Tönisvorst: Ein Zaun wie am Knast
Zwei Meter hoch ist die neue Umzäunung am Regenrückhaltebecken. Viele im Kehn regen sich darüber auf.
Tönisvorst. "Willkommen im Knast." Die Begrüßung des Anwohners ist nicht witzig gemeint. Eher sarkastisch. Der Blick des Mannes geht hinüber zum Grund seines Ärgers: ein rund zwei Meter hoher, massiver Metallzaun mitten im Kehn, jene Sektion zwischen Vorst und St. Tönis. Direkt an der Kreisstraße/Ecke Wirtschaftsweg, der nach Vorst führt. Inmitten des "Sperrbezirks" ein Loch von mehreren Metern Durchmesser - ein Regenrückhaltebecken eben.
"Warum das so massiv eingezäunt werden muss, hat man uns nicht erklären können", sagt der Anwohner. Ein Witzbold hat ein Plakat an den Zaun geheftet: "Freibad Kehn - Eröffnung am 1.Mai." Wer sich als Bademeister bewerben wolle, könne dies bei der Stadt tun.
Martin Dahmen, Landwirt aus dem Kehn und Kreispolitiker bei der CDU, kennt das Problem. "Warum der Zaun 50 Zentimeter von der Straße wegstehen muss, verstehe ich nicht", sagt er. "Das wäre überhaupt nicht nötig gewesen." Dahmen stört sich aber nicht in erster Linie an der Optik. "Es kann nicht sein, dass hier ein Unfallbrennpunkt produziert wird, wo vorher keiner war."
Worauf Martin Dahmen sich bezieht: Immer wieder passiere es, das Radfahrer auf dem Wirtschaftsweg aus Richtung Vorst kommen und an der Kreisstraße nach rechts abbiegen. Das konnten sie bisher tun, ohne exakt auf den Verkehr achten zu müssen. Schließlich blieben sie mit ihrem Drahtesel von der Fahrbahn weg. Jetzt, wo der Zaun so dicht an der Straße steht, laufen sie Gefahr, in den Autoverkehr zu geraten. Aber auch für Pkw-Fahrer, die aus dem Wirtschaftsweg kämen, sei der Zaun eine Sichteinschränkung.
Es habe ein Gespräch und einen Ortstermin mit einem Mitarbeiter der Kreisverwaltung gegeben. Der habe Verständnis gezeigt, aber keinerlei Abhilfe versprochen. "Durch den Zaun wird doch der ganze Anblick verschanguliert", findet Dahmen. Dabei habe der Kreis doch bei dem gerade fertig gestellten Radweg bewiesen, dass er optisch schöne Lösungen hinbekomme.
Der so gescholtene Kreis wehrt sich. "Wir haben eine Sicherungspflicht", sagt Pressesprecher Kaspar Müller-Bringmann. Deshalb hätten die Mitarbeiter diesen Zaun dort installiert. "Der muss ja auch eine gewisse Höhe haben, damit niemand rüberklettern kann." Die Kosten für Zaun und Tor belaufen sich auf rund 5000 Euro. Müller-Bringmann wirbt um Verständnis: "Stellen Sie sich vor, da passiert mal was. Dann müssen wir uns zu Recht Vorwürfe gefallen lassen." Eine gewisse Besserung verspricht der Kreis dennoch: Es soll noch Grün gepflanzt werden, das hochranken kann.