Tönisvorst Vauth: Vergleich ist vom Tisch

Im Prozess vor dem Krefelder Arbeitsgericht gegen Lothar Vauths Ehefrau Jessica ist am 23. August ein Verkündigungstermin.

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Tönisvorst/Krefeld. Es soll ja Menschen geben, die den Namen Lothar Vauth mittlerweile nicht mehr hören können. „Warum schreiben Sie denn immer wieder über diesen Herren?“, wollte erst vor wenigen Tagen ein WZ-Leser von der Redaktion erfahren. Tatsächlich ist der Fall des ehemaligen Rechtsanwalts und Politikers selbst für gestandene Lokalredakteure, die sich aus beruflichen Gründen immer wieder damit beschäftigen müssen, ziemlich einmalig.

Kurz nach Karneval 2009 war bekannt geworden, dass Vauth als Chef einer Krefelder Anwaltskanzlei in großem Stil Mandantengelder veruntreut haben soll. Seitdem beschäftigen sich die Justizbehörden mit diesem Fall. Obwohl bereits Ende 2012 feststand, dass die Krefelder Staatsanwaltschaft ihm Untreue in 900 Fällen mit einem Schaden in Höhe von 1,9 Millionen Euro vorwirft, hat es bis heute keinen Strafprozess gegen den mittlerweile 50-Jährigen gegeben.

Verhandelt wird statt dessen auf „Nebenkriegs-Schauplätzen“. So auch gestern wieder vor dem Krefelder Arbeitsgericht. Dort versucht seit mehr als einem Jahr der Bonner Insolvenzverwalter der früheren Kanzlei Dr. Stöber, Oering, Vauth und Partner, von Jessica Vauth 348 100 Euro zu erstreiten.

Die Ehefrau des Rechtsanwalts hatte in der großen Kanzlei, die 2012 Insolvenz anmelden musste, als Bürovorsteherin gearbeitet. „Wenn jemand in die Kasse gegriffen hat, ist er zu Schadensersatz verpflichtet“, argumentierte bereits im Vorjahr die Anwältin des Insolvenzverwalters. Jessica Vauth sei nun mal für die Buchhaltung der Sozietät verantwortlich gewesen.

Bei einem Verhandlungstermin im März hatte sich noch angedeutet, dass es eventuell zu einem Vergleich kommen könnte. Damals bot die Seite Vauth immerhin 50 000 Euro an. „Viel zu wenig“, erklärte seinerzeit die Anwältin des Insolvenzverwalters. Und schob gleich hinterher, was sie auf jeden Fall von den Eheleuten Vauth verlangt: Offenlegen der finanziellen Verhältnisse und eidesstattliche Versicherung. Gleichzeitig kündigte die Anwältin ein eigenes Vergleichsangebot an.

Am Dienstag nun war von einem Vergleich keine Rede mehr. „Das ist vom Tisch“, erklärte die zuständige Richterin. Statt dessen beschäftigte sie sich intensiv mit der Frage, wie das vom Insolvenzverwalter vorgelegte Zahlenwerk zu bewerten ist. Denn die im Raum stehenden 348 100 Euro seien ein Saldo aus anderen Summen.

Das Ganze stelle sich nach so langer Zeit außerordentlich schwierig dar, räumte die Juristin ein: Wo ist die Summe X geblieben, die am 31. Juli 2007 abgebucht wurde? So etwas neun Jahre später zu klären, sei fast unmöglich.

Wie sie die Ergebnisse der gestrigen Verhandlung bewertet, ließ die Richterin offen. Sie hat aber einen Verkündigungstermin angesetzt. Die Entscheidung im Prozess soll am 23. August, 13 Uhr, gesprochen werden. Ob damit ein Kapitel dieser endlosen Geschichte geschlossen werden kann, bleibt abzuwarten. Wir werden weiter berichten (müssen).