Veedelszoch - Clörath-Vennheide
Die 50 Narren beim Zug durch Clörath-Vennheide bewiesen Kreativität. Kaum ein Kostüm gab es zweimal.
Clörath-Vennheide. Wie in Köln gibt es in Clörath-Vennheide auch einen „Veedelszoch“ und ebenso wie in der Domstadt stehen bei den „Domnarren“ Prinz, Jungfrau und Bauer im Mittelpunkt, wenn auch nur für wenige Stunden. Am Samstag ab 15.11 Uhr zogen gut 50 Narren durch die Honschaft — eine bunte Schar, denn kaum eine Verkleidung sah man doppelt.
Andreas Teschen (42) schlüpfte in die Prinzenrolle, Georg Draack (24) verkörperte im lilafarbenen Kleid die Jungfrau und Peter Rübner (42) mimte den Bauern. Keine echte Frau im Dreigestirn — das hat es in Clörath-Vennheide schon lange nicht mehr gegeben. Träumt man selbst als eingefleischter Einwohner schon mal davon, aus einer ganz anderen Region zu stammen? Gut möglich: Der stellvertretende Bürgermeister Dieter Lambertz kam als Ostfriese im typischen Melkerhemd.
Dass man sich hier und da mit „Frohe Weihnachten“ begrüßte, hatte einen Grund: Lea Rübner (12) hatte sich als Tannenbaum verkleidet, ihre Mutter Sandra als Geschenkpaket. Und Samantha Wirtz hatte es im Weihnachtsmann-Kostüm warm. Christina Bones hatte den Pullover der ehemaligen Landjugend-Mitglieder an, die sich „Dussels“ nannten. Hinter diesem selbstkritischen Namen steht ein Fragezeichen. Angeblich fällt es weg, sobald sie ihren Stephan Draack heiratet. So sind die Rituale auf dem Land, wo sich jeder kennt. Ein angenehmer Brauch für die Zugteilnehmer: Die Anwohner hatten nicht nur ihre Häuser mit Luftballons geschmückt: Hier ein Schnaps, da ein Berliner — die Zugteilnehmer sollten bei Kräften bleiben. Im Gegenzug geizte man nicht mit Wurfmaterial.
Zwei kleine Traktoren zogen jeweils einen Wagen, ansonsten bestand der Zug aus Fußgängern. Helmut Gietmann, Wirt der Gaststätte „Am Kapellchen“, war 1997 Prinz der Stadt Willich und ist ein großer Karnevals-Fan. Er wird im kommenden Jahr die Gaststätte aufgeben. Den Brauch, in Clörath-Vennheide Karneval zu feiern, sieht er dadurch nicht gefährdet, selbst wenn es keinen neuen Pächter geben sollte. „Zur Not feiern wir auch in einer Garage“, erklärte Gietmann. Das hatten die Zugteilnehmer am Samstag noch nicht nötig. Abends trafen sie sich in der Gaststätte deutlich uniformer. Das lag am Motto: „Graf Dracula bittet zum Narrentanz.“