Anrath Spielerisch Streit verhindern
Unterricht in sozialer Kompetenz stand auf dem Stundenplan der Klasse 5b des Lise-Meitner-Gymnasiums.
Anrath. Der „Fliegende Teppich“ hat es in sich: Acht Kinder stehen auf ihm drauf und sollen sich damit auf dem Gelände des evangelischen Gemeindezentrums an der Jakob-Krebs-Straße vorwärts bewegen. Nur: Wie kann das funktionieren, ohne den „Teppich“ (der tatsächlich aus einer Plane besteht) zu verlassen? Diese knifflige Aufgabe mussten drei verschiedene Gruppen aus der Klasse 5b des Lise-Meitner-Gymnasiums lösen. „Wir haben uns eine Weile beraten und sind dann auf „Drei“ alle in die Höhe gesprungen“, erzählt Jan davon, wie sich der Teppich schließlich in Bewegung setzen konnte.
Mit Spielen wie diesen will das Kempener Duo „Teamworks“, das aus den Pädagoginnen Uta Petring-Dörr und Tine Germann-Nagels besteht, die Klassen zu einer starken Gemeinschaft machen. Es gilt, Rempeleien oder kleinere verbale Auseinandersetzungen nicht eskalieren zu lassen. Ausgrenzung und das gefürchtete Mobbing sollen durch gelernte Formen der Kommunikation und gegenseitiges Feedback verhindert werden.
„In der 7. Klasse machen wir das schon länger. Jetzt kommen auch die 5. Klassen dazu“, erläutert Schulleiter Thomas Prell-Holthausen. Bei den älteren Schülern gelte es zumeist, bereits auftretende Probleme durch das SozialkompetenzTraining zu beseitigen. Die Fünftklässler sollen dagegen lernen, es gar nicht erst zu Problemen kommen zu lassen.
„Manche waren ganz verblüfft, dass auch mit Schülern, mit denen sie sonst nicht gerne zusammen sind, das Lösen der Aufgaben super klappt“, berichtet Lehrerin Lisa Schulze. Und sie ist auch ein bisschen stolz, dass eine Schülerin, die den „Fliegenden Teppich“ verlassen musste, da sie das Gedränge darauf nicht aushalten konnte, anschließend wieder ganz selbstverständlich in die Spiele der Anderen aufgenommen wird.
Beim „Dirigentenspiel“ etwa drängen sich wieder bis zu acht Kinder auf einem Balken und sollen zum Beispiel die Positionen wechseln — allerdings ohne den Boden zu berühren. Da hilft der zuvor bestimmte „Dirigent“, der mit Händen und Füßen Anweisungen gibt. „Ich hatte die Verantwortung“, berichtet Noah anschließend — und ist ganz zufrieden mit dem Ergebnis.
Thomas Prell-Holthausen geht es offenkundig ähnlich. „Die Schüler lernen sich hier selbst und auch die anderen besser kennen“, berichtet er. Tags zuvor hatte die Klasse 5a damit den Anfang im Schageshof gemacht. Für das Konzept von Uta Petring-Dörr und Tine Germann-Nagels ist es wichtig, die Kinder aus dem normalen Schulalltag mit Pausengong und Klassenraum herauszuholen. „Meistens machen wir unsere Übungen draußen“, berichtet Germann-Nagels. Aus ihrer Sicht sollte ein Sozialkompetenz-Training eigentlich in jedem Schuljahr stattfinden.
Tatsächlich ist das Lise-Meitner-Gymnasium auf dem Weg dahin: Das Duo „Teamworks Kempen“ kümmert sich jetzt um die Stufen 5 und 7. Und die 6. Klasse´n sollen in Kürze mit einem Trainings-Modul des Schulpsychologischen Dienstes unterstützt werden. „Damit wollen wir im nächsten Schuljahr starten“, kündigt Thomas Prell-Holthausen an.