Stadtgeflüster: Von Baustellen, Eisenbahnen und einem „roten Pfarrer“
Das Kanidaten-Rennen bei der CDU und die merkwürdige Post vom Finanzamt sorgen für Gesprächsstoff.
Willich/Tönisvorst. Winterwetter hin oder her: Die Handwerker in der Stadt Willich sind hart im Nehmen und arbeiten auch bei Schnee und Eis. So konnte man in den vergangenen zwei Wochen die stetigen Fortschritte am Hubertushof in Schiefbahn beobachten. Dort arbeiteten die Handwerker sogar bei Frost auf den Dächern der neuen Häuser. Ganz ähnlich an der Halle 18 im Stahlwerk Becker, wo schon der Einbau von Fenstern begonnen hat. Für beide Projekte ist übrigens die Willicher Firma Paschertz verantwortlich.
Vergangene Woche war hier von einem neuen Weg in St. Tönis die Rede: dem „Burger-Pfad“. Das ist jener Trampelpfad, der sich vom Corneliusfeld zum neuen Mc Donald’s zieht und an dessen Wegesrand sich auch schon die Verpackungs-Hinterlassenschaften des „Fresstempels“ wiederfinden. Damit das nicht zuviel wird, wird hier städtischerseits bereits sauber gemacht. Dem Stadtflüsterer wurde erzählt, dass der Bauhof regelmäßig die alten Verpackungen aufpickt. Zu diesem Behufe fährt er den Burger-Pfad mit einem Kleinlaster ab. Ein ähnlicher Schnellimbiss-Verkehr hat sich im Übrigen auf der Schlufftrasse etabliert. Hier herrscht ebenfalls ein regelmäßiger Pendelverkehr zum neuen Fastfood-Lokal.
Wo wir gerade bei der Schlufftrasse sind: Da hatte die WZ vor eineinhalb Wochen von der historischen Eisenbahnstrecke berichtet, die von Krefeld nach Süchteln ging und bei der das Dampfross „Schluff“ gleich zwei Haltepunkte in St. Tönis anfuhr. „Die Haltestelle des Schluff am Tacksee hieß nicht Westbahnhof“, sagt Leserin Käte Greeven. Einen Westbahnhof habe es nur in Krefeld gegeben. Vielmehr habe es sich um den Halt „St. Tönis-West“ gehandelt. „Der war auch nicht direkt am Tacksee, sondern an den „Zeppelin-Häusern“, erinnert sich die Frau. Sie sei ganz in der Nähe des Wasserturms gewesen, von dort aus war es für die Badewilligen noch ein gutes Stück zu Fuß, sagt Frau Greeven, die als Kind noch mit dem Schluff gefahren ist.
Ungewohnt oft hört derzeit eine ganze Reihe von Menschen vom Finanzamt Kempen. Nicht, dass dieses jetzt plötzlich Geld von ihnen haben will. Nein, es teilt mit, dass die elektronische Steuererklärung zum Download bereitsteht. Was ja keine schlechte Info wäre. Wenn sie nicht andauernd erfolgen würde. Beim Stadtflüsterer hat sich eine Kundin gemeldet, die schon vor einigen Wochen die Erklärung heruntergeladen hat. Jetzt fühlt sie sich genervt von der gebetsmühlenartigen Wiederholung nur noch genervt. Ihren Namen möchte die Vorsterin nicht veröffentlicht sehen, Sie wissen schon, Finanzamt und so.
Jetzt ist der Stadtflüsterer möglicherweise auf die Hilfe seiner Leser angewiesen. Letzte Woche hatte die ARD in ihrer Sendung „Buffet“ einen Mundartausdruck gesucht. Die einschlägige Frage dazu hatte George aus dem Kiosk am Wilhelmplatz gestellt. Und die Antwort gegeben: Latüchtel. Jetzt fragt sich der Flüsterer, ob er der Einzige ist, der sich an dem letzten Buchstaben stört. Er hat, allerdings nicht aus Tönisvorst stammend, immer gelernt, dass es eigentlich Latüchte heißt. Jetzt macht er sich auf die Suche und stöbert in allen greifbaren Mundart-Lexika.
Werfen wir nun den Blick auf eine Stelle, von der hier schon häufiger die Rede war: die alte Tanke am Westring in St. Tönis. In den vergangenen Tagen und Wochen wollte niemand an dem mit Schnee bedeckten Schleppdach mehr vorbeigehen. Da soll es „mächtig im Gebälk gekracht haben“. Der Stadtflüsterer hat sich dann mal erkundigt: Im Winter 2013/2014, soll das Dach nicht mehr unter der Schneelast krachen. Schon im kommenden Frühling soll nicht nur der Schnee geschmolzen sein, sondern auch das Schleppdach. Näheres zu gegebener Zeit.
Nochmal zurück zum vorletzten Samstag: Da hatte die WZ über den Willicher CDU-BundestagsmannUwe Schummer und seinen Gegenkandidaten berichtet. In diesem Zusammenhang war auch der Begriff des „Herz-Jesu-Sozialisten“ gefallen. Dazu hat der Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm eine ganz dezidierte Meinung: „Wir brauchen viel mehr dieser Herz-Jesu-Sozialisten — Menschen also, die die Beispiel-Erzählung vom barmherzigen Samariter in die konkrete Politik umsetzen. Ich selbst wurde einmal von einem afrikanischen Erzbischof in einer Predigt als „roter Pfarrer“ bezeichnet — ich habe mich nicht beschwert.“
Nachschlag: Das Vorster Pfarrbüro schickt Woche für Woche den Pfarrbrief an die Redaktionen. Überraschend war aber schon, was Pfarrer Kamm da vergangene Woche mitgeschickt hatte: Einen Artikel aus der WZ, in dem über den CDU-Vorstoß berichtet wurde, das Parkverbot auf dem Vorster Markt am Wochenende. Noch überraschender: Die Mailadressen der Ansprechpartner in den zuständigen Ausschüssen wurden gleich mitgeliefert.
Die Hinsbecker Gegenkandidatur für das Amt des Bundestagsabgeordneten hat die Willicher CDU übrigens auch schon gekontert: Einstimmig hat der Parteivorstand in der vergangenen Woche „uns Uwe“ für die Wiederwahl nominiert. Zur entscheidenden Sitzung am 23. Februar in Oedt wollen die Willicher Christdemokraten in großer Zahl anreisen.