Erdbeerernte in Tönisvorst Erdbeeren wachsen in Unterweiden in luftiger Höhe
Tönisvorst · Bei der Familie Panzer in St. Tönis werden in diesem Jahr erstmals Erdbeeren aus dem Tunnel geerntet. Nützlinge übernehmen den Pflanzenschutz.
Fast jeder, ob groß oder klein, mag sie: die süßen, roten Früchtchen – Erdbeeren, die das Frühjahr und den Sommer so schön bereichern. Am
23. April hat die Erdbeersaison offiziell begonnen, und die ersten Erdbeeren sind auch schon auf dem Markt. So auch die Beerenfrüchte aus dem Gewächshaus der Familie Panzer vom Obsthof Unterweiden in St. Tönis. „In unserem Gewächshaus wachsen und gedeihen die Früchte ganz ohne Heizung bereits seit gut zehn Tagen“, sagt Anne Panzer. Wenn die Temperaturen nun milder werden und die Sonneneinstrahlung zunimmt, bekommen sie auch richtig schön Farbe und Geschmack.
Bereits seit rund 15 Jahren hat die Familie Panzer mit dem gepachteten Gewächshaus gute Erfahrungen gemacht. Ganz neu ist aber für die Obstbauern die Erfahrung mit Erdbeeren aus Folientunneln. Sie brauchen noch gut zwei Wochen, bis auch sie kräftig rot sind. Die Familie Panzer mit Geschäftsführer Philipp Panzer hat in diesem Jahr erstmals Erdbeeren aus den Folientunneln im Angebot. „Wir haben unseren Freilandanbau gegen einen Tunnelanbau getauscht“, erläutert Seniorchefin Anne Panzer. Auf gut 2000 Quadratmetern stehen die vier Meter hohen Tunnel mit den Stellagen und den mit Blumenerde gefüllten Baken (Kästen) für die Pflanzen.
Dafür haben die Landwirte eine hohe finanzielle Belastung auf sich genommen, bei einer Spezialfirma die Konstruktionen bestellt und dann selbst installiert. Hier wachsen die Erdbeeren nicht mehr im Boden, sondern geschützt eine Etage höher in mit Substrat gefüllten Kästen, die an Metallkonstruktionen befestigt sind – eine Stellage-Konstruktion.
Gedüngt wird mit der automatischen Bewässerung. Kostspielige Heizungsanlagen sind nicht notwendig. Das Pflücken wird angenehmer, rückenschonender und effektiver. Eine Fläche kann über Jahre bei gleichbleibend hoher Beerenqualität genutzt werden. Lediglich die Erdbeerpflanzen werden jährlich erneuert.
Und gedüngt und gewässert wird umweltschonend nur genau so viel, wie die Pflanzen benötigen. Zudem lässt sich die Reife der Früchte gezielter steuern. Immer weniger wird dem Zufall oder den Launen der Natur überlassen. „Wir brauchen jetzt keine Angst mehr vor Starkregen oder Frost zu haben“, sagt Anne Panzer.
„Pflanzenschutzmittel werden durch den Einsatz von Nützlingen eingespart“, argumentiert sie. So kauft er bei einem Nützlingshersteller zum Beispiel Tütchen mit Raubmilben, die die Schädlinge, die Spinnenmilbe, fressen. „Diese Nützlinge kann ich schon prophylaktisch einsetzten“, sagt Philipp Panzer. Durch die Tunnel werde die Ernte auf einem Quadratmeter um das fünf- bis sechsfache höher ausfallen als auf einem Quadratmeter am Boden. Vorteile für die Verbraucher zählt der Geschäftsführer auch auf: „Er bekommt eine bessere Qualität zum gleichen Preis und kann die frischen Früchte zwei bis drei Tage im Kühlschrank aufbewahren, da die Erdbeeren aus dem Tunnel noch keinen Regen gesehen haben.“
Weniger Erntehelfer werden im Tunnel beim Pflücken benötigt
Diese Anbauvorteile haben bei der Umstellung auch für die Panzers eine Rolle gespielt, aber in erster Linie seien es die gestiegenen Personalkosten gewesen, die diesen Schritt in die Höhe vorangetrieben hätten. Durch das effektive und „bequeme“ Arbeiten in den Tunneln benötigen die Panzers viel weniger Erntehelfer aus etwa Rumänien und Polen, die mit dem Mindestlohn bezahlt werden. Die Pflücker sind dreimal so schnell aufrecht unterwegs als am Boden. Sie schieben kleine Wagen, auf denen die Kisten und Schälchen direkt gefüllt werden können. Außerdem sind die Mitarbeiter nicht mehr länger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. „Obwohl wir die Erfahrung mit dem Gewächshaus schon gemacht haben, ist es jetzt beim ersten Mal Erdbeeren aus dem Tunnel zu ernten, sehr spannend“, sagt Philipp Panzer.
Für den Kunden ändert sich nicht viel, die Preise bleiben stabil. Panzer erwartet eine gute Qualität. Und weniger Pestizide kommen der Umwelt und dem Verbraucher zugute.