Winter: Frost sprengt die Straßen
Andreas Kotte leistet bei der Stadt Willich „Erste Hilfe“ bei Frost-Schäden auf Fahrbahnen und Gehwegen.
Willich/Tönisvorst. Ein Mann - 350 Kilometer. Das klingt nach verdammt viel Arbeit. Aber besonders gestresst sieht Andreas Kotte trotzdem nicht aus.
Der 30-Jährige ist Willichs einziger Straßenbegeher, er ist also für die regelmäßige Kontrolle aller 350 Straßenkilometer in der Stadt zuständig - von den Gehwegen rechts und links ganz zu schweigen.
An diesen winterlichen Tagen hat er besonders viel zu tun: Frost und Nässe haben überall den Asphalt gesprengt und die Platten der Bürgersteige angehoben.
"Hier muss ich sofort was machen: Unfallgefahr - vor allem für Radfahrer", sagt Kotte und zeigt auf die Fahrbahn der Straße "Diepenbroich" in Schiefbahn. Dort hat sich in Fahrtrichtung ein fast einen Meter langes und bis zu 30Zentimeter breites Loch gebildet. Offenkundig an einer Stelle, an der schon einmal die Asphaltdecke wegen Kanalarbeiten geöffnet worden war.
Wie der gelernte Straßenbauer erläutert, dringt Feuchtigkeit in solche Stellen ein, das Ganze überfriert, Wasser dehnt sich aus - und sprengt die Fahrbahndecke auf. Wenn auch noch viel Lkw-Verkehr darüber rauscht, werden die Löcher schnell größer.
Kotte hat einen großen Eimer Kaltasphalt in seinem organgefarbenen Wagen. Den füllt er mit der flachen Schaufel in das Loch und stampft die Masse anschließend fest. "Gut, dass hier was gemacht wird. Ich wollte schon anrufen", kommentiert ein Anwohner, der eilig aus dem Haus gekommen ist, die Arbeiten.
"Wir freuen uns, wenn Bürger uns informieren. Schließlich übersehe ich schon mal was und kann auch nicht überall sein", sagt Kotte dazu. Die Frage des Anwohners, wann die schon im Vorjahr versprochene Erneuerung der Fahrbahn denn endlich kommt, kann er aber auch nicht beantworten.
Unzählige Anrufe gehen seit Tagen bei der Verwaltung ein, die auf Schäden aufmerksam machen. "Die genaue Zahl haben wir gar nicht festgehalten", sagt Gerd Smits vom Geschäftsbereich Landschaft und Straßen. Während es im harten Winter Anfang 2009 vor allem Asphaltschäden gab, stehen diesmal beschädigte Gehwege im Vordergrund. "Ich traue dem Braten auch noch nicht. Der Winter ist noch nicht vorbei", orakelt Smits mit Blick auf den für nächste Woche angekündigten Frost.
Sein Straßenbegeher Andreas Kotte listet die Schäden in einer Kladde auf, warnt mit Schildern oder Baken vor Gefahrenstellen, markiert mit der Spraydose beschädigte Stellen. "Bei den Gehwegen muss man oft gar nichts tun. Die Platten setzten sich wieder, wenn’s wärmer ist", sagt Kotte.
Anders beim Asphalt: Grobe Schäden beseitigt er sofort - siehe oben . "Das hält auch eine Weile", versichert der 30-Jährige. Um eine Fahrbahn richtig zu reparieren, muss es allerdings deutlich wärmer werden: Erst ab etwa zehn Grad könne mit "Heißmischgut" gearbeitet werden, wie Kotte erläutert. Überwiegend übernimmt der Bauhof diese Arbeit. "Etwa ab März/April wird alles wieder in Stand gesetzt", ergänzt Gerd Smits.