Statt Einsamkeit gemeinsam lachen und erzählen

Erstmals gab es in Willich mehrere Heiligabend-Feiern für Alleinstehende. Insgesamt gab es weniger Teilnehmer.

Foto: Reimann

Anrath/Schiefbahn/Willich. In den zurückliegenden Jahren hatte es eine zentrale Heiligabendfeier für Alleinstehende im Speisesaal des Schiefbahner Hubertusstifts gegeben. Jetzt wurde zum ersten Mal in den Begegnungsstätten Heiligabend gefeiert, was sich nur bedingt als gute Idee erweisen sollte: In Neersen blieb die Begegnungsstätte aufgrund zu geringer Resonanz geschlossen, in Schiefbahn und Alt-Willich kamen jeweils ein Dutzend alter Menschen zusammen, in Anrath waren es rund doppelt so viel, denn auch Neersener waren hier dabei. Trotz der Dezentralisierung kamen insgesamt weniger Senioren als in den Vorjahren.

Uschi und Klaus Scheiff aus Anrath hatten sich sechs Jahre lang als Ehrenamtler in Schiefbahn um die betagten Besucher gekümmert. Jetzt machten sie sich in der Anrather Begegnungsstätte nützlich. Der „Betreuungsschlüssel“: Auf zwei Besucher kam ein Kümmerer. Mit dabei in der Einrichtung, die sich in der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes befindet: Thomas Schmitz, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Willich und die stellvertretende Kreisvorsitzende Wilma Jansen. „Ich wäre sonst allein zu Hause“, sagte Monika Müskes — die 74-Jährige wohnt in Neersen: „Ich bin froh, dass die Anrather uns aufgenommen haben“, sagte die Seniorin. Und sie erinnerte sich: „An Heiligabend vor 50 Jahren ist mein Vater gestorben. Durch die Aufregung kam mein Sohn früher als erwartet, nämlich am 25. Dezember, zur Welt. Er wird morgen 50 Jahre alt.“

„Ich freu’ mich riesig“: Sophia van den Bruck, eine resolute 81-Jährige, traf alte Bekannte wieder, schnell kam man ins Gespräch, hatte viel zu erzählen und zu lachen. Simon (7) und Celina (8) waren fein herausgeputzt und gehörten zu der kleinen Gruppe von Kindern, die den Senioren Weihnachtslieder vorsangen. Zu vorgerückter Stunde gab es Sauerbraten mit Rotkohl.

In Schiefbahn war die Heiligabendfeier nicht von der Caritas als Trägerin der Begegnungsstätte, sondern von den Teilnehmern in Eigenregie organisiert worden. „Stell’ die Würstchen auf 2“, sagte Erika Hartings, die mit ihrer Mutter Gertrud Schlieben gekommen war, zu Dieter Deventer — der 78-jährige Witwer war als einziger Mann in der Runde „Hahn im Korb“. Kartoffelsalat mit Würstchen waren die Alternative zu dem opulenten Buffet, das es jahrelang im Hubertusstift gegeben hatte. Die Stimmung war nicht schlecht. „Eine zentrale Feier hätte mir trotzdem besser gefallen“, erklärte Erika Hartings.

In der Begegnungsstätte am Kaiserplatz waren ebenfalls zwölf Senioren zusammengekommen. Mit dabei: Michael Rieve, Vorsitzender der Willicher Altenhilfe. Auch dort gab es Kartoffelsalat mit Würstchen, dazu promillehaltige Köstlichkeiten wie Amaretto und Killepitsch. Die Senioren waren zufrieden: „Es hat mir sehr gut gefallen“, sagte Ursula Ballhaus (87).