Tönisvorst Unterwegs mit Reimer Martens
Der ehrenamtliche Landschaftswächter ist in Tönisvorst viel mit dem Rad unterwegs. Dabei sieht er schöne und ärgerliche Dinge.
Tönisvorst. Der Mann kommt viel rum. Würde man ein klein wenig übertreiben, könnte man sagen: Reimer Martens kennt jeden Grashalm in Tönisvorst. Seit sieben Jahren ist der heute 56-jährige Landschaftswächter für das Stadtgebiet. Ein Ehrenamt, das er mit Engagement und Freude ausübt, das merkt man, wenn er darüber redet.
„Ja, ich gehe Hinweisen nach“, erzählt er. Und nennt ein Beispiel: Da wurde er angerufen und darauf hingewiesen, dass es am Hagelkreuz, das liegt zwischen Südring und Groß Lind bei St. Tönis, ein bisschen wüst aussehe und dass dort mal Äste und Gestrüpp zurückgeschnitten werden müssten. Martens sah sich die Sache an, stellte fest, dass Vögel brüteten. „Kiebitze oder Stockenten“, sagt er. „Wir haben daraufhin nichts unternommen, sondern die Tiere alleine gelassen. Auch so funktioniert die Arbeit eines Landschaftswächters.
Wie kommt man dazu, Landschaftswächter zu werden? „Als die Stelle 2009 ausgeschrieben war, habe ich mich beim Kreis beworben“, erzählt der gebürtige Norddeutsche, der längst am Niederrhein heimisch geworden ist. Mit diesem Amt nutze er die Chance, Stellen und Ecken der Stadt anzusehen, die er sonst vielleicht nie besuchen würde. „Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs“, sagt er. Und dabei genießt er es, Vögel zu beobachten oder sie über ihre Stimmen zu identifizieren.
Was er dabei sieht, ist nicht immer schön, eigentlich ist es oft übel. Zum Beispiel dann, wenn der Landschaftswärter feststellt, welchen Müll irgendwelche Zeitgenossen in der Natur entsorgt haben. „Das reicht bis hin zu mehreren Tonnen Flüssig-Asphalt“, sagt er. Stellt er solchen Umwelt-Frevel fest, gibt’s nur eins: Die Polizei muss eingeschaltet werden. Das ist eine Sache der Strafverfolgung. Das Letzte, was passieren darf, ist, dass er sich durch eine Recherche womöglich selbst in Gefahr bringt.
Nicht ganz so gefährlich, dennoch aber auch strafbar und ein ärgerlicher Anblick: Müll oder Sperrmüll, der einfach abgekippt wurde. „Je weiter sie von ’normalen’ Straßen weggehen, umso dreister ist das, was die Leute wegwerfen“, erklärt Martens.
Zurück zu den schönen Seiten: „Wenn Sie sich mal Bereiche wie Clörath ansehen, ist das einfach schön. Da käme man mit dem Auto kaum jemals hin.“ Es geht aber auch näher an „normalen“ Straßen. So lobt Martens das Areal am Wasserturm. „Das ist ein Paradies für alle möglichen Tieren, besonders für Vögel“, erklärt der Experte. Auch hier weiß der St. Töniser, wovon er spricht: Seit einem Jahr leitet er die Tönisvorster Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu), dessen Mitglied er seit vielen Jahren ist. Auch die Seen, etwa am Graverdyk oder an der Viersener Straße, seien regelrechte Dorados für die Vogelwelt. Derzeit macht er übrigens dort eine Zusatzausbildung zum Fledermaus-Experten.
Sorge macht ihm die Entwicklung etwa in der Insektenwelt. „Da stellen unsere Krefelder Kollegen fest, dass ganze Populationen zusammengebrochen sind.“ Und da Insekten die Nahrungsgrundlage für viele Vögel sind, kann einem nur Angst und bange werden. „Das ist schon erschreckend.“ Und hier sieht Martens auch klipp und klar eine der Ursachen. „Wo fängt denn alles an?“, fragt er. „Doch beim Hobby-Gärtner, der sich im Gartencenter des Baumarktes mit allen möglichen und fragwürdigen Dingen eindeckt.“
Zu den positiven Seiten, die der Landschaftswächter auf seinen Touren sieht: Da ist der Obstbongert des Nabu an der Viersener Straße, der prächtig gedeiht oder eben der alte Baumbestand, der an vielen Stellen im Stadtgebiet schön zu beobachten ist.