Tausende säumten die City

Mit viel Fantasie und internationalem Flair waren die Narren unterwegs.

Anrath. Schon früh am Morgen hatten sich ganze „Herden“, „Horden“ und Kolonnen von Trink-, Spaß- und Klönclubs auf den Weg gemacht. Ihr Ziel war Anrath, wo sich exakt um 13.11 Uhr der 43. Tulpensonntagszug der „Aach Blenge“ in Bewegung setzte. Das Interesse war gewaltig. DRK, Polizei und Ordnungsamt sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Sie konnten aber so manchen Stau ebenso wenig verhindern wie den Einen oder Anderen, der schon früh zuviel Alkohol zu sich genommen hatte und eine unfreiwillige Auszeit nehmen musste.

Tausende von Jecken und Familien sahen sich indes diszipliniert den Umzug an. Der Wagen der Zuleitung mit Klaus Büdenhölzer und Markus Herold machte so gut es ging den Weg für die 43 Fußgruppen und Motivwagen frei. Noch am Schluss strahlte vor allem Prinzessin Andrea I.. „Es dürfte heute der 100. Auftritt gewesen sein“, sagt die Tollität, die stolz auf das Motto des Umzuges des Anrather Zugvereins war: „Dieses Jahr sind wir verwöhnt, eine Prinzessin den Tulpensonntagszug krönt.“

Auch eine junge Tollität genoss auf dem Wagen der Schiefbahner Gesellschaft „Torfmöps“ den Trubel: Kinder-Prinzessin Alina I.

Bundes- oder kommunalpolitische Themen gab es zwar nicht, dafür aber viel Fantasie bei den Kostümen und Ideen für die Motivwagen, die zu galaktischen Discos oder Zauberwäldern wurden. Es gab doch einen kommunalpolitischen Aspekt: die „Saunafreunde“ boten sich als Baukolonne für die bevorstehenden Umbauarbeiten in der Ortsmitte an. Für sie galt erst: „Baggern, buddele und bütze . . .“

Fantasievoll und international waren die Verkleidungen. Dabei fielen erneut die „Anroetsche Pappköpp“ angenehm auf: die schon in den Vorjahren preisgekrönte Fußgruppe war als japanische Geishas und Schwertkämpfer unterwegs. Und auch das Betten-Outfit der „Spaßbacken“ war schön anzusehen und hatte seinen Grund: „Gute Nacht Freunde“ stand bei ihnen auf der Tafel — die „Spaßbacken“ waren zum 15. und letzten Mal dabei. „Wir konnten unsere Kinder leider nicht zum Mitmachen überreden“, sagte etwas wehmütig Doris Stegmanns.

Sie denken noch nicht ans Aufhören: Fußballer der dritten Mannschaft des DJK/VfL Willich. „Wir feiern und trinken solange, bis wir Europameister im Fußball geworden sind“, stand an ihrer fahrbaren Disco. Auch Skifreunde aus Willich und Anrath machen weiter, fühlten sich diesmal als Tiefschneetaucher in ihren flammendes Trikots mit ihren Spitznamen Goldi, Tuppes, Patschi oder Berry wohl. „Am 9. März geht’s in Zillertal“, freuten sie sich schon auf die nächste Tour.

International waren zahlreiche Vampire und der Ausflug der „Döeskopp“ in das Land des Lächelns. Was noch auffiel: die Willicher Gesellschaft „Edelweiß“ in ihren glücksbringenden Schornsteinfeger-Kostümen, die jecken „Schwaadlappen“ oder die Samba tanzenden Fukki-Bikers. Einige der schönsten Kostüme hatte ein Anrather Freundeskreis genäht: in grün-violetten Gewändern stand die 18-köpfige Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes in voller Blüte. Auch der jüngste gerade einmal vier Monate alte Felix Berner hatte im Kinderwagen das Blüten-Kostüm an.

Auch der Veranstalter hatte noch Zeit, sich umzuziehen: Die „Aach Blenge“ waren der Zeit voraus, schmissen ihr Helau als Osterhasen verkleidet unter das Volk. Nicht kostümiert, sondern im Dienst war hingegen Joachim Schlate im Besenwagen: Dieser nahm den Müll vom Zugweg auf.