Tönisvorst: SWK - Testfahrt in der Flüster-Bahn
Bürgermeister Thomas Goßen hat sich die neue 041 angeschaut. Die Haltestelle Wilhelmplatz wird umgebaut.
Tönisvorst. Der ältere Mann an der Haltestelle Wilhelmplatz ist sauer: "Warum darf ich hier denn nicht einsteigen? Soll dat Ding nicht dreckig werden?", fragt er erbost.
Die neuen Straßenbahnen der Städtischen Werke Krefeld (SWK) sind offenkundig heiß begehrt. Bislang ist allerdings erst eins von bislang fünf gelieferten Fahrzeugen im Linienbetrieb eingesetzt, weshalb sich die meisten Fahrgäste wie Bolle freuen, wenn so ein schickes neues Teil vor ihnen hält.
Doch der Wagen, der Freitagmorgen am Wilhelmplatz steht, ist auf Dienstfahrt: SWK-Geschäftsführer Guido Stilling und Infrastruktur-Manager Jürgen Schöppner stellen der Tönisvorster Stadtverwaltung die neuen Bahnen der Firma Bombardier vor.
Bürgermeister Thomas Goßen und Ordnungamtsleiter Wolfgang Schouten sind zufrieden, dass die Niederflurwagen (der Einstieg ist von der Straße aus 30 Zentimeter hoch) schon auf der Linie 041 nach St. Tönis fahren.
"Dafür hat Herr Schouten in Krefeld extra ein Loch in die Hülser Straße gerissen", spöttelt Guido Stilling. Noch mehr freuen sich Goßen und Schouten, als sie vorne auf der Anzeige "Tönisvorst-St.Tönis" lesen: So präzise wurde das Ziel bisher nicht angegeben.
Flüsternd-leise und fast ruckelfrei steuert Fahrer Ottmar Peuter (49) die Bahn in Richtung SWK-Betriebshof. "Sehr komfortabel", lobt Schouten, der auf einem der leuchtend roten Sitze Platz genommen hat.
Sein Chef freut sich über die breiten Türen und den niedrigen Einstieg: "Ich habe mal versucht, mit dem Kinderwagen in der alten Bahn zu fahren. Nie wieder!", blickt Goßen schaudernd zurück.
An der Haltestelle "Schicks" wird ein Zwischenstopp eingelegt. Hier gibt es neue hohe Bahnsteige, die den Einstieg zum Kinderspiel machen: Nur noch vier Zentimeter müssen überwunden werden. Von Hand ausklappbare Rollstuhlrampen an den drei Doppeltüren helfen bei Bedarf, auch diese Höhe zu überwinden.
"Die neuen Bahnsteige bekommen wir auch am Wilhelmplatz", verrät Schouten, als die Fahrt weiter geht. Jürgen Schöppner präzisiert: Bis Ende des Jahres soll die End-Haltestelle behindertengerecht umgebaut sein. Ob es auch neue Wartehäuschen gibt, ist noch offen.
Klimaanlage, Videoüberwachung, Fahrgast-Informations-Bildschirme, stufenloses Fußboden-Niveau - von der Ausstattung sind Goßen und Schouten am Ende angetan. "Künftig werde ich wohl auch an meinem Schreibtisch nicht mehr spüren, wenn die Bahn vorbeifährt", sagt der Bürgermeister.
Einzig Ottmar Peuter, der wie seine Kollegen zwei Tage an den neuen Fahrzeugen geschult wurde, schaut etwas skeptisch: "Bisher war ich Fahrer. Nun bin ich jemand, der Elektronik bedient", sagt er und blickt auf Joystick und Touchscreen im Führerhaus.