Ein Drache und viel Atommüll
In St. Tönis wurde überwiegend ausgelassen gefeiert. Aber es gab auch nachdenkliche Zugteilnehmer.
St. Tönis. Ein gigantischer Drachenkopf, transportiert auf einem Kettcar, dahinter zehn Meter Drachenkörper, getragen von insgesamt sieben Personen. „Sechs Wochen Arbeit, 800 Schuppen per Hand angenäht und eine absolute Überraschung. Nur die Drachengruppe wusste, wie wir mitziehen“, beantwortet Karin Carlhoff neugierige Fragen aus den dicht an dicht stehenden Besuchern.
Schüler, Lehrer und Eltern des Michael-Ende-Gymnasiums haben Fuchur von der unendlichen Geschichte zum Leben erweckt. Dazu Schülerinnen, die als kindliche Kaiserin unterwegs sind, Schüler als Atréju sowie Eltern und Lehrer als wandelnde Bücher. Nicht nur sie sind ein Hingucker. Fußgruppen, Wagen und Musikgruppen geben sich ein buntes Stelldichein. Dutzende von Marionetten hüpfen über die Straßen, die Turnerschaft ist als Augsburger Puppenkiste unterwegs und die Tischtennisabteilung begeistert als Panzerknacker.
Ein Stück weiter kommen die Teutonen. Aus den Mitgliedern der Fußballabteilung sind allesamt Wikinger geworden, wobei der Wagen mit einem gigantischen Wikingerkopf bestückt ist, der bewundernde Blicke auf sich zieht. Die Rheinische Landjugend Tönisvorst rettet den Bauern aus dem Dschungelcamp und die „Döppckes“ sind als lebensgroßes Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel dabei. Prinzessin Lillifee fehlt auch nicht. Kinderprinzessin Lisa I. und Adjutantin Lena reisen im Schloss samt Schwanenbett á la Lillifee. Der Wagen der Prinzengarde ist bis unter die Pfannen mit Wurfmaterial voll und das Tönisvorster Karnevalskomitee wirft 3000 Krawatten für den nächsten Altweiberdonnerstag.
Die Besucher kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, ebenso Prinz Thorsten I. und seine Melanie I.: Den Handwerkern in Tönisvorst ist eine Überraschung geglückt. „Unserem Thorsten zu Ehren ziehen wir das erste Mal mit. Wir haben uns unter dem Tarnnamen mes amis les artisans angemeldet, damit keiner wusste, wer dahinter steht“, verrät Ira Ingenpaß. Mit dem Wagenmotto „Thorsten I. und Melanie I. haben gut lachen, weil die Handwerker Karneval machen“ ist die Überraschung geglückt. Überhaupt spiegelt sich so der Beruf des Prinzen an — er ist Malermeister — häufig wider.
Ein Wermutstropfen: „Sturzflug“, „Ausgefaltert“ und „Abschiedfahrt“, jeweils mit einem Fragezeichen versehen, ist auf dem Wagen der Nachtfalter zu lesen. Die KG spielt damit auf die Problematik der wegbrechenden Mitglieder an (WZ berichtete). Eine Foto-Galerie finden Sie unter:
www.wz-niederrhein.de