Konzept zur Stadtentwicklung ist abgeschlossen.

Ein  Bürgervorschlag dreht sich um den Seulenhof in St. Tönis: Der Hof könnte zum Erlebnistreffpunkt werden, so die Idee.

Foto: Emily Senf

Es geht um zu schnelle Autofahrer, einheitliche Straßen- und Wegebeläge, bessere Verkehrsanbindungen und mögliche Gewässer. Bis zum Wochenende hatten Tönisvorster die Gelegenheit, an der digitalen Phase der Bürgerbeteiligung zum Stadtentwicklungskonzept 2035 mitzuwirken. 369 Eingaben haben sie gemacht, nun werden die Beschwerden, Anregungen und Visionen ausgewertet.

Verwaltung und Politiker hatten im vergangenen Jahr beschlossen, externe Experten mit der Erstellung eines Stadtentwicklungskonzepts zu beauftragen. Die Idee: Veränderungsprozesse, hervorgerufen beispielsweise durch den demografischen Wandel, geändertes Kaufverhalten oder neue Anforderungen an Gewerbe und Industrie, aufgreifen und die Stadt mit entsprechenden Maßnahmen zukunftsfähig machen. Zunächst verschafften sich die Mitarbeiter des zuständigen Büros Postwelters und Partner aus Dortmund einen Eindruck von der Apfelstadt, dann waren die Bürger direkt vor Ort an der Reihe – beispielsweise bei parallel stattfindenden Ortsbegehungen in den beiden Stadtteilen St. Tönis und Vorst.

Auf einer interaktiven Karte hatten Nutzer zudem die Möglichkeit, sich direkt einzubringen: mit roten Fähnchen für die Schwächen ihrer Stadt, mit grünen für Stärken und gelben für Visionen. Große Überraschungen habe es bei den Eingaben nicht gegeben, berichtet Jörg Friedenberg, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Entwicklung. So gehe es etwa um das Thema Mobilität und dabei um die Verbesserung der Radwege – wie schon bei den Spaziergängen, erinnert sich Friedenberg, der in Vorst mit dabei war. In St. Tönis wünschen sich die Bürger unter anderem eine bessere Gestaltung der Plätze und der Fußgängerzone.

Eine Bürgerin habe das Pflaster auf der Hochstraße bemängelt, das nicht gänzlich barrierefrei sei. „Vieles haben wir ja auch schon in der Vergangenheit gemacht“, sagt Friedenberg, „etwa Fugen ausgegossen und erneuert.“ Doch mit der Pflasterung allein sei es nicht getan. „In manchen Bereichen muss man vielleicht generell neu denken“, sagt Friedenberg. So müsse auch zum Thema Innenhöfe, Bänke und Baumbeete ein Gesamtkonzept her.

Teil der Auswertung sind auch die Fragebögen, die das Dortmunder Büro an rund 3000 Personen und damit etwa zehn Prozent der Bevölkerung verschickt hatte. Darin konnten die Empfänger ebenfalls ihre Stadt bewerten. Rund 800 Personen nutzten diese Möglichkeit. „Das sind etwa 27 Prozent, und das ist eine gute Quote“, sagt Friedenberg. „Wir hatten mit weniger, eher zehn bis 15 Prozent gerechnet.“

Damit ist das Projekt allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Aktuell liegt der Fortschritt bei 35 Prozent. Als Nächstes soll es Workshops geben, auch mit der Politik, sowie Ideenwerkstätten mit weiterführenden Schulen. Wie und wann, das werde derzeit abgestimmt, sagt Friedenberg. Geplant seien sie für das kommende Frühjahr. Für die Stadtverwaltung gehe es nun um die Frage, was man leisten könne und in welcher Reihenfolge dies umsetzbar sei, erläutert Friedenberg: „Es reicht nicht, ein Konzept aufzustellen, man muss es auch mit Leben füllen.“ Dafür sei es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen, die in den nächsten 15 bis 20 Jahren Bestand hätten.

Bereichsleiter Friedenberg betont, dass die Tönisvorster ein Interesse daran hätten, die Zukunft ihrer Stadt mitzugestalten. So hätten sie bei der interaktiven Karte nicht etwa bloß gemeckert. „Die Eingaben sind konstruktiv“, sagt
Friedenberg. emy