Verbote, Wachstum und das Klima
Von großer Kunst und kleinen Trostpreisen weiß der Stadtflüsterer zu berichten.
Willich/Tönisvorst. Die Stadt Tönisvorst ist international aufgestellt. Das ist schon an manchen Bekanntmachungen gut zu erkennen, die so in der Gegend hängen. Etwa an früheren Kies-Gewässern in der Nähe von Forstwald. Die liegen an der Route, die die Flüchtlinge aus ihrer Unterkunft Richtung Real bei St. Tönis nehmen. Am Zaun hängt gleich eine doppelte Warnung des Bürgermeisters: Betreten verboten und Schwimmen verboten. Und das sozusagen multilingual. Gut, die Sache mit dem Schwimmen ist klar. Bei diesen Temperaturen würde da freiwillig wahrscheinlich kaum jemand reingehen.
„Wir wachsen wieder.“ Die Freude im Diözesan-Verband des Kolpingwerks ist groß. Nach Jahren, in denen der Verband und seine Mitglieds-Familien immer kleiner wurden, gibt es nun eine Trendwende, so scheint’s. Und welche Kolpingsfamilie verzeichnet nun den größten Zuwachs? Die aus Breyell (+22). Dicht gefolgt von den Brüdern und Schwestern aus Vorst. 19 Mitglieder hat sie im vergangenen Jahr dazugewinnen können. Das größte Wachstum im Bistum. Aber auch die Familien in der Umgebung sehen laut dieser Mitteilung Licht am Ende des Tunnels.
Gut geklappt hatte der Versuch der WZ-Redakteure Werner Dohmen und Peter Korall, sich am Quiz des Heimatbundes St. Tönis zu beteiligen. Und sie hatten es auch (fast) unfallfrei gelöst. Womit sie sich am Ende für eine Tombola qualifiziert hatten, bei der es die Kaffeetasse des Heimatbundes zu gewinnen gab. Dazu kam jetzt der Bescheid: Bei der Auslosung der drei Porzellanbecher tauchte Ihr Name leider nicht auf. Die Ziehung fand gestern im Schwimmbad „H2Oh“ statt, das ja bei der Frage zwei im Quiz eine Rolle spielte. Drei freundliche Damen haben die Gewinnerlose gezogen“, teilte „Klassenlehrer“ Werner Lessenich mit. „Hoffentlich hat es Ihnen trotzdem Spaß gemacht, die 16 nicht immer einfachen Fragen zu lösen — dann hat sich die Teilnahme ja vielleicht doch schon gelohnt.“ Gewonnen haben Anneliese Bergerfurth, Helga Feige und Fred Schwirtz, alle aus St.Tönis. Immerhin, für Dohmen und Korall gab’s — wie für die anderen „Verlierer“ — ein Trost-Foto. Die beiden sollen sich sehr gefreut haben.
Wussten Sie, dass Willich einst Heimat einer Künstlerkommune war, deren Bilder sogar im Centre Pompidou in Paris hängen? Diese Erkenntnis verdankt der (dafür offenbar zu junge) Flüsterer einem aktuellen Kunst-Kalenderblatt. Das zeigt das Bild „Cameleonardo da Willich“ des bekannten Malers Sigmar Polke, der im Juni 2010 gestorben ist. Polke lebte mehrere Jahre in Willich und hat die Stadt zum Ort einer merkwürdigen Szene gemacht: Leonardo da Vinci hat sich da halsabwärts in ein Chamäleon verwandelt, auch ein chinesischer Neujahrsdrache und Lucky Luke sind auf der skurrilen Szene zu sehen. Das Bild, 1979 entstanden, hängt tatsächlich in Paris.
Nachdem Lukas Maaßen, stellvertretender SPD-Parteivorsitzender aus Willich, von einer Anwohnerin auf den schlechten Zustand des Bürgersteigs an der Schiefbahner Straße aufmerksam gemacht wurde, hat er sich vor Ort nun selbst ein Bild gemacht. Der Bürgersteig ist mit Moos überwachsen, viele Scherben liegen auf der Straße und dem Gehweg. Zudem fehlt seit Jahren eine Sitzbank. „Insbesondere die vielen Scherben stellen für die Kinder der angrenzenden Kolpingschule und der beiden Kindergärten ein Sicherheitsrisiko dar“, so der zuständige Wahlkreisbetreuer. Maaßen hat die Gemeinschaftsbetriebe umgehend darum gebeten, den Bürgersteig von Unkraut und Scherben zu befreien sowie eine neue Sitzbank aufzustellen.
Zurück zu den aktuellen Niederungen der Willicher Lokalpolitik. Im Stadtrat wird schon seit geraumer Zeit darüber gesprochen, die Unterlagen für Rat- und Ausschusssitzungen demnächst digital für Tablet, Notebook und Co. zur Verfügung zu stellen. Mit der bisherigen Form der Versendung auf Papier gibt es nämlich immer wieder Probleme. Mal kommen die Unterlagen zu spät, mal gar nicht an. Und manchmal passen sie nicht in den Briefkasten. Diese Erkenntnis verdankt der Flüsterer Bürgermeister Josef Heyes, der jüngst die Ratsmitglieder anmahnte, für größere Briefkästen zu sorgen.
Glasfreie Zone. Ja, so etwas gibt es in St. Tönis. Gemeint ist nicht die Innenstadt während des Karnevalszugs. Nein, das bezieht sich auf das Naherholungs-Areal hinter dem Wasserturm. Das wird immer stärker genutzt. Und in der Schutzhütte, die’s dort gab, wuchs regelmäßig der Scherbenhaufen. Es wurde schon gefährlich, diese zu betreten. Besonders wenn Kinder beteiligt waren. Was die Verwaltung veranlasste, ein entsprechendes Verbotsschild aufzustellen. Und wenn man manchem Beobachter glaubt, funktioniert es sogar prächtig. Wobei, auch wenn’s unfair ist, wirft der Stadtflüsterer die Frage auf: Darf ich mein Fernglas mitbringen?
Das Thema Kugelahorne ist (vermutlich) erledigt. Wenden wir uns also einem ebenfalls stark diskutierten Willicher Thema zu: der Umgestaltung des Kaiserplatzes. Das jetzige, noch kahle Aussehen stört etliche Bürger. Und auch die etwa 30 Meter lange Wasserrinne, die installiert wurde, bereitet einigen Anwohner Kopfzerbrechen. Sie berichteten dem SPD-Politiker Lukas Maaßen, dass Schnee diese Rinne verdecken könne und so ein Sicherheitsrisiko bestehe. Weshalb dieser nun von der Verwaltung wissen möchte, ob dies möglich wäre und was sie dagegen zu tun gedenke — beispielsweise durch eine Beschilderung oder Beleuchtung. Den Stadtflüsterer wiederum hat die Anfrage gewundert: Haben die Anwohner Kenntnisse von einer Klimaabkühlung? Wo doch momentan selbst im Gebirge kaum noch Schnee fällt. Andererseits sollte an dieser Stelle festgehalten werden: Wer früher nicht über das Hubbel-Pflaster aus dem Kaiserplatz gestolpert ist, für den ist die Rinne erst Recht kein Hindernis.