Willich Tierheim-Debatte beim Osterbasar
Der Verein „Tierschutz für Willich“ sieht sich auf Dauer nicht mehr in der Lage, die Arbeit ehrenamtlich zu verrichten.
Neersen. So manche Oster-Deko war zu viel gebastelt, so mancher Kuchen zu viel gebacken worden: Die Resonanz auf den ersten Osterbasar des Vereins „Tierschutz für Willich“ im Neersener Wahlefeldsaal war überschaubar. Fast nicht mehr überschaubar sind die Aufgaben und die Kosten, die der 150 Mitglieder starke Verein zu stemmen hat. Ihm macht vor allem die Versorgung der vielen Katzen Sorgen. Im vergangenen Jahr waren bis zu 400 Stubentiger in der Vermittlung.
Der Verein macht sich jetzt dafür stark, dass Willich ein eigenes Tierheim bekommt. Lisa und Katrin Reichel sahen zu, wie ihr Mischlingshund Milly zum Fotomodell wurde: Auf der Bühne des Wahlefeld-Saals hatte die Essener Fotografin Ninja Czimmek am Sonntag ihr Fotostudio für die Vierbeiner platziert. Hund, Frauchen und Fotografin waren bester Laune. Unten saßen der Vorsitzende von „Tierschutz für Willich“, Ralf Thaler (56), und seine Stellvertreterin Manuela Michalik (43). Sie wirkten weniger fröhlich, und dafür gibt es gute Gründe: „Nach unseren Erfahrungen im vergangenen Jahr ist die Arbeit auf Dauer auf ehrenamtlicher Basis nicht mehr zu schaffen“, sagt Thaler. Die vielen Katzen hätten den Verein an seine Grenzen gebracht. Sein Ziel: „Ein eigenes Tierheim in unserer Trägerschaft.“
Erste Gespräche mit allen im Rat vertretenen Fraktionen seien bereits geführt worden. „Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Stadt alles hat außer Geld“, sagt der Vorsitzende. Trotzdem hofft er, dass die Stadt dem Verein ein Grundstück zur Verfügung stellen könnte. Gegen eine Anschubfinanzierung hätte der Verein natürlich auch nichts. Der Deutsche Tierschutzbund würde bis zu 50 000 Euro locker machen, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Kommune Mittel in derselben Größenordnung zur Verfügung stellt.
Nun ist ja eigentlich das Tierheim Nettetal — das die Stadt Willich mit 30 000 Euro pro Jahr unterstützt — für Tierschicksale auf Willicher Boden zuständig, wobei die Betonung auf „eigentlich“ liegt. Die Realität schildert Ralf Thaler so: „Viele Willicher kommen auf uns zu, wollen nicht bis Nettetal fahren. Und wer mit einem Tier nach Nettetal fährt, hört oft, dass keine Kapazitäten mehr frei sind.“ In Nettetal werde ein verschwindend geringer Anteil an Willicher Problemen gelöst, das könne, so Thaler, auf Dauer nicht so weitergehen.
Er und sein Verein sind sicher, ein Tierheim mit Unterstützung von Tierschutzbund und Stadt angesichts der günstigen Zinsen binnen zehn Jahren finanziert zu bekommen. Der Verein hat auf der Süchtelner Straße 41 ein Ladenlokal angemietet. Die zu vermittelnden Tiere werden in Privathaushalten untergebracht. Wie hoch die Kosten sind, macht Thaler an einer Zahl fest: „Wir hatten im vergangenen Jahr Tierarztkosten von fast 40 000 Euro zu bezahlen.“