So geht’s den Tannen am Niederrhein Heißer Sommer, rieselnde Nadeln?
Tönisvorst/Kempen · Trockenheit und hohe Temperaturen sind für Tannen ein Problem. Da half nur viel Wasser.
Bei Familie Platen mit landwirtschaftlichem Betrieb zwischen Kempen und Oedt hat man sich in diesem Jahr einen „Versuchsbaum“ ins Wohnzimmer gestellt. Im September wollte man schauen, wie sehr der extreme Sommer der Nordmanntanne zugesetzt hatte – oder anders ausgedrückt: wie lange die Nadeln an den Ästen bleiben. Das Ergebnis fiel laut Rudolf Platen zufriedenstellend aus. Die Nadeln hätten „ganz normal“ gehalten. Allerdings hat der Weihnachtsbaum-Anbieter an der Stiegerheide in den vergangenen Monaten auch ordentlich gewässert.
Der künstliche Regen konnte jedoch nicht alle Ausfälle verhindern. Junge Bäume, die im Schatten großer Exemplare (mit entsprechend großem „Durst“) angepflanzt worden waren, hatten immense Probleme. In diesem Bereich spricht der Landwirt von bis zu 30 Prozent Ausfall. Ähnlich äußert sich Frank Mertens vom gleichnamigen Obsthof in Willich. Die Neupflanzen hätten gelitten. Da, wo Lücken entstanden sind, will er im kommenden Frühjahr nachpflanzen. In etwa sieben Jahren könnten sie dann Weihnachten in den Wohnzimmern stehen.
„Der heiße Sommer und der trockene Herbst haben massive Auswirkungen auf die Bäume“, sagt auch Jan Schmitz. „Auf unsere Nordmanntannen zum Glück nicht, weil wir sie die ganze Zeit bewässern konnten.“ Man habe Beregungsmaschinen von den Feldern geholt, auf denen Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut werden. Familie Schmitz hat ihre Baum-Flächen nahe der Bahnlinie in Forstwald. Seit Nikolaus läuft der Verkauf, am 23. Dezember ist letzter Tag.
Ohne das Bewässern hätten die Bäume monatelang unter Stress gestanden. Auch jetzt noch, im Dezember, fehle jede Menge Niederschlag. Es könne leicht passieren, dass ein geschwächter Baum sehr schnell seine Nadeln verliert, wenn er als Weihnachtsbaum im Haus stehe, so Jan Schmitz.
„Mit der Bewässerung konnten wir diesem Problem bei unseren Bäumen vorbeugen.“ Im Sinne der Kunden habe man sich daher auch entschieden, „die Mehrkosten durch die Bewässerung nicht auf den Preis zu schlagen“. Denn Familie Schmitz geht von einem „Ausnahmejahr“ aus.
Das sieht auch Kollege Platen so. „Wir haben es bei den alten Preisen belassen“, sagt er. Seit Anfang November nimmt sein Betrieb Reservierungen entgegen, seit dem 2. Advent läuft verstärkt der Verkauf an Privatleute, der noch bis zum 23. Dezember andauert. Der heutige Samstag (15. Dezember) könnte laut Rudolf Platen ein besonders toller Verkaufstag werden. Die Wetteraussichten seien gut. Bei den Platens gibt es vor allem Nordmanntannen, aber auch Blaufichten.
Rechtzeitig vor dem dritten Advent hat sich Familie Küthen vom gleichnamigen Spargelhof vor den Toren Kempens Nordmanntannen aus dem Sauerland kommen lassen. Sie sollen den eigenen Anbau an der Krefelder Straße ergänzen. Dieser wurde in diesem „extremen Jahr“ – ebenso wie die Spargelfelder – bewässert, wie Thomas Küthen erzählt. Von den höheren Kosten merken die Käufer im Vergleich zum Vorjahr aber nichts.
Ausschließlich Exemplare aus dem Sauerland verkauft Annette Grumbach am Stockweg in St. Tönis. Seit dem 6. Dezember werden Bäume von Kunden abgeholt. Und bis jetzt sind ihrer Aussage nach noch keine Klagen gekommen à la „leise rieseln die Nadeln“.
Was die Expertin grundsätzlich empfiehlt, ist, den Baum mit angespitzem Stamm ins Wasser zu stellen. Ihre eigene Tanne stellt sie traditionell am 3. Advent auf. Kurzentschlossene Käufer können bei Annette Grumbach aber noch bis „Heiligmittag“ fündig werden. Bei Mertens in Willich geht sogar erst um 14 Uhr das Tor zu.